Ein Kommentar:
Fakt ist: "Stani" tat dem Klub als Typ nach dem Abstieg und der puren Tristesse gut. Immer einen Spruch auf Lager, schnell mit jedem per Du und beim FC St. Pauli hat er schon gezeigt, dass er mit geringen Mitteln viel erreichen kann. Gut, in Hoffenheim war schnell Schluss, aber die Truppe übergab er zumindest auf Platz acht stehend, ein Rang, auf dem sich die TSG gerne wiedersehen würde.
In Köln sollte mit Stanislawski eine neue Zeitrechnung beginnen. Ein Umbruch mit aggressivem Angriffsfußball, einer Mannschaft, die jeden Grashalm umdreht. Alles mit vielen jungen und wilden Leuten, die in Köln wieder richtig "Bock" auf Fußball machen sollten. Doch nach dem vergeigten Start gab es schon in der Hinrunde Stimmen, die erklärten, dass man niemals von einem echten Umbruch sprechen könnte, solange Abwehrspieler Kevin McKenna weiter Stammspieler sei. Zum Schutz des Kanadiers muss erwähnt werden, dass er eine starke und konstante Serie spielte.
Aber was hat Stanislawski von seinen Zielen erreicht? Kämpferisch war der FC top, die Fans haben das bis zum Schluss honoriert. Auf der anderen Seite verpasste es Stanislawski dem FC eine neue Handschrift zu verpassen. Spielerisch: Fast nur Armut. Offensiv: Der FC war der Chancentod der Liga und erzielte viel zu wenige Treffer, um einen Aufstieg realisieren zu können. Warum? Der Trainer änderte beinahe jede Woche die Aufstellung und die Taktik. Viele Wechsel waren auf den ersten Blick nicht nachvollziehbar. Es gab falsche Zeichen - wie zum Beispiel in Kaiserslautern - wo der FC mit breiter Brust anreiste und so defensiv wie lange nicht aufgestellt wurde.
Zudem hielt "Stani" fast unbeirrbar an seinem Wunschspieler fest. Doch Matthias Lehmann war leider nur konstant darin, keine entsprechende Leistung abzurufen. Auch ist es Stanislawski nicht gelungen, die "Dauerpatienten" wie Mato Jajalo oder Adil Chihi hinzubekommen. Den "FC-Diven" wird seit Jahren bescheinigt, ein unheimliches fußballerisches Potential mitzubringen. Aber abgerufen haben beide das in maximal einer handvoll Spiele. Und was passierte eigentlich mit Sascha Bigalke? Der kam, weil er angeblich später zu dem damaligen Tarif nicht mehr zu haben gewesen wäre. Dann trumpfte er im ersten Spiel auf, so dass schon Vergleiche mit Thomas Häßler aufkamen. Danach bekam er - abgesehen von einer kurzen Glanzminute in Regensburg - kein Bein mehr auf den Boden.
Es ehrt ihn, nun die Konsequenzen zu ziehen, sollte sich nicht doch noch ein anderes Angebot als Grund für seinen Weggang entpuppen. Dem einen oder anderen Spruch vom Stanislawski wird man sicherlich hinterhertrauern, vielmehr aber eher nicht. Es wird kaum Spieler geben, die sagen, dass sie jetzt nicht kommen, weil der Coach "Stani" weg ist. Es ist eher eine Chance, einen Mann zu installieren, der unverbraucht das Thema Aufstieg angeht. Denn die Verantwortlichen haben bereits gesagt, es gebe kein anderes Ziel in der neuen Saison.
Aber wer ist auf dem Markt? Mike Büskens, der vor Stanislawski schon genannt wurde. Ein Typ, der nach Köln passen würde, der schon in der Nähe wohnt und der weiß, wie man aufsteigt, siehe Fürth. Stefan Effenberg, der vor wenigen Tagen ein heißes Thema auf Schalke war, der allerdings ein Risiko wäre, weil es seine erste Trainerstation wäre. Thomas Schaaf, der sich als ruhiger Typ wohl kaum so ein Stahlbad wie in Köln antun würde. Markus Babbel, dem sie in Berlin und Hoffenheim nach anfänglichen Erfolgen keine Träne nachweinen, scheint auch kein passender Trainer für den FC zu sein. Huub Stevens, der gerne wieder in Deutschland arbeiten würde und der mit Köln bereits Erfolge gefeiert hat, der aber nicht wirklich für Offensivfußball steht. Oder Claus-Dieter Wollitz, der gerade in Osnabrück entlassen wurde. Auch er hat eine Kölner Vergangenheit und ist als emotionaler Typ eigentlich wie gemacht für eine fußballverrückte Stadt wie Köln.

