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Europameisterschaft
Krahn: "Haben spielerisch nicht überzeugt"

Der Gewinn der Europameisterschaft kam für viele überraschend, auch Silvia Neid hatte Deutschland im Vorfeld keineswegs zu den Favoriten gezählt.

Und die Vorrunde der DFB-Mädels ließ auch wirklich nichts Gutes erhoffen. Doch in den K.o.-Spielen steigerten sich die Deutschen mehr und mehr und verdienten sich den Titel am Ende redlich. Nicht umsonst haben es mit Nadine Angerer, Saskia Bartusiak, Lena Goeßling, Dzsenifer Marozsan, Celia Okoyino da Mbabi und Annike Krahn sechs Spielerinnen ins All-Star-Team des Turniers geschafft. Mit Letzterer sprach RS nach ihrer Rückkehr in die Heimat nach Bochum.

Annike Krahn, herzlichen Glückwunsch zum EM-Titel. Haben Sie sich von der Feier schon wieder erholt?
Ja doch. Auch wenn die Feier nach so einem Erfolg abends dann auch mal ein bisschen länger geht – oder besser gesagt, bis früh morgens.

Wie wichtig war der Titel für die Deutsche Mannschaft, aber auch für den Frauenfußball in Deutschland, wo nach der WM 2011 vieles in Frage gestellt wurde?
Also auf die WM bezogen und auf 2011 zurückblickend, war es mir persönlich überhaupt nicht wichtig. Es ging viel mehr darum, dass wir das als Mannschaft erreichen. Trotzdem war es ein Stück weit eine Überraschung. Vor allem wenn man sieht, dass wir zahlreiche Verletzungen in der Vorbereitung hinnehmen mussten. Und auch die Gruppenphase lief alles andere als optimal für uns. Aber wir hatten eine sehr tolle Mannschaft, charakterlich und auch auf dem Platz. Wir haben uns nie aufgegeben und ich glaube, das war am Ende dann auch das Ausschlaggebende.

Mit einem Altersschnitt von 23,5 Jahren war Deutschland die jüngste Mannschaft im Turnier. Inwieweit hat gerade diese Jugendlichkeit und Unbekümmertheit auf dem Weg ins Finale geholfen?
Die Jungen wurden natürlich ein bisschen ins kalte Wasser geworfen – 13 Spielerinnen waren dabei, die noch kein Turnier bei den Frauen gespielt haben – und sind da aber auch relativ unbekümmert heran gegangen. Natürlich war die Vorbereitung etwas anderes als das Turnier, aber das haben sie relativ schnell gemerkt und in den Griff bekommen, was ganz gut für sie war – und für uns als Mannschaft natürlich auch (lacht).

Wie haben Sie als ältere Spielerin den jungen helfen können?
Wir konnten ihnen vermitteln, dass nicht immer alles glatt läuft. Das war ja auch vorher bei den Turnieren, wenn wir Titel geholt haben, auch nicht immer so, dass alles immer so funktioniert, wie man es sich vornimmt. Wir haben ihnen erklärt, dass das normal ist, man aber dann auch versuchen muss, etwas zu verändern, um nachher erfolgreich zu sein.

Und das hat ja dann auch funktioniert...
Ich denke, das Aha-Erlebnis kam im Viertelfinale gegen Italien. Auch wenn wir nicht wollten, war es vielleicht ganz gut, dass wir gegen die spielen mussten. Wenn man nicht gut spielt, dann muss man wenigstens mit Leidenschaft und Kampf dabei sein. Das ist gegen Italien gefragt, weil es einfach viel auf die Socken gibt.

Eine Heldin des Turniers war Nadine Angerer. Wie sehr haben Sie bei den beiden Elfmetern im Finale gezittert?
Natze hat so viel Erfahrung und so viel Klasse, dass ich mir beim zweiten Elfmeter relativ sicher war, dass sie den hält. Manchmal ist das zwar auch ein bisschen mit Glück verbunden, vor allem, wenn man zwei Elfmeter hält, aber sie ist so selbstbewusst aufgetreten, dass die Gegenspielerinnen vielleicht auch Angst hatten. Ich weiß es nicht.

Kann man am Ende sagen, dass einfach alles gepasst hat?
Nein, das hat es sicherlich nicht und das darf man auch sagen. Wir haben spielerisch nicht das ganze Turnier so überzeugt, wie wir es uns vorgestellt haben. Man muss auch sagen, dass wir starke Gegner hatten – das darf man nicht vergessen. Trotzdem haben wir zu selten gezeigt, welches Riesenpotenzial in uns steckt. Aber letztlich kommt es eben darauf an, hinten keinen reinzukriegen und das ist uns in fünf von sechs Spielen gelungen. Und wenn wir vorne immer eins machen, dann ist das auch in Ordnung.

Circa 7.000 Leute haben Sie am Tag nach dem titel-Gewinn in Frankfurt auf dem Römer gefeiert. Hätten Sie mit so einem Empfang gerechnet?
Also wenn ich ehrlich bin, dann muss ich gestehen, dass ich schon damit gerechnet habe, dass viele nach Frankfurt kommen werden. Das liegt aber auch daran, dass ich das von anderen Turnieren ja schon kannte. Viel lustiger waren da die Situationen mit meinen Mitspielerinnen. Ich wurde mehrmals gefragt: "Ehrlich Annike, wenn wir jetzt wirklich gewinnen sollten, kommen da wirklich Leute?" Noch am Flughafen in Frankfurt hat Sara Däbritz ganz ängstlich zu mir gesagt: "Oh hoffentlich sind da überhaupt Leute." Ich habe sie dann beruhigt und gesagt, dass sie sich mal keine Sorgen machen soll. Nichtsdestotrotz ist es immer grandios, wenn man dann so empfangen wird, das muss ich ganz klar sagen und dann nochmal die stummen Gesichter meine Mitspielerinnen zu sehen, war auch schön.

Kurz Notiert / Amateurfußballnews

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