Mittwoch, 9. Mai:
Am vergangenen Mittwoch veröffentlichte der Verbands-Fußball-Ausschuss (VFA) des Fußball- und Leichtathletik-Verbands Westfalen ein sechsseitiges Dokumente mit dem Titel „Spielklassenstrukturreform – Informationen zur Eingruppierung in die überkreislichen Spielklassen“. Was sich hölzern anhört, sollte den Vereinen einen Überblick über die aktuellen Szenarien geben, vier an der Zahl. In jeder der Varianten steigen definitiv alle Drittplatzierten der westfälischen Landesliga auf.
Freitag, 11. Mai:
Am Freitag erreicht Michael Schulz, dem 1. Vorsitzenden von Mengede 08/20, der Anruf einer Zeitung, die ihn über das Dokument informierte. „Uns wurde gesagt, dass wir mit einem Sieg durch sind, weil alle Tabellendritten auf jeden Fall aufsteigen. Ich bin dann los, habe über Nacht noch die Aufstiegs-T-Shirts drucken lassen und alles organisiert“, erklärt Schulz.
Was Schulz zu diesem Zeitpunkt nicht weiß: Die Varianten, die der FLVW veröffentlicht hat, gehen alle davon aus, dass der VfB Hüls am Saisonende den neunten Platz in der NRW-Liga belegt, folglich sieben westfälische Teams in die neue Oberliga zurückkehren. Tritt dieser Fall ein, steigen tatsächlich alle Landesliga-Dritten sicher auf. Der VfB Hüls hat allerdings vier Spieltage vor Schluss nur drei Punkte Vorsprung vor ETB SW Essen, einem Klub aus dem Fußballverband Niederrhein. Sollte dieser den VfB noch abfangen, kehren acht westfälische Mannschaften in die neue Oberliga zurück und dann besteht – je nach Ausgang der Regionalliga-Relegation – die Möglichkeit, dass nur vier der fünf Landesliga-Dritten den Aufstieg feiern.
Samstag, 11 Mai:
Als Schiedsrichterin Nadine Matthes gegen 18.20 Uhr die Partie zwischen Mengede 08/20 und Arminia Marten abpfeift, beginnt die Aufstiegssause der Dortmunder, die angesichts des Doublegewinns des BVB für viele bis zum späten Sonntagabend andauert. „Ich bin noch immer ganz müde“, berichtet Schulz am Montag.
Montag, 13. Mai:
RS fragt bei Martin Schiffer, Sportlicher Leiter der 08/20er nach, woher die Information stamme, dass alle Drittplatzierten sicher aufsteigen und wird an VFA-Mitglied Reinhold Spohn verwiesen. Der erklärt: „Wir haben immer betont – und es steht auch explizit im Text drin –, dass sich die durchgespielten Varianten auf den aktuellen Stand beziehen und nicht endgültig sind. Wenn der VfB Hüls noch von SW Essen überholt wird, ändern sich die Voraussetzungen natürlich.“
Sorgen machen müssen sich die Mengeder, die an ihrer verfrühten Feier im Prinzip keine Schuld trifft, weil sie einer vermeintlich richtigen Information Glauben schenkten, dennoch nicht. Schließlich müssten sie schon alle Spiele verlieren, um Platz zwei, der ohne Wenn und Aber zum Aufstieg berechtigt, noch zu verspielen. Und auch die Wahrscheinlichkeit, dass einer der Drittplatzierten auf der Strecke bleibt, ist trotz allem eher gering.
Nur auszuschließen sind beide Varaiten rechnerisch im Moment eben noch nicht, weshalb die Aufstiegsfeier der Rot-Gelben zumindest verfrüht über die Bühne ging. Aber im Dortmunder Jubel-Wochenende passte sie ja auch irgendwie gut. Und wer weiß: Vielleicht wird nächstes oder übernächstes Wochenende einfach noch einmal gefeiert.

