Ausgerechnet ein gebürtiger Düsseldorfer soll beim 1. FC Köln die Weichen für eine bessere Zukunft stellen. Jörg Schmadtke wurde bei seiner Vorstellung als Geschäftsführer Sport am Freitag von den FC-Obereren bereits als Heilsbringer gefeiert, der den dreimaligen deutschen Meister wieder aus der zweiten Liga zurück in die Bundesliga führt und den Klub auch dauerhaft im Oberhaus etabliert.
"Er war unsere absolute Wunschlösung", sagte FC-Boss Werner Spinner, der sich schon einmal nach der "katastrophalen Abstiegssaison 2011/12" vergeblich um Schmadtke bemüht hatte. Diesmal hat es aber gepasst - und der 49-jährige unterschrieb sogar einen Vierjahresvertrag bis 2017, was Spinner als "Vertrauensbeweis" in den wirtschaftlich nicht auf Rosen gebetteten Klub wertete.
Geschäftsführer Alexander Wehrle genoss ebenso wie sein Boss im Klub-Sakko und Vereinskrawatte einen "super Tag für den 1. FC Köln", während Schmadtke noch in neutraler Jacke an seinem drittletzten Tag als Angestellter von Bundesligist Hannover 96 schon mal das Zepter an sich riss. Bei der Pressekonferenz in einem schmucklosen Hotelraum dirigierte er die Fragesteller, übernahm schon mal den Job von Pressechef Tobias Kaufmann und streute hin und wieder eine witzige Bemerkung ein.
Ab Montag wird er aber auch offiziell nur noch seinen Job als Sportchef wahrnehmen, durch den der frühere Torwart von Erzrivale Fortuna Düsseldorf gleichzeitig in die Geschäftsführung aufrückt. Bis zum brisanten Duell gegen seinen Ex-Klub am zweiten Zweitliga-Spieltag will Schmadtke zumindest eine Baustelle geschlossen haben. "Wenn ich mir den Kader anschaue, sind wir ganz gut aufgestellt. Ich sehe nur weit und breit keinen Stürmer. Das müssen wir schnell ändern", sagte er und kündigte für die kommenden Tage noch einen oder zwei Spieler an, die "Tore garantieren".
Dass ihm dafür trotz der nach wie vor kritischen Wirtschaftslage am Geißbockheim Mittel zur Verfügung stehen, machte Geschäftsführer Wehrle deutlich. Zum einem sei es dem FC gelungen, die Etatlücke aus der Saison 2012/13 in Höhe von 6,8 Millionen Euro zu schließen. Zum anderen habe der Klub auch für die kommende Saison ausreichend Spielraum, um notwendige Investionen in die Mannschaft zu tätigen, so Wehrle.
Schmadtke räumte ein, dass auch die wirtschaftliche Situation bei seinen Gesprächen mit den FC-Bossen eine Rolle gespielt hätte. In erster Linie hätten ihn aber die Visionen des Klubs, die tollen Voraussetzungen in der Fußball-Stadt Köln mit ihren fantastischen Fans und die Person Jörg Jakobs überzeugt. Mit dem Kaderplaner der Kölner hat Schmadtke bereits erfolgreich in Hannover zusammengearbeitet, zudem sei "Jakobs ein Freund des Familie, mit dem ich zusammen zum Wohle des FC auch künftig wieder erfolgreich arbeiten möchte".
Dass er auch mit einem kleinen Budget Großes leisten kann, hat Schmadtke bereits bei Alemannia Aachen und in Hannover gezeigt. Deshalb konnten den ehemalige Studenten der Betriebswirtschaft auch die aktuellen Rahmenbedinungen am Dom nicht schrecken. "Es gibt Menschen, die immer nur Risiken sehen, und Menschen, die Chancen sehen. Zu denen gehöre ich", sagte er angesichts der hohen Erwartungshaltung in Köln, die nicht nur an ihn, sondern auch den neuen Trainer Peter Stöger gerichtet ist.
Auch der viel zitierte kölsche Klüngel konnte ihn nicht von einem Engagement in der Karnevalshochburg Köln abhalten. "Ich habe zuletzt in einer Stadt gearbeitet, da nannte man das Connection. Das gibt es überall, nur unter anderem Namen. Deshalb habe ich keine Angst. Da müssen sie sich keine Sorgen um mich machen", verkündete er mit einem Grinsen, ehe er sich mit seinem Kumpel Jörg Jakobs an die Arbeit machte.

