Der 1. FC Köln setzt bei seiner Mission Wiederaufstieg auf Wiener Blut. Beim Grinzinger Heurigen in der österreichischen Hauptstadt wollte eine von Geschäftsführer Alexander Wehrle und Vizepräsident Toni Schumacher angeführte Delegation des dreimaligen deutschen Fußball-Meisters am Freitag Peter Stöger als neuen Trainer gewinnen und damit nach dem vorzeitigen Ausscheiden von Holger Stanislawski die Weichen für die Zukunft stellen.
Der gebürtige Wiener Stöger steht allerdings noch bis 2014 bei der Austria unter Vertrag, die er gerade erst zur Meisterschaft geführt hat. Und bei den Veilchen ist offenbar niemand gewillt, den 47-Jährigen aus seinem Vertrag zu entlassen. "Die Lage ist sehr klar. Wir planen langfristig mit ihm, daher wird es keine Freigabe geben. Das hat Peter auch so zur Kenntnis genommen. Damit ist das Thema für uns vom Tisch", sagte Wiens Wirtschaftsvorstand Markus Kraetschmer am Vorabend der Verhandlungen.
"Für uns kommt das aber nicht infrage"
Der Trainer habe ihn am Donnerstagnachmittag über das Angebot informiert und um ein Gespräch gebeten. "Er hatte ein Angebot von Köln. Für uns kommt das aber nicht infrage. Wir wollen etwas aufbauen. In diesem Konzept ist er eine ganz, ganz wichtige Säule", sagte Kraetschmer weiter.
Dabei dürfte der Finanzfachmann aber nur den Poker um Stöger eröffnet haben, für den die Austria offensichtlich eine hohe Ablösesumme erzielen will. Der ehemalige Profi, der bis zur Verpflichtung von Robin Dutt auch ein Kandidat bei Werder Bremen gewesen sein soll, genießt bei der Austria höchstes Ansehen. "Wir würden ihn nicht hergeben, egal, was sie zahlen", hatte Austrias Sport-Vorstand Thomas Parits vor wenigen Wochen gesagt.
"Ich sehe Köln nicht als klassischen Zweitliga-Klub"
Stöger selbst bekräftigte im Interview mit dem Online-Portal Österreich sein Interesse an einem Wechsel. "Ich sehe Köln nicht als klassischen Zweitliga-Klub. Der Verein gehört in die Bundesliga, und dorthin soll ich ihn wieder bringen", sagte er und bezeichnete diese Aufgabe als besonders reizvoll: "Sonst würde ich nicht über diesen neuen Job nachdenken."
Zweite Liga statt Champions League, für Stöger wäre dies kein Abstieg: "Überhaupt nicht. Köln ist ein Traditionsklub und gehört vom Zuspruch der Fans zu den Top 20 in der Welt." Noch müssten aber letzte Details geklärt werden: "Die Qualifikation für die Champions League würde mich auch sehr reizen. Es muss wirklich alles passen, damit ich die Austria verlasse. Aber so oft bekommt man auch nicht die Chance, ins Ausland zu wechseln."
Beim 1. FC ist man aber zuversichtlich, dass man spätestens zum Trainingsstart am kommenden Montag Stöger als neuen Coach präsentieren kann. Der 65-malige Nationalspieler zählte angeblich von Beginn an zu den Wunschkandidaten der Rheinländer.
Dennoch hatte sich die FC-Führungsetage auch anderweitig umgesehen. Bei ihrer Trainersuche hatten sich die Kölner allerdings zuletzt gleich mehrere Körbe eingefangen - unter anderem von Salzburg-Trainer Roger Schmidt, dem zum Erzrivalen Fortuna Düsseldorf gewechselten Mike Büskens, Marco Kurz und angeblich auch vom früheren FC-Coach und heutigem österreichischen Teamchef Marcel Koller. Kosta Runjaic vom MSV Duisburg, der ebenfalls zur Debatte stand, soll die FC-Verantworlichen nicht überzeugt haben.
Das sieht bei Stöger völlig anders aus. Der ehemalige Mittelfeldspieler hat wohl bei ersten Vorgesprächen über ein mögliches Engagement einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Man sei davon überzeugt, dass der Trainer Stöger zu 100 Prozent dem Profil des Klubs entspreche, hieß es aus FC-Kreisen.
"Uns geht es darum, nicht irgendeinen Trainer zu präsentieren, sondern einen Trainer, der wirklich zum 1. FC Köln passt und hier langfristig arbeiten kann und will", sagte Geschäftsführer Wehrle.

