Immer wieder konnte man die neue offensive Spielweise erkennen, doch immer wieder gab es leider auch eine Retrospektive der üblichen Kölner Defensivaussetzer. Am Ende also ein gerechtes Unentschieden?
Benjamin Kirsten war einer der herausragenden Torhüter der vergangenen Saison. Am Samstag wirkte er jedoch ein wenig übermotiviert. Er hatte einige gute Szenen, wirkte jedoch zeitweise unsicher, faustete die Bälle direkt unter die Kölner Füße. In der zweiten Halbzeit flogen seine Fäuste sogar Richtung Neuzugang Golobart. „Ich hatte den Eindruck, Kirsten war mit seinem ersten Schlag nicht zufrieden und hat deshalb noch mal hingelangt“ kommentierte Trainer Peter Stöger die Szene. "Ein Mann sieht rot", hieß es mal, doch was im gleichnamigen Kinothriller noch für Charles Bronson galt, betraf Kirsten nicht, trotz seiner klaren Tätlichkeit. Er durfte weiterspielen. Apropos Golobart: mit seiner Spielweise balancierte der Spanier selbst am Rande einer Gelb-Roten Karte, was wohl keine wirkliche Überraschung ist: immerhin war er Spieler des Jahres einer schottischen Mannschaft. Ebenso gefährdet: Adam Matuschyk, Kölns einziger Sechser, der viele Zweikämpfe bestritt und besonders unter der Beobachtung des Schiris stand.
Viel über die rechte Seite
Hätte Jonas Hector nicht einen schlechten Tag erwischt, hätte die gesamte Kölner linke Seite nicht wiederholt defensive Aussetzer gehabt, dann wären vielleicht drei Punkte drin gewesen. Überhaupt: hüben wie drüben kamen die Mannschaften besonders gut über die rechte Seite, beim FC durch Miso Brecko und Neuzugang Marcel Risse, zur Geltung, die Attacken über links waren da fast schon eine Mangelware. Der Effzeh zeigte zwar viele dynamische Aktionen auf den Flügeln, die jedoch vor oder mit dem entscheidenden Pass verpufften, die Flanken kamen selten an. Sobald dieses Element jedoch verbessert wird, hört man hoffentlich künftig noch öfter „Ujah, Ujah, Ujah“-Rufe.
Timo Horn goes Circus Roncalli
Der Kölner Torschütze zum 1:0 musste gerade behandelt werden, als Keeper Timo Horn sein unglückliches Zirkusstückchen vorführte. Vielleicht hätte er einfach einen indirekten Freistoß riskieren sollen? Vielleicht zur Ecke klären? Hinterher weiß man immer mehr. „Es war ein halber Rückpass. Deswegen habe ich mich für den Fuß entschieden. Aber ich muss den Ball natürlich irgendwie anders klären, zur Not zur Ecke“, sagte Horn nach dem Spiel. Stattdessen gab es einen Circus-Roncalli-Gedächtnis-Auftritt, zur Freude des Dresdners Publikums.
Halbleer oder halbvoll?
Was in Dresden als „verdienter Punkt zum Auftakt“ bezeichnet wird, sind in Köln „zwei verschenkte Punkte“ (Schmadtke). Trotz des Kölner Offensivdrangs war der Spielausgang jedoch völlig offen, Unachtsamkeiten auf der linken Seite sei Dank. Der Torwartfehler war letztendlich nur eine unglückliche Konsequenz dieser Unaufmerksamkeit. „Ich bin stolz auf meine Mannschaftskollegen, darauf, wie wir gespielt haben“ sagt Anthony Ujah trotz verlorener Punkte. „Darauf können wir aufbauen. Wenn wir so weiterspielen, werden wir viele Spiele gewinnen und es wird eine gute Saison“, so der Torschütze weiter. Noch weiß man nicht so recht, woran man wirklich ist. Am Sonntag folgt der Härtetest, Köln gegen Düsseldorf.

