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RWE - VfB Hüls 0:5
Der Untergang

(7) Kommentare

Ein Gutes hatte der Ausflug nach Marl für RWE. In Essen spricht niemand mehr über den FC Kray. Rot-Weiss erlebte beim VfB Hüls ein historisches Debakel.

Kennen Sie Tröten? Nein, nicht etwa Vuvuzelas. Diese ausgelutschten Ententröten, die in Zeiten, als der liebe Gott noch kein Pay-TV erfunden hatte, in jeder Zweitliga-Übertragung dem Reporter als akustische Anwesenheitsbescheinigung dienten. Die den Sound zu Sonntagsspielen lieferten, als dort noch keine Bundesliga gespielt wurde. An diesem Abend waren sie noch mit das Beste, das RWE zu diesem Spiel beizutragen hatte. Sie fügten sich ins Ambiente: In vielerlei Hinsicht ist ein Ausflug an den Badeweiher eine Reise in die Vergangenheit. Scheinbar unversehrt vom Zinnober, der um den Fußball andernorts veranstaltet wird. Das Ganze an einem Dienstag, 18 Uhr, Nieselregen. Erst um 18 Uhr! Der VfB schlug noch eine halbe Stunde beim Verband heraus. Schiedsrichter Nikolaus Athanassiadis legte daher gesteigerten Wert auf Pünktlichkeit: Es gibt kein Flutlicht am Badeweiher.

VfB Hüls: Rantzow - Koch (23. Köse), Schlüter, Diericks, Oscislawksi - Piorunek, Hoffmann, Mutluer, Koscholleck - Bednarski (83. Schurig), Erwig (72. Vennemann).
Rot-Weiss Essen: Schwabke - Telch, Wagner, Rodenberg, Grund (46. Koep) - Soukou (18. Sawin), Pires-Rodrigues, Grummel (64. Guirino), Lemke - Avci, Ellmann.
Tore: 1:0 Erwig (27.), 2:0 Bednarski (40.) 3:0 Mutluer (5.5) 4:0 Erwig (58.) 5:0 Erwig (61.)
Gelbe Karten: Koch, Hoffmann - Pires-Rodrigues
Schiedsrichter: Nikolaus Athanassiadis
Zuschauer: 1.100

Nicht, dass man in Essen nicht wüsste, dass eben jenes Flair den sportlichen Alltag kennzeichnet. Niemand geringeres als ein über die Stadtgrenzen hinaus äußerst semi-prominenter Klub wie der FC Kray sollte RWE den letzten Hauch von Dünkel ausgetrieben haben. Ein 0:0 gegen einen Klub, für den die Regionalliga eine bessere Klassenfahrt ist. Spieler, Trainer und Verantwortliche fanden deutliche Worte. Wie die nach solch einer peinlichen Nummer nun mal gefragt sind. Man kritisierte sich selbst und gelobte artig Besserung. Zunächst gelang das auch ganz manierlich.

Nun die nächste Pflichtaufgabe. Leichte Schulter? Ach was. RWE kennt nur ein Gas: Vollgas! Gerade, weil es für den VfB Hüls um die letzte Chance ging, die Klasse zu halten, mal wieder. Das würde auch schon circa den größten Erfolg der rund 65-jährigen Vereinsgeschichte bedeuten. So viel zur Orientierung. Doch Rot-Weiss Essen ist es längst gewohnt, sich mit Vereinen mit beschaulichem Umfeld zu messen. Neu ist, dass das Wrobel-Team sich gegen einen der Underdogs dieser Liga bis über die Grenze zur Fremdscham vorführen lässt. Hand drauf, das Ergebnis ist kein Irrtum! RWE hat sich gegen einen phasenweise famos aufspielenden VfB Hüls mit 0:5 blamiert. Wenn das mal reicht.

