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Führungsklarheit in Köln
Toni Schumacher ist "wieder zu Hause"

Werner Spinner ist der neue Präsident. Der ehemalige Manager des Bayer-Konzerns wurde mit überwältigender Mehrheit gewählt und bringt Toni Schumacher mit.

Toni Schumacher streckte den Blumenstrauß wie einen Siegerpokal hoch in die Luft und strahlte an der Seite des neuen Präsidenten Werner Spinner, als ob er doch noch Weltmeister geworden wären. "Schön, dass ich wieder zu Hause bin. Und vor allem schön, dass es nach 25 Jahren so geendet ist", sagte der ehemalige Nationaltorhüter und Bundesliga-Rekordspieler (422) des 1. FC Köln. Als Vizepräsident soll "dä Tünn" zusammen mit Spinner und Markus Ritterbach an der Spitze des abstiegsbedrohten Fußball-Bundesligisten Ruhe in den Klub bringen und die Weichen für eine Zukunft stellen, die der ruhmreichen Vergangenheit der Kölner gerecht wird.

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Den ersten Schritt raus aus dem Chaos der letzten Monate nach dem überraschenden Rücktritt von Präsident Wolfgang Overath im vergangenen November sowie den Entlassungen von Sportdirektor Volker Finke und Trainer Ståle Solbakken machten die sonst so streitbaren Mitglieder des FC am Montagabend im der Lanxess-Arena selbst. Mit der überwältigenden Mehrheit von 91,4 Prozent wählten sie das vom Verwaltungsrat vorgeschlagene Trio und ließen damit der Opposition um Ex-Profi Karl-Heinz Thielen und Investor Franz-Josef Wernze keine Chance.

"Ich bin sehr erleichtert, dass wir mit einer so großen Mehrheit gewählt worden sind. Für mich ist das der erste wirklich große Schritt in Richtung: Wir wollen zusammenstehen, wir wollen den Verein vereinen", sagte der Spinner, ein ehemaliger Manager des Bayer-Konzerns. Die Kandidatur von Thielen war an dem 63-Jährigen aber nicht spurlos vorüber gegangen: "Am Anfang sah es noch ganz einfach aus, aber dann kam dieses Team aus der Dunkelheit. Das war schon eine sehr anstrengende Zeit."

Zeit ist das richtige Stichwort für die nächsten Wochen, denn noch muss der Tabellen-16. um den Klassenerhalt kämpfen und ist zudem weiter auf der Suche nach einem Sportdirektor und einem Nachfolger für Interims-Trainer Frank Schaefer, der eine Fortsetzung seiner Amtszeit kategorisch ausgeschlossen hatte. Allerdings wurde Coach Schaefer auf der Mitgliederversammlung von den neuen Funktionsträgern zum Weitermachen aufgefordert. Schumacher: "Ich wäre froh, wenn er das machen würde."

Der "kölsche Tünn" hofft auf eine Aufbruchsstimmung. "Zeit können wir uns nicht schnitzen, Zeit ist sehr kostbar. Aber trotzdem kann man ja jetzt mit Volldampf in die Arbeit reingehen. Einen Sportdirektor zu finden ist unsere erste Aufgabe, das muss schnellstmöglich gelöst werden. Da arbeiten wir dran", sagte Schumacher.

Für Schumacher, der nach seiner Entlassung als Spieler 1987 wegen seines Buches "Anpfiff" 25 Jahre lang in Köln eine persona non grata war, war der Abend vor über 4000 Mitgliedern etwas ganz Besonderes: "Das war schon ein tolles Ergebnis heute hier. Als die Leute so richtig applaudiert haben, das hat gut getan. Das war auch wichtig für mich. Ich musste einige Dinge vergessen, die Fans haben auch was vergessen und wir sind aufeinander zugegangen. Wir haben uns die Hand gegeben, das war ein gutes Gefühl."

Weniger "Jeföhl", aber genauso viel Herz sprachen aus Spinner ("Ein Kindheitstraum war es nicht"), dessen erstes Ziel der Verbleib im Oberhaus ist: "Wir werden alle Kräfte mobilisieren, um den Klassenerhalt zu schaffen. Dafür ist es ganz wichtig, dass wir im Umfeld der Mannschaft Ruhe schaffen." Doch auch im Fall des Abstiegs stellte Spinner klar: "Ich bin kein Präsident nur für die erste Liga geworden."

Zuvor hatte der 9. Präsident des 1. FC Köln auf seiner rund 30-minütigen Vorstellungsrede Klartext gesprochen: "Ich bin kein Heilsbringer und kann keine Wunder vollbringen. Aber ich kann Professionalität und Stabilität bringen", sagte Spinner und kündigte eine Satzungsänderung an: "So viel Macht wie ein Präsident des FC hat, das gibt es sonst nur bei Diktatoren in einer Bananenrepublik."

Gewählt ist das neue Dreigestirn bis 2013. Ob Geschäftsführer Claus Horstmann dann noch im Amt, bleibt abzuwarten. Er war der Buh-Mann des ansonsten sehr harmonischen Abends und bekam den Zorn der Fans zu spüren. Sie machen ihn für das Chaos beim mit rund 30 Millionen Euro verschuldeten Traditionsklub mitverantwortlich und forderten seinen Rücktritt.

Horstmann wehrte sich nach Kräften: "Sie können meinen Kopf fordern und meinen Rücktritt. Aber wenn ich eines immer gemacht habe, dann, dass ich alles für den FC gegeben habe." Dieses Versprechen gaben am Montagabend übrigens auch Spinner, Schumacher und Ritterbach ab.

Kurz Notiert / Amateurfußballnews

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