Polizisten und junge Fußballer: Wrobel ist Beamter und Viertliga-Coach bei Rot-Weiss Essen. Das Pendeln zwischen zwei Berufungen ist dabei nicht ganz stressfrei. Arbeitstage sind lang, mitunter sehr lang. Doch Leerlauf liegt ihm ohnehin nicht. „Ich bin es gewohnt, in Einheiten zu arbeiten, wo man nicht auf die Uhr guckt“, sagt Wrobel. Genau dieses Engagement ist es auch, das ihn zu einem der Erfolgsgaranten in Essen macht.
Seine Chance bekam er dabei allerdings erst durch unglückliche Umstände. Im Sommer 2010 schlitterte Rot-Weiss Essen in die Insolvenz. Wrobel, der 2007 als Reha- und Konditionstrainer an der Hafenstraße anheuerte, war zwischenzeitlich zum Trainer der U23 befördert worden, die inzwischen nur eine Liga unter der Regionalliga-Mannschaft in der Oberliga kickte – und für RWE nun die Kohlen aus dem Feuer holen sollte. Mit einer Mischung aus eigenem Nachwuchs und talentierten, aber völlig unbekannten Spielern aus der Umgebung stellte sich Wrobel gemeinsam mit seinem Trainerteam und dem Sportlichen Leiter Damian Jamro eine junge Mannschaft aus lauter „No-Names“ zusammen. Neben dem wirtschaftlichen Überleben war Platz fünf das Saisonziel. Rot-Weiss Essen wurde Erster und stieg sofort wieder in die Regionalliga auf. Da war er wieder: Wrobel, der Ausbilder. „Ich glaube, dass es von Vorteil ist, wenn man aus diesem Beruf kommt. Polizei bedeutet den Umgang mit Menschen aller Couleur, daher hilft mir das in meinem Trainerjob schon weiter“, findet Wrobel.
An dieser Prämisse hat sich bis heute nichts geändert: Er hat aus RWE eine Spitzenmannschaft in der Regionalliga gemacht. Anders als so mancher Konkurrent setzen die Essener dabei weiterhin nicht auf teure Profis, sondern auf aufstrebende Talente. Eine Frage des Geldes, denn das sitzt bei den Essenern noch immer nicht so locker wie bei einigen anderen Viertligisten. Wrobel arbeitet zudem aber auch gerne mit Spielern, denen er etwas mitgeben, die er formen kann und die in Essen aufblühen. Timo Brauer etwa, den Wrobel ausgerechnet aus dem Nachwuchs des Erzrivalen Schalke 04 zurück zu seinem Heimatverein lotste. Von hier aus gelang ihm der Sprung in die 3. Liga zu Alemannia Aachen. Die wollten später auch Wrobel haben, doch der lehnte das verlockende Angebot ungesehen ab.
Loyalität ist eben auch einer der Grundsätze in Wrobels Philosophie, die er seinen Spielern abverlangt, die er aber vor allem selbst vorlebt. Wohl niemand, der ihn bei der Arbeit erlebt, wird ihm jemals den Vorwurf machen können, auch nur zu 99 Prozent bei der Sache zu sein. Der Trainer gibt alles und ist dabei bisweilen auch vermittelnd tätig, sozusagen als Werbeträger für einen Berufsstand, der es im Fußball nicht immer leicht hat. „Wenn man mit Fragen konfrontiert wird oder jemand diese oder jene Polizeimaßnahme nicht gut findet, kann man den Menschen zumindest die andere Perspektive nahebringen und die verstehen das meistens auch. Gerade in Essen ist es sehr angenehm, den Leuten auch den Polizeiberuf nahezubringen und zu erklären, dass das, was die Jungs und Mädels tagtäglich auf der Straße leisten, kein Selbstzweck ist, sondern erst ermöglicht, die freiheitlich-demokratische Grundordnung zu gewährleisten.“
Man muss gar nicht erst dabei gewesen sein, um zu erahnen, dass er als Polizeibeamter mit ähnlichem Feuereifer bei der Sache ist wie in seinem Trainerjob. Nun aber ruft der nächste Schritt: Rot-Weiss Essen will einen Vollzeittrainer und Wrobel überlegt, als Polizist kürzer zu treten und sich voll und ganz dem Fußball zu verschreiben; eine 100-Prozent-Stelle also. Alles andere würde auch eigentlich nicht zu ihm passen, wenngleich er die Werte und Prinzipien des Polizeiberufs längst so verinnerlich hat, dass er sie auch ohne Uniform weiterhin vorleben wird.


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