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Wattenscheid 09
Die "Axt" sagt Tschüss

„Es kommt der Tag, da will die Säge sägen.“ Die Wattenscheider Version des Kernsatzes aus dem Kult-Film „Jede Menge Kohle“ lautet: „Es kommt der Tag, da will die Axt fällen.“

Doch die Axt – alias Marvin Rathmann – kam in den letzten Monaten nur noch selten dazu. Und das nagt an ihm. Vier Mal kam der Rechtsverteidiger, der den Spitznamen vom walisischen Rauhbein Vinnie Jones erbte („Das muss bei einem Spiel gegen Brambauer gewesen sein“), in dieser Saison zum Einsatz. Drei Mal wurde er ein-, am ersten Spieltag gegen Uerdingen nach 57 Minuten ausgewechselt. „Da habe ich kein gutes Spiel gemacht“, erinnert sich Rathmann eher ungern an seine Regionalliga-Premiere.

Dass er es im Konkurrenzkampf dann aber derart schwer haben würde, hätte er nicht gedacht. „Ich habe mich im Training immer angeboten, musste aber zur Kenntnis nehmen, dass andere Spieler vor mir sind, die bessere Karten haben“, sagt der 26-Jährige. Trainer André Pawlak habe ihm erklärt, dass die Konkurrenten – in erster Linie sind das Kevin BrümmerKevin Brümmer» zum Profil und Sven PreissingSven Preissing» zum Profil technisch besser geschult seien, als er.

Seine Konsequenzen hat er bereits gezogen: „Ich habe mit Teammanager Marco Ostermann gesprochen. Ich kann den Verein im Winter ablösefrei verlassen.“

Sich mit der Situation abzufinden und seinen Vertrag bis zum 30. Juni 2014 auszusitzen – das ist sein Ding nicht. „Für so etwas bin ich nicht der Typ. Ich will einfach nur wieder Fußballspielen.“

Liebesbeweise unter der Haut
„Die Tattoos sind zum einen eine Leidenschaft von mir, die meisten haben aber auch eine große Bedeutung für mich“, erklärt Rathmann zum Stichwort „Tätowierungen“. So hat er sich den Namen seiner Frau Katrin stechen lassen. „Auf dem linken Oberschenkel habe ich ein Motiv von den Händen meiner Kinder mit ihren Namen und den Sternzeichen.“ Boxer Joker wurde auf dem Innenarm verewigt. Und die obligatorische „Axt“ prangt auf dem rechten Oberarm. Früher hörte er übrigens einen anderen Spitznamen. „Da war ich der ‚Gattuso von der Kemnade‘“, erinnert sich Rathmann an seine Zeit beim SV Herbede.

Die kritische Nachfrage, ob er die Tauglichkeit für die Regionalliga überhaupt mitbringt, beantwortet der Abwehrmann durchaus selbstbewusst: „Ich denke, das hat man gegen Fortuna Köln gesehen. Ich traue mir die Regionalliga schon zu.“ Was im Umkehrschluss mitnichten heißt, dass er sich andere Angebote gar nicht erst anhört. Ob Ober- oder Verbandsligist – Rathmann hört sich alles an, so lange er das Gefühl hat, dass es passen könnte.

An Wattenscheid 09 wird er dabei noch oft genug zurückdenken. Wegen Eigenbedarfs wurde Familie Rathmann – seit Oktober 2012 ist Rathmann Vater der Zwillinge Emily und Lyam – die Wohnung in Herne gekündigt. „Mit zwei Kindern und einem Hund ist es nicht so einfach eine neue Bleibe zu finden“, berichtet der Kurierfahrer. Fündig wurden die Rathmanns – Ironie des Schicksals – in Sichtweite des Lohrheidestadions. „Der Vertrag ist schon unterschrieben.“ Demnächst wird die Viereinhalb-Zimmer-Wohnung in der Wattenscheider Jahnstraße bezogen.

„Das kann mir keiner mehr nehmen“

Klammert die „Axt“ das letzte halbe Jahr aus, dann blickt er auf eine „überragende Zeit“ an der Lohrheide zurück. „Man muss sich das mal vorstellen. Ich bin vom Verbandsliga-Absteiger Herbede nach Wattenscheid gegangen. Dort spielte ich vor vielleicht 100 Zuschauern auf einem Sportplatz und plötzlich im Lohrheidestadion, vor richtigen Fans. Das war etwas ganz anderes. Ich habe das immer mit Lukasz Piszczek verglichen. Der ist vom Absteiger Hertha zu Borussia Dortmund gewechselt und feierte dort einen Erfolg nach dem anderen.“ Genauso ging es Rathmann. „Erst der Oberliga-Aufstieg, dann die zwei Relegationsspiele, die absolut geil waren und dann der Regionalliga-Aufstieg. Das waren wahnsinnig tolle Erlebnisse, das kann mir keiner mehr nehmen. Das hat unglaublichen Spaß gemacht.“

Rathmann war – dank seiner rustikalen und von Herzblut getränkten Spielweise – dabei stets ein Publikumsliebling. „Das Verhältnis zu den Fans war schon etwas besonderes“, hält der Charakterkopf fest. Und dann ist da ja auch noch Joker! „Genau“, lacht Rathmann und erklärt, warum der Boxer mehr als nur der Hund eines Spielers war: „Joker ist ja schon fast ein 09-Maskottchen geworden. Er hat ein eigenes Trikot an, jeder kennt ihn und im Stadion gibt es immer eine Wurst für ihn.“

Nun richtet er den Blick aber nach vorn: „Ich bin ein Typ, der neue Herausforderungen annimmt. So sehe ich das jetzt auch.“

Regionalliga West

Pl. Mannschaft Sp g u v Tore Diff Pkt.
14 Bonner SC 1 0 0 1 1:2 -1 0
15 Alemannia Aachen 1 0 0 1 1:2 -1 0
16 SG Wattenscheid 09 1 0 0 1 0:1 -1 0
17 TV Herkenrath 1 0 0 1 1:3 -2 0
18 SV Straelen 1 0 0 1 0:2 -2 0
Pl. Mannschaft Sp g u v Tore Diff Pkt.
16 TV Herkenrath 0 0 0 0 0:0 0 0
17 Bonner SC 1 0 0 1 1:2 -1 0
18 SG Wattenscheid 09 1 0 0 1 0:1 -1 0
Pl. Mannschaft Sp g u v Tore Diff Pkt.
4 1. FC