Er saß da ganz lässig und entspannt, das rechte über das linke Bein geschlagen, ließ sich fotografieren. Auch am Gelände des FC Bayern in der Säbener Straße war er schon, und auch davon gibt's Bilder. Allerdings: Dieser Pep Guardiola, der da durch die Stadt geisterte, heißt in Wahrheit Guillermo - und ist ein Doppelgänger. Ein verdammt guter, zugegeben. Und nun stadtbekannt.
Der echte Pep Guardiola wird am kommenden Montag um 12.00 Uhr in jenem Auditorium Platz nehmen, in dem sich dann genau 20 Tage zuvor Jupp Heynckes als Triple-Sieger mit dem FC Bayern in den Ruhestand verabschiedet hat. 350 (Sitz-)Plätze bietet dieser Raum im Bauch der Allianz-Arena, er wird wohl rappelvoll sein. In einer kleinen grauen Kabine am Rand wird sich ein Dolmetscher bereithalten - allerdings auch nur, um für die zahlreich erwarteten spanischen Journalisten zu übersetzen. Guardiola will sich schließlich auf Deutsch äußern.
Die Aufregung in München ist groß - was schon an der Aufregung um seinen Doppelgänger festzustellen ist. Die Süddeutsche Zeitung hat sofort nach dem Abschied von Heynckes mit einer Serie begonnen, die da heißt: "Warten auf Pep." Unter anderem kam da ein Makler zu Wort, der für Guardiola schon mal den Wohnungsmarkt analysierte. In den anderen Münchner Blättern ist Guardiola seit Wochenbeginn Thema Nummer eins, gerne wird dabei aus der Biographie zitiert, die der spanische Journalist Guillem Balagué geschrieben hat.
Nun also wird Pep Guardiola, ein Phantom seit der offiziellen Bekanntgabe seiner Verpflichtung durch den FC Bayern am 16. Januar um 16.48 Uhr, endlich selbst reden. Gefühlte Tausend Fragen wird er beantworten müssen, unter anderem die wohl spannendste: Wie wird er spielen lassen? "Ich weiß nicht", hat ja sogar schon "Kaiser" Franz Beckenbauer gerätselt, "wie Guardiola spielen lassen will, aber so wie mit dem FC Barcelona kann er mit dem FC Bayern nicht spielen." Der FC Bayern habe schließlich keinen Messi, Xavi oder Iniesta.
Was kann nach dem Triple unter Jupp Heynckes noch kommen? "Ich weiß nicht", sagt Franck Ribéry, "was wir noch machen können. Einen neuen Pokal erfinden vielleicht?" Das muss nicht mal sein: Guardiola kann mit dem FC Bayern in diesem Jahr ja noch den deutschen und den europäischen Supercup sowie die Klub-WM gewinnen. Dieses Kunststück, nach nationalem Pokal, Meisterschaft und Champions League auch diese drei Trophäen noch zu gewinnen, ist bislang nur dem FC Barcelona gelungen, im Jahre 2009. Trainer: Pep Guardiola.
Das neue Zauberwort in München heißt "Ära". "Ich bin überzeugt, dass er die Mannschaft noch besser machen kann", sagt Philipp Lahm über den neuen Trainer. "Es geht darum, aus diesem denkwürdigen Jahr eine Ära zu machen. Unsere besten Jahre kommen noch, so seltsam sich das nach einem Triple anhören mag." Guardiola muss dazu nicht allzu viel beitragen - findet jedenfalls Beckenbauer: "Wenn er es schafft, den einen oder anderen noch besser zu machen, dann hat er seine Aufgabe schon erfüllt."
Bleiben Fragen wie: Was wird aus Mario Gomez? Wer muss weichen, wenn Mario Götze spielt? Kommt die falsche Neun? Was hält Guardiola von Robert Lewandowski? "Pep Guardiola wird diese Mannschaft nicht auf den Kopf stellen. Er wird am System nicht so viel ändern, davon bin ich fest überzeugt", glaubt Kapitän Lahm. "Er wird neue Sachen mitbringen", vermutet Ribéry, eine Revolution erwartet er freilich nicht: "Wir sind nicht Barcelona. Wir sind Bayern. Vielleicht wird er ein bisschen was an der Taktik ändern."
Guardiola, so ist zu hören, wird bestens vorbereitet kommen. Nicht nur, dass er angeblich schon sehr gut Deutsch spricht. Er hat seine künftige Mannschaft studiert, seine künftigen Spieler, er hat sich sogar Spiele der U19 angeschaut. Er hat außerdem mehrfach mit dem Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge sowie Sportvorstand Matthias Sammer konferiert. Er bringt ein paar eigene Leute mit, er behält allerdings auch Hermann Gerland, den Mann mit dem Auge für Talente, als seinen Co-Trainer.
Die Spieler werden Guardiola spätestens am Mittwoch zu sehen bekommen, am Tag des ersten Trainings. Rummenigge hat versprochen: "Ihr kriegt einen Super-Trainer. Der hat einen Super-Charakter. Der hat eine Super-Qualität. Das wird alles gut mit ihm." Eines ist den Triple-Siegern schon klar: Der Konkurrenzkampf untereinander werde "so hart wie noch nie" werden, sagt jedenfalls Thomas Müller.
Das Triple war gestern. Ab Montag ist Pep. Und selbst der Bayerische Rundfunk wird das Schauspiel live übertragen.

