MSV: Michael Tönnies

„Die Hoffnung hält mich über Wasser“

Wie soll das funktionieren?

Sport ist sehr wichtig für mich. Ich habe es ein bisschen schleifen lassen. Dementsprechend schwach fühle ich mich. Ich muss mich in meiner Situation aber jeden Tag quälen. Auch wenn es mir noch so schwer fällt, muss ich jeden Tag 20 Minuten auf dem Ergometer fahren. In den letzten Wochen nach dem Fehlalarm bin ich aber schludrig geworden und habe es nicht mehr gemacht.

Warum?

Das kann man nicht erklären. Die Motivation war irgendwie weg. Aber jetzt kehrt sie langsam zurück. Ich nähere mich dem Ergometer wieder an. Und wenn ich draufsitze, geht es mir besser. Ich will ja schließlich am Leben teilnehmen.

Fahren Sie denn wieder regelmäßig?

Nein. Der Kopf sagt immer: „Du schaffst es nicht.“ Der Ehrgeiz ist flöten gegangen. Aber das ist ein Kampf, den ich annehmen und gewinnen muss. Das Positive ist, dass etwas passiert. Ich habe ja schon zwei Organe angeboten bekommen und alle sagen mir: „Das dauert nicht mehr lange.“ Ich hoffe natürlich, dass es so schnell wie möglich vonstatten geht. Diese Hoffnung hält mich über Wasser.

Was wollen Sie als erstes machen, wenn Sie die neue Lunge haben?

Ich möchte mal wieder bei Edeka einkaufen gehen. Ich möchte einfach nur tief durchatmen können, ohne darüber nachzudenken. Ich weiß nicht mehr, wie das ist. Kein normaler Mensch denkt daran, wie er atmen muss. Ich denke jede Sekunde daran. Das ist zermürbend und das kann man sich kaum vorstellen.

Was glauben Sie, wie lange Sie noch auf eine neue Lunge warten müssen?

Da spielt immer der Tod eines Menschen die Rolle. Das kann man nicht vorhersagen, das ist ja mein Problem. Es wird relativ zeitnah geschehen, aber einen genauen Zeitpunkt kann mir niemand nennen. Und durch den Organspendeskandal ist auch die Spendebereitschaft zurückgegangen. Das spürt man.