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Ulli Potofski über Kommerz
„Ich würde den Prozess entschleunigen"

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Hätten Sie im Nachhinein etwas anders gemacht?

Es war vielleicht ein Fehler, dass ich häufig öffentlich im Fernsehen meine Sympathien für Schalke bekundet habe. Als Schalker hast du sofort die absolute Mehrheit gegen dich – vor allen Dingen in Dortmund, das ist ja klar. Da haben mich Einzelne sogar bedroht, so nach dem Motto: „Du kriegst auf die Fresse, du Schalker Schwein.“ Und das war noch das Freundlichste. Dabei haben meine Sympathien sich in meiner Arbeit überhaupt nicht bemerkbar gemacht.

Große Liebe Hörfunk
Potofski ist zwar längst im Fernsehen beheimatet, doch das Radio bleibt seine Leidenschaft: „Hörfunk ist zum arbeiten schöner. Wenn du da kommentierst, kann dir nie einer vorwerfen, dass du zu viel redest.“

Woran messen Sie das?

Als ich beim Hörfunk war, habe ich das noch nicht so öffentlich gemacht. Eines Tages hatte Schalke gegen Bielefeld im Pokal gespielt, 2:2, ein grauenhaftes Spiel. Nachher bekam ich einen Brief von einem Hörer: „Sie sind der größte Schalke-Hasser, den ich je gehört habe.“ Tatsächlich bin ich der neutralste Mensch der Welt, wenn ich im Stadion sitze.

War Ihnen bewusst, dass Sie mit Anpfiff den Fußball verändern würden?

Alle, die damals bei uns gearbeitet haben, waren riesige Fußballfreunde. Keiner von uns wollte dem Fußball etwas Böses. Daher haben wir am Anfang ja jedes Spiel 15, 20 Minuten in der Zusammenfassung gezeigt. Wir mussten aber sehr schnell merken, dass das nur absolute Minderheiten interessiert. Das ist übrigens etwas, das ich heute noch sage: Leute, die die Konferenz bei Sky gucken, sind für mich Fast-Food-Fußballfans.

Wie meinen Sie das?

Das ist wie Pornographie: Immer auf die nächste Sensation aus. Das kann ich nicht verstehen. Für mich geht ein Fußballspiel 90 Minuten und ich will das ganze Drumherum mitbekommen – auch wenn es manchmal stinklangweilig ist. Die Konferenz ist ein toll gemachtes Produkt, das streite ich nicht ab. Aber für mich selbst kommt das nicht in Frage. Im Radio ist das hingegen eine ganz andere Geschichte.

Fußballerische Karriere
Bis zu seinem 18. Lebensjahr trat Potofski als Torjäger bei Eintracht Schalke in Erscheinung, ehe er sich ganz auf seine journalistische Karriere konzentrierte: „Ich wäre kein ganz Großer geworden, aber ein bisschen höher hätte ich schon spielen können. Mir wurde immer gesagt, dass ich wie Lothar Emmerich spielen würde. Der konnte auch nicht Fußball spielen, hat aber eine Menge Tore gemacht. Später habe ich mit Günter Netzer, Eusebio, Hacki Wimmer und vielen anderen in einer Mannschaft gespielt. Wer kann das schon von sich behaupten? Einmal habe ich sogar gleichzeitig gespielt und kommentiert – total bescheuert.“

Anpfiff hatte auch eine andere Geschichte zu bieten.

Die Leute haben sich tatsächlich gewundert, dass wir Werbung dazwischen gemacht haben. Aber das mussten wir, weil wir das Produkt anders nicht bezahlen konnten. Das war damals ja schon teuer. Und bislang hat noch nie ein Sender mit Fußball im Fernsehen Geld verdient. Es rechnet sich einfach nicht. Und die größte Frechheit ist, dass die Öffentlich-Rechtlichen 65 Millionen oder noch mehr für die Champions League ausgeben und dann kein Geld mehr haben, um ZDFkultur zu betreiben. Es ist überhaupt nicht die Aufgabe eines öffentlich-rechtlichen Senders, den Fußball querzusubventionieren.

Wurden die Öffentlich-Rechtlichen genau genommen durch Anpfiff überflüssig?

Der Fußball ist eine Ware geworden, das müssen wir einfach akzeptieren. Und deshalb gehört er eigentlich ins Kommerz-Fernsehen und nirgendwo anders hin. Das ist bitter, aber wahr. Der Fußball ist heutzutage in der Spitze ein eiskaltes Geschäft. Die Spieler spielen heute für Schalke, morgen für Dortmund und übermorgen für Bayern München. Da trage ich aber keine Schuld dran. Und mir liegt noch etwas auf dem Herzen.

Auf Seite 3: "Was danach mit Beckmann und Ran kam, war viel schlimmer"

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  • 18.05.2013 13:56 Uhr
    Aus meiner Sicht war "Anpfiff" nicht so entscheidend. SAT1 mit "ran" hat hier viel größere Probleme für den Fußball geschaffen. Nur ein Beispiel: ich war öfters in Bochum oder Dortmund im Stadion. Wenn ich dann nach Hause kam und und die aufgemotzte Berichterstattung von SAT1 gesehen habe, habe ich geglaubt, ich war bei einem anderen Spiel. Dieses waren die Anfänge für viele höchst problematische Entwicklungen in die verschiedensten Richtungen....

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