„Nach dem Aufstieg in die Kreisliga A 2008 lief schon die Rückrunde in der letzten Saison sehr schlecht“, blickt Roberto Ardu zurück. „Und 2009/10 scheint aus sportlicher Sicht auch eine ziemliche Katastrophen-Saison zu werden. Als ich über den Brand informiert wurde, war mir sofort klar, dass es noch vor Mitternacht, also noch im Jahr 2009 passiert sein muss.“ Ein bisschen abergläubisch ist der Geschäftsführer also durchaus.
Was passierte in jener Nacht? Ardu schildert noch einmal den Hergang des Unglücks. „Es war ganz blöd. Auslöser des Brands war unsere Gasheizung, so eine Art Camping-Ofen. Den hatten wir schon 1000 mal benutzt. Ein Gast wollte ihn wohl abstellen, aber aus irgendeinem Grund gab es dann eine riesige Stichflamme, wahrscheinlich war irgendwo eine undichte Stelle. Dadurch wurden die Holz-Paneele in Brand gesetzt. Die brannten sofort lichterloh und konnten auch nicht schnell genug wieder gelöscht werden. Die Gäste haben natürlich erst einmal gesehen, dass sie an die frische Luft kommen, das ist ja auch in so einer Situation das Allerwichtigste. Denn die Rauchentwicklung war sofort sehr stark.“

Mehr blieb nicht übrig: Das Vereinsheim nach dem Brand.
Dass keiner der Anwesenden ernsthafte körperliche Folgen davon trug, ist immerhin ein kleiner Trost. Aber spätestens am Neujahrstag wurde das Ausmaß des Schadens klar. „Viele Mitglieder haben sich sofort am Neujahrsmorgen auf den Weg zum Sportplatz gemacht, um sich vor Ort ein Bild zu machen“, erinnert sich Ardu. Die anwesenden „Leonisti“ waren sprachlos und schockiert als sie auf die kümmerlichen Reste des Klub-Heims blickten. „Gestandene Männer hatten Pipi in den Augen“, weiß er zu berichten. „Wir standen vor den Trümmern der gesamten Vereinsarbeit der letzten Jahre. Früher konnten wir uns vom Geld in der Mannschaftskasse nur einen simplen Container leisten“, blickt der 42-Jährige zurück.
„In zehn Jahren vom Munde abgespart“
In acht Jahren entstand dann das himmelblaue Domizil. „Das haben wir uns fast zehn Jahre lang regelrecht vom Munde abgespart. Viele Mitglieder haben ihren Jahresurlaub geopfert, um beim Bau zu helfen.“
Richtig gemütlich war die neue Vereins-Heimat im Prinzip erst seit einigen Monaten: „Eigentlich waren wir erst jetzt endlich fertig geworden“, berichtet Ardu, der selbst dabei war, als darum ging, die abschließenden Kleinigkeiten zu erledigen. Am Ende durften sich alle gegenseitig auf die Schulter klopfen, das Gebäude war Treffpunkt, Veranstaltungslokal und Aufbewahrungsraum der Vereinsutensilien in einem. Alles, was ein Fußball-Klub braucht, wurde dort bereit gehalten.
„Die Spielerpässe riechen ziemlich angekokelt“

Die Zerstörung in der Innenansicht.
Doch fast nichts der Habseligkeiten des ASC konnte gerettet werden. Ardu zählt auf, was den Flammen alles zum Opfer fiel: „Mehrere Trikotsätze, darunter auch fast die komplette Ausstattung unserer Jugendmannschaft. Sie ist durch den Verlust ihrer Getränkekasse besonders gebeutelt. Das komplette Inventar, zum Beispiel ein Fernseher, die komplette Einbauküche und zwei große Kühlschränke mit Glastüren waren nur noch Schrott. Die Spielerpässe konnten wir noch retten, sie riechen nur ziemlich angekokelt.“
Womit wir bei den Utensilien wären, die vor allem einen großen ideellen Wert verkörpern. „Das sind solche Sachen, wie die ganzen Bilder aus unseren Anfangstagen. Soetwas tut natürlich weh.“
Schmerzhaft ist auch, dass die Tragödie für den Klub finanziell fast das Aus bedeutet hätte. „Wenn man Geld von der Versicherung haben will, muss man eine spezielle Feuerversicherung abschließen, eine Haftpflichtversicherung deckt so einen Schaden nicht ab. Immerhin sind die Verluste, die die Gäste an dem Abend erlitten haben, durch die persönliche Hausratversicherung abgesichtert.“
Aufgeben oder Ärmel hochkrempeln?
Nach der kurzen Schockstarre stellte sich der ASC-Vorstand die alles entscheidende Frage: Lohnt es sich überhaupt weiter zu machen – oder besser gesagt noch einmal ganz von vorne anzufangen? Die Wanne-Eickeler entschieden sich für Letzteres. „Allein der Abbruch des Gebäudes und die Entsorgung der Reste hätte unseren finanziellen Rahmen schon gesprengt“ – die Entscheidung fiel nicht leicht, auch wenn die Beseitigung des Trümmerhaufen so oder so bewältigt werden muss.„Es war sofort klar: Jetzt gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder wir schmeißen alles in den Container und machen ein für alle Mal den Deckel drauf oder wir machen Nägel mit Köpfen und sagen: Jetzt erst recht!“

