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Schalke: Ticketwucher
Wie S04-Fans abgezockt werden

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72,- Euro für einen Sitzplatz in Leverkusen – ja, wer greift da nicht gerne zu? Schalkes Fans werden mal wieder abgezockt und rufen so die DFL auf den Plan.

Der Ticket-Wahnsinn in den Stadien der Bundesliga treibt immer seltsamere Blüten. Der Topzuschlag gilt bei findigen Geschäftsleuten in den Finanzabteilungen beinahe schon als alter Hut. Bayer Leverkusen gilt in der Branche als neuer Trendsetter. Mit 67 Euro kostet das teuerste Sitzplatzticket für S04-Anhänger in der BayArena im Gästeblock fast dreimal so viel, wie bei einem Spiel in der billigsten Kategorie, zum Beispiel gegen Augsburg.

„Jeder weiß, dass Bayer ein Fanproblem hat“

Vorreiter, die Kartenpreise der jeweiligen Nachfrage anzupassen, ist seit Jahren der Hamburger SV. Ohne Skrupel hat der feine Club von der Alster den Anhängern von Borussia Dortmund vor einigen Wochen nicht nur die Punkte, sondern auch noch 40 Euro für den billigsten Sitzplatz aus der Tasche gezogen. Das teuerste Billet kostete für die Partie des deutschen Meisters gar unverschämte 94 Euro – ohne Vorverkaufsgebühren versteht sich.

450 Tickets zurück nach Leverkusen
Die Schalker Fanabteilung hatte es seinen Bestellern freigestellt, die Kartenbuchung für die teuren Sitzer für das Spiel in Leverkusen zurückzuziehen. 600 S04-Anhänger machten davon Gebrauch. 150 Fans dagegen war das Signal, das die Fans mit ihrer Stornierung abgeben wollten, scheinbar egal. Sie buchten die frei gewordenen Karten für sich. 450 Tickets blieben liegen und wurden nach Leverkusen zurückgeschickt.

Fans des FC Augsburg dagegen werden sich auch das Spiel ihrer Mannschaft beim HSV für die Hälfte anschauen können.

„Es ist immer das Gleiche“, winkt Frank Arndt verärgert ab. „Diese Aufschläge sind für unsere Anhänger kaum noch hinnehmbar.“ Kategorisierte Kartenpreisgestaltung lautet das neue Zauberwort. Die Nachfrage bestimmt den Obolus. „Wir nehmen ja auch einen Zuschlag gegen die Bayern und den BVB auf die Sitzplätze. Aber der ist im Rahmen. Wenn einige Vereine jetzt Differenzen in ihren Preisen von annähernd 300 Prozent haben, dann ist das einfach nicht mehr in Ordnung“, schüttelt Arndt den Kopf.

Zusammen mit den Fans des BVB und denen der Bayern seien die Königsblauen fast überall die Deppen und würden mehr als andere Anhänger zur Kasse gebeten, klagt der Vorsitzende des Schalker Fan-Club Verbandes an. „Jeder weiß, dass Bayer Leverkusen ein Fan-Problem hat. Gegen Rapid Wien in der Europa League kommen keine 20.000 Zuschauer. Aber das ist keine Legitimation, die Kartenpreise gegen Gegner wie Schalke oder auch bei den Lokalduellen gegen Mönchengladbach oder Düsseldorf derartig anzuziehen.“

Durch die Proteste der Fan-Initiative “Kein Zwanni – Fußball muss bezahlbar sein”, haben die Vereine die Stehplatzpreise inzwischen unter die magische Grenze von 20 Euro gedrückt. Das Zugeständnis an die Abteilung Stadion-Folklore scheinen die Verantwortlichen aber eher als sportlichen Ansporn für immer neue Denkmodelle verstanden zu haben, wie man den Fans anderweitig das Geld aus der Tasche ziehen kann.

Von Szenarien wie im Mutterland des Fußballs, wo der Stadionbesuch für den normalen Durchschnittsfan fast nicht mehr bezahlbar ist, scheint die Bundesliga nicht mehr weit entfernt. „Wenn hier nicht bald mal die DFL einschreitet und dem Einhalt gebietet, dann haben wir bald tatsächlich englische Verhältnisse“, nickt Arndt. Der Schalker Fanbeauftragte fordert deshalb einen möglichst einheitlichen Durchschnittspreis je Ticket für alle Gästefans.