Wrobel gestand ohne Umschweife: Das war die bitterste Niederlage seiner Laufbahn. Kapitän Vincent Wagner relativierte, machte es damit aber kaum besser. Neben der 1:5-Klatsche in Siegen vor wenigen Monaten fiel ihm zum Vergleich nur die Pleite gegen den VfB Lübeck ein. Jenen 90 Minuten, die als beinahe identitätsstiftendes Trauma die jüngere rot-weisse Vereinsgeschichte geprägt haben. Dem Spiel, das überhaupt Schuld daran ist, dass RWE am Dienstag hier spielen musste. Während es einige Essener vorzogen, gar nichts zu sagen, gab sich Wrobel immerhin Mühe: "Wenn man von Leistung sprechen will, muss man überhaupt erstmal eine anbieten." Wie sich der 43-Jährige den abermaligen, ungleich düstereren Lapsus nach der Kray-Blamage erklärte? "Ich weiß es nicht. Ich hätte eigentlich gedacht, dass es nicht schlechter ging, als gegen Kray..."

Es ging. Der VfB darf einem bei der Geschichte dieses Abends fast ein wenig leid tun, denn über das Debakel des Favoriten geht beinahe unter, wie zielstrebig, effizient und abgeklärt das Team von Martin Schmidt die Gäste herspielte. Allein das Offensivtrio um Kadir Mutluer, Christian Erwig und Kamil Bednarski erteilte RWE eine Lehrstunde: Erwig (27.) und Bednarski (40.) legten vor der Pause den Grundstein.

Entscheidendes ereignete sich in der Pause: Wrobel nahm den angeschlagenen Kevin Grund aus dem Spiel. Nach dem frühzeitig ausgeschiedenen Cebio Soukou bereits der zweite verletzungsbedingte Wechsel. Als folgenschwerer erwies sich jedoch die Entscheidung, defensiv auf eine Dreierkette umzustellen: RWE riskierte alles und erntete einen Wirbelsturm. Mutluer (55.) und Erwig (58., 61.) stellten früh auf 0:5. Hüls verzeichnete verbindliche Konterchancen im Minutentakt. Ganze 19 Minuten sah sich der Coach dieses abstruse Spektakel an und brachte mit Roberto Guirino einen vierten Mann für die Kette.

Schadensbegrenzung war das einzige, das RWE in den letzten Minuten mühevoll glückte. Beim VfB Hüls! Der hat in dieser Form eigentlich schon die Pflicht, sich mit dem Klassenerhalt zu belohnen. Allein schon, um RWE noch einmal zu begrüßen. Nicht nur in Sachen guter, alter Fußballwelt ist der VfB ein Farbtupfer in der Regionalliga. Wenngleich für RWE ein rabenschwarzer.

Zur Einordnung: Mutluer, einer der herausragenden Akteure dieses denkwürdigen Abends, konnte sich nicht zu seiner Leistung äußern. Er musste zur Nachtschicht!

