Startseite » Fußball » 1. Bundesliga

Fortuna Düsseldorf
Ab ins Kloster

(0) Kommentare

Norbert Meier hat die Fortuna wachgeküsst, den Traditionsklub zurück in die Bundesliga geführt. Eine Niederlage am Samstag würde er vielleicht nicht überstehen.

Norbert Meier ist derzeit so knurrig, dass ihn diese Information kaum schmunzeln lassen wird. Doch: Seit Mittwoch, seit dem Abschied von Thomas Schaaf, ist der eigenwillige Coach von Fortuna Düsseldorf tatsächlich Dienstältester unter den 18 Trainern der Fußball-Bundesliga. Das Problem: Wenn er Pech hat, ist es damit nach nur vier Tagen schon wieder vorbei, und das nicht nur, weil die Fortuna noch direkt absteigen kann.

Einiges deutet darauf hin, dass eine weitere Niederlage zum Saisonabschluss bei Hannover 96 am Samstag (15.30 Uhr/Sky und Liga total!) auch das Ende der Ära Meier in Düsseldorf bedeuten würde. In der Fan-Szene gibt es zwei Lager. Die einen wollen um jeden Preis am Aufstiegshelden festhalten, sie haben daher eine Facebook-Initiative gegründet: "5 Jahre - 3 Ligen - 2 Aufstiege - keiner packt den Meier an!"

Sogar eine eigene Straße hat er in Düsseldorf schon. Das Schild "Robert-Mayer-Weg" ist zum "Norbert-Meier-Weg" umgepinselt, wie der Express berichtet, selbstredend mit den Hausnummern 18 bis 95. Die Anti-Meier-Fraktion sagt dagegen: Sackgasse! Dankt ihm, baut ihm ein Denkmal, aber dann auf Wiedersehen.

Meier selbst hat im ZDF-Sportstudio am Samstag nach dem ernüchternden 1:2 gegen den 1. FC Nürnberg indirekt um Geduld gebeten. "Aus einem Würstchengrill machst du ja nicht blitzschnell eine Großraumdisco", sagte der 54-Jährige. Ähnliches aber hat Meier geschafft: Der Klub war zum 1. Januar 2008 Sechster der Regionalliga Nord, die Fortuna drohte, die Qualifikation für die neue, eingleisige 3. Liga zu verspielen. Nun sind die Düsseldorfer in der Eliteklasse, sie sind bilanziell schuldenfrei, zu den Spielen strömen im Schnitt 46.000 Fans - das war damals unvorstellbar.

Dabei waren die ersten Kommentare vernichtend. Stöhnend, fast hämisch begleiteten die Fans Meiers Verpflichtung im Internetforum. Da kommt nun der nächste Totengräber, hieß es, schnell war der Link zum blamablen Kopfstoß-Video herausgeholt, zu Meiers ewigem Stigma.

Doch es funktionierte, sogar so gut, dass Meier im zweiten Zweitliga-Jahr 2010 die ersten sechs Spiele verlieren durfte, dazu kam das Pokal-Erstrundenaus beim Drittligisten TuS Koblenz. Es war also schon einmal richtig, in der Krise am Trainer festzuhalten - das mag der Grund sein, aus dem die Fortuna sich jetzt ziert, ihn rauszuwerfen.

Stattdessen schicken sie die Mannschaft zum Kurztrainingslager ins Kloster. "Wir wollen die Dinge aufarbeiten, die zu dem Absturz in der Rückrunde geführt haben", sagte Präsident Peter Frymuth, "und dann konzentrieren wir uns ausschließlich auf Hannover." Im Gespräch ist die Rückendeckung des Bosses für den Trainer kaum überzeugend.

Die Mannschaft aufzurichten, dürfte Meier schwerfallen. Der erfahrene Trainer scheint den Zugriff verloren zu haben, der Wille war zuletzt nicht mehr zu erkennen. Spieler prügelten sich dreimal im Training, Offensivmann Ken Ilsö wurde nachts vor dem Spiel in der Disco erwischt, Andrej Woronin und Nando Rafael sortierte Meier vor dem Saisonfinale aus. Es wird richtig eng. Für Fortuna, für Norbert Meier. "Angst essen Seele auf", sagte er im Sportstudio.

Gemeint war damit allerdings die Mannschaft, nicht er selbst. Denn Meier, auch das war vor fünfeinhalb Jahren kaum auszudenken, lebt in recht komfortabler Lage. Via Fortuna hat er seinen bereits vollkommen ruinierten Ruf gerettet, zuletzt war sogar zu hören, er könne zu seinem Ex-Klub Werder Bremen gehen. Dort, da schließt sich der Kreis, würde er Nachfolger seines ehemaligen Mitspielers Thomas Schaaf.

(0) Kommentare

Kurz Notiert / Amateurfußballnews

KOMMENTARE

Hinweis:
Um Kommentare schreiben zu können, musst du eingeloggt sein. Falls du noch nicht angemeldet bist, kannst du dich hier kostenlos anmelden.

Login via Facebook

Der Login via Facebook erleichtert Ihnen die Anmeldung

RevierSport Digital

Im günstigen Abo oder als Einzelheft

Jeden Montag und Donnerstag Fußball ehrlich und echt von der Bundesliga bis zur Bezirksliga. Im günstigen Abo oder als Einzelheft auf ihrem PC, Mac oder mobilem Endgerät.