Eines kann man Christoph Jacob nun wirklich nicht vorwerfen: Dass er die Leistungen oder die Lage der SG Wattenscheid 09 schönreden würde. Auf die Frage, ob er mit dem Punkt zufrieden sei, antwortete der 1. Vorsitzende des Lohrheide-Klubs nach dem hart um- und schließlich erkämpften 2:2 (1:1) bei der Düsseldorfer Zweitvertretung mit einem klaren „Nein“.
Spielerisch habe ihn die Mannschaft nicht überzeugt, meinte der Vorstandsvorsitzende, zudem seien den Spielern zu viele individuelle Fehler unterlaufen. „Auf Strecke wird das nicht reichen“, sagte Jacob, konnte sich aber dann doch noch damit trösten, dass seine Sportgemeinschaft immerhin nicht verloren hatte. Kurzum: Der Chef ist in Wattenscheid auch der Chefkritiker.
Neun Unentschieden, aber über dem Strich
Entgegenhalten kann man dem ehemaligen Torwart, dass es schließlich nicht „Abstiegsspiel“, sondern „Abstiegskampf“ heißt – und diesen hat der Regionalliga-Aufsteiger angenommen, das wurde in keiner der bisher 16 Partien so deutlich wie bei jener im Paul-Janes-Stadion.
Vor dem spielfreien Totensonntags-Wochenende haben die 09er jetzt neun Unentschieden zu Buche stehen, sind damit der unangefochtene Remiskönig der Liga. Allerdings: damit steht der Ex-Bundesligist seit Samstag über dem Strich. „Das ist eine gute Momentaufnahme. Der KFC Uerdingen, der hinter uns steht, hat nicht etwa ein Spiel weniger als wir, sondern eines mehr“, hält André Pawlak fest. Das ausgeglichene Torverhältnis kommt dabei auch nicht von ungefähr, ist sich der Chefcoach der SGW sicher.
Pawlak legt Wert auf die Stimmung bei den Fans
Mit Pawlak kann jeder, der möchte auch lange über die Leistungen seiner Mannschaft streiten. Der A-Lizenzinhaber hat sein persönliches Urteil , legt aber auch Wert auf das der Fans. „Die haben eigentlich ein ganz gutes Gespür für die Situation. Und unsere Fans haben in der ganzen Saison noch nicht gepfiffen, die Entlassung des Trainers oder irgendwelcher Spieler gefordert“, betont Pawlak. So schlecht könne das also doch nicht sein, was das Team bisher gezeigt hat – und auch nicht das, was bisher dabei herausgesprungen ist.
Vielleicht verhält es sich mit sportlichen Bilanzen ja auch ähnlich wie mit wirtschaftlichen: Sie zu interpretieren ist die eigentliche Kunst. Im Fußball gibt es aber außer der goldenen Regel „Was zählt, ist auf dem Platz“ auch die nüchterne Wahrheit, dass das Team, das am Saisonende über dem Strich steht, nicht absteigt. Egal, wie schön es gespielt hat.