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  • RWE SG 09.04.2013 23:10 Uhr
    Wenn man gegen den Tabellenletzten Unentschieden spielt darf man gegen den Vorletzten schon mal verlieren.
    Aber man will ja nur Platz 2. Das war noch nicht mal Mittelmaß heute. Jetzt noch ne Klatsche in Wiedenbrück und das kostet mindestens 2500 Zuschauer gegen Vik. Köln. Zurecht!!!!!!!!!!!
  • bonans11 10.04.2013 07:13 Uhr
    tja so kann es gehen wenn die erwartungen doch etwas zu hoch sind, die konstanz von spiel zu spiel fehlt, und es eigentlich nur noch um die goldene zitrone geht, aber mal ehrlich , ohne einen vernünftigen sturm, und lediglich mit einem außergewöhnlichen für diese liga, mittelfeldspieler ( avci ) das ist zu wenig wie man sieht, es bringt auch nichts diese spiele wie gestern z.b. auch noch schön zu reden, da ist der gesamte trainerstab gefordert, auf eine neue und hoffentlich sportlich bessere saison im nächsten jahr
  • zuseher07 10.04.2013 08:47 Uhr
    Wrobel erwartet von den Seinigen, das sie Leistung anbieten--Wo war denn ihre Leistung Herr Wrobel??
  • uwe b 10.04.2013 11:33 Uhr
    mal ganz ehrlich :was will diese mannschaft einschliesslich trainer in der 3.liga???? in jedem spiel würden die doch eine klatsche nach der anderen kriegen
  • RWE Master 10.04.2013 16:29 Uhr
    Mann sollte das nächste Heimspiel in schweigen hüllen. Das wäre die richtige Straffe. wir müssen ja auch Leiden. Diese Mannschaft hat keine Eier.
  • kristof 10.04.2013 17:03 Uhr
    Es sind ja nicht mehr viele Heimspiele. Auch wenn bei den Spielern einige Stammis nicht dabei waren - das macht man so nicht. Ich finde auch, dass die Luft raus ist, aber man lässt sich nicht so abschlachten. Zumindest kommt man wieder ran. Tja, das mit der mangelden Konstanz... - kommt nicht von ungefähr. Viele unserer Lieblinge haben jetzt ihr Limit erreicht oder wollen nicht weiter. Nur das gestern -ich war nicht am Badesee gestern (...wäre ich auch nie hingefahren unter solchen Vorzeichen)- hat sicher die Vorbereitung auf die Aussortierung für die kommende Saison auf den Weg gebracht. Das wissen die Verantwortlichen doch längst. Jetzt trennt sich -hoffentlich zügig- die Spreu vom Weizen. Und dann greifen wir mal langsam an in der nächsten Spielzeit. Jetzt müssen wir halt noch ein wenig Atem für die restlichen Spiele beweisen, um das bis Mai zu ertragen. Vielleicht schafft unsere Truppe ja noch den Einzug in die 1. DFB-Pokal-Hauptrunde. Dann steht die Tribüne, aber dann wollen wir auch mal wieder was sehen, oder?

    Im Prinzip ist alles auf dem Weg - aber im Moment könnte man besser das Eintrittsgeld für die letzten, kommenden Heim-Spiele dem Verein spenden und nicht hingehen und sich was anderes vornehmen. Ach, geht doch auch garnicht. Auf geht's ! 2013/14
  • elfmeterkiller 10.04.2013 19:11 Uhr
    Sorry: Mit diesem Trainer geht es nie und nimmer eine Klasse höher. Wer Ellmann für Koep bringt und einen Grund in die Abwehr stellt ob schon er einer der wenigen Kreativspieler ist der Woche für Woche mit seinen genialen Anspielen eine Avci und Koep bedient der schwächt sich doch selbst. Zu mal ein Guirinio der mit Grund mitlerweile eine solide Achse bildet auch bereit stand. Das Argument Koep und Guirinio sind noch angeschlagen kann man nicht akzeptieren wenn man sie dann doch einwechselt. Wenn man auf eine Genesung wert gelegt hätte sollte man sie besser zu hause lassen. Genau wie Bonmann. Wenn so ein Torwart zur Verfügung steht und wenn der Verein Platz 2 als Ziel aus gibt muß man ihn auch wenn er am Ende der Saison wechselt einem Schwabke in jedem Fall vorziehen. Denn der ist um Klassen besser. Auch ein Avci wirkt blass wenn er nicht angespielt wird. ich glaube der ganze trara um seine Person tut ihm nicht gut. Jeder der Spieler die gestern aufgelaufen sind sollte sich selbst ein mal hinterfragen ob er wirklich in die Regionalliga gehört. Aber trotzdem. Ich bin mal gespannt wann der Vorstand mal den Trainer zu seinen Sensationsaufstellungen befragt. Die können ja nicht alle blind sein. Im Fall Lamczyk hatte man ja auch plötzlich den Durchblick.

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