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  • 42na95 15.11.2012 13:50 Uhr
    Was sollen wir Düsseldorfer denn dazu sagen, befinden wir uns bei den Tickets ebenfalls in erlauchten Kreis mit Bayern, BMG und dem BVB
  • mberghoefer 15.11.2012 16:05 Uhr
    wieso wird eine an sich nachvollziehbare Argumentation eigentlich jedesmal abgeschwächt durch einen reflexartigen Hinweis auf die angeblich noch so viel schlimmeren "englischen Verhältnisse"?
    Die Preise bei Bayer Leverkusen für diese Spiele gegen S04&Co liegen bereits heute deutlich *über* denen der Tageskarten bei zB Manchester United. Ja, richtig gelesen. Nicht "Littlevillage FC", sondern Manchester United. Und dann schaue man sich mal die Dauerkartenpreise in UK an und zum Vergleich die in Deutschland. Oder die Nachlässe für Jugendliche oder Rentner. Oder Sonderaktionen wie "5 Pfund auf allen Plätzen", die es in England schon gab.
    Das Mantra von den "englischen Verhältnissen" ist m.E. nichts weiter als etwas, das den Deutschen gerne als Begründung für noch weitere Preissteigerungen gilt - sowohl den Vereinen als auch den Fans. "Lieber nicht meckern, sind wir lieber froh, dass wir noch keine englischen Verhältnisse haben"...
    Was ich dabei überhaupt nicht verstehe: Sollte ein Journalist, der über Eintrittspreise schreibt, oder der auch nur überhaupt irgendetwas mit dem Sport zu tun hat, sich nicht erstmal ernsthaft informieren bevor er über Jahre hinweg das immer gleiche Argument ins Feld führt - obwohl es seit Jahren schon nicht mehr wirklich zutrifft?
    Klar ist: In den Profistadien auf der Insel gibt es keine Stehplätze mehr und deshalb auch kaum Eintrittskarten zum Preis eines deutschen Stehplatzes. Aber auch in deutschen Stadien sind die überwältigende Mehrheit der Plätze Sitzplätze. (Auf denen man als Auswärtsfan dann meist trotzdem steht.) In Wolfsburg zahlt man in der Kategorie A dafür übrigens in dieser Saison 70€. Plus Gebühren. Auf allen Sitzplätzen oben und unten an beiden Seitenlinien entlang. In Wolfsburg. Nicht bei Chelsea. Dort kostet jeder Sitzplatz, ja: jeder, bei ChampionsLeague-Gruppenspielen übrigens 35 Pfund. Jugendliche/Rentner die Hälfte. "Englische Verhältnisse"?
  • Te GE 15.11.2012 16:42 Uhr
    solange es Fans gibt die das bezahlen, wird sich an der Preisspirale auch nichts ändern, ganz im Gegenteil, die Vereine wissen das ganz genau, und werden immer weiter drehen! Ich kann mir nicht mehr so viele Spiele leisten, und muss leider gestehen, das ich mir nur noch die Rosinen rauspicke, und im Gegenzug immer mehr mit der 2. Mannschaft, und den Junioren unterwegs bin! Es ist auch nur noch eine Frage der Zeit,bis ich mir die Rosinen auch nicht mehr antun möchte!! Alle Fans zum streiken bringen? wird wohl leider nicht funktionieren, weil es eben die Fans gibt die das mitmachen (mich und meine Rosinen eingeschlossen)
  • Frankiboy51 16.11.2012 05:00 Uhr
    Ich bin für den Zuschauerboykott der 1. BL.
    Alternativ Besuch der Auswärtsspiele der U23/II in der 3. und 4. Liga.
    Sonst plädiere ich für eine Ausbildungspauschale von 500- 1000 Zuschauerkarten (5000,--7000,-€), wenn die Zweitvertretungen nicht entsprechend Fans mit nach WSV, RWE, Siegen oder Rot-Weiß Oberhausen.
    Die kann ja auch DFB/DFL oder Volkswagen/AUDI als Ligasponsor zahlen.
  • Maddin04 16.11.2012 10:21 Uhr
    Es ist schade, dass es die Schalker Fangemeinde und andere Fanszenen bisher noch nicht geschafft haben solche Bayer-Abzockspiele komplett zu boykottieren. Das muss imho in Zukunft unbedingt passieren und es muss viel mehr Öffentlichkeit hergestellt werden über solche Dinge (Danke an RS in dem Zusammenhang!)

    Im Übrigen scheinen sich viele Fußballfans gar nicht bewusst zu sein, was sie für eine Macht haben, wenn sie bei solchen Themen geschlossen auftreten. Man muss diese Abzocker nur mit ihren eigenen Waffen schlagen: So wäre imho z.B. ein allgemeiner und öffentlich kommunizierter Fan- und Verbraucherboykott von Bayer-Produkten und Produkten von Bayer 04-Sponsoren (Sunpower, betfair, Coca Cola zero, DEVK u.a.), die diese Abzocke (wenn auch nur stillschweigend) dulden, mit Sicherheit ein probates Mittel um die Bayer 04-Verantwortlichen schnell zu einem Einlenken zu bewegen.

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