In Eigenleistung hatten die "Leonisti" an ihrem Dominizil gebaut.
Genau wie sein Geschäftsführer scheint der Klub mit einem echten Kämpferherz ausgestattet zu sein. „Ich bin einerseits Realist, aber auch Optimist“, versucht sich der technische Angestellte selbst einzuschätzen. „Mein Motto ist: Wenn man etwas wirklich will, dann kann man es auch erreichen.“
Um das zu beweisen, hat sich Ardu auch persönlich neue Ziele gesteckt. „Ich bin ein etwas korpulenterer Typ“, schmunzelt er. „Ich habe circa 25 Jahre lang geraucht und überhaupt keinen Sport gemacht, sondern nur an der Linie gestanden und die Jungs angebrüllt“, gibt der ehemalige ASC-Kassierer zu.
Sportmuffel Ardu startet beim 25-Kilometer-Lauf
Aber das soll sich jetzt ändern: „Ich habe mich jetzt beim ‚Big 25‘-Lauf in Herne angemeldet.“ Noch ein knappes Vierteljahr hat der Langstrecken-Novize Zeit, um sich in Form zu bringen. Das ganze soll dann als eine Art Spendenlauf dienen, deshalb hofft Ardu, dass er noch Sponsoren findet, die seinen Kraftakt mit einem gewissen Obolus belohnen.
Der ASC Leone wurde 1986 in Wanne-Eickel gegründet. Hervorgegangen ist der Klub aus der Kirchengemeinde der Löwenkirche in Herne. Fanden sich anfangs nur italiensiche Fußballer unter dem himmelblauen Vereinswappen, dass auch die Nationalfarben des 4-fachen Fußball-Weltmeisters enthält, ein, wurde daraus später eine „Multi-Kulti-Truppe“. Im vorletzten Jahr gelang der Aufstieg in die Herner A-Kreisliga. „Das ist für unseren Verein schon eine mittlere Sensation“, freut sich Ardu. Im Moment hat der Klub aber zusätzliche Sorgen, liegt der ASC doch auf dem vorletzten Platz zur Zeit auf einem Abstiegsrang. Sportliches Aushängeschild des ASC ist die D-Jugend, das aktuell einzige Juniorenteam der Wanne-Eickler. Die von Arthur Gellner (Ardu: „Das ist der Felix Magath unserer Jugendabteilung“) trainierte U13 ist nach 13 Meisterschaftsspielen Spitzenreiter der B-Kreisliga.
Apropos Kraftakt. Den ASC Leone wieder auf die Beine zu bekommen, wird natürlich nicht einfacher als ein guter Halbmarathon, hier ist ein ebenso langer Atem gefragt. Deshalb freut sich der Vorkämpfer, dass er unterstützt wird: „Zuerst sind da natürlich unsere eigenen Vereinsmitglieder“, lobt Ardu die „Leonisti“. „Sie haben von Anfang mit angepackt, und helfen fast täglich mit. Ein großes Kompliment an dieser Stelle auch an unseren Trainer Norbert Rothe, der sofort gesagt hat, dass er für den Rest der Saison auf die ihm zustehende Aufwandsentschädigung verzichtet.“
Doch auch andere Klubs wollen nicht tatenlos zusehen: „Auch Firtinaspor, mit denen wir uns den Platz teilen, will uns unter die Arme greifen. Generell ist die Solidarität im Kreis sehr groß, die Sportfreunde Wanne und Wanne 11 haben auch schon ihre Hilfe signalisiert.“ Das könnten Benefizsspiele oder andere Aktionen, wie die Trikot-Spende der Herner Alten-Herren-Winterrunde sein. Auch die Jugend von Westfalia Herne hat schon Konkretes vorzuweisen und einen Büro-Container zur Verfügung gestellt.
Das WM-Finale soll schon im neuen Domizil laufen
Angesichts dieser Welle der Unterstützung ist Ardu fast schon gerührt: „Man kann nie wissen, vielleicht hat jedes Schlechte hinterher doch noch etwas Gutes. Wenn man ganz am Boden ist, dann kann es ja nur noch wieder bergauf gehen.“ Und trotzig blickt er bereits wieder ein paar Monate voraus: „Im Sommer ist Weltmeisterschaft, die Spiele wollen wir schon wieder bei uns im Vereinsheim gucken.“ Der Italiener hofft natürlich auf ein Finale zwischen Deutschland und den „Azurri“.
Und 2011 feiert der ASC sein erstes großes Jubiläum. „Da werden wir 25 Jahre alt und das wollen wir mit unseren Gästen natürlich feiern. Und zwar nicht in einem Rohbau!“
Weitere Infos zum Vereinsheimbrand:
[url]https?://www.asc-leone.de.vu/[/url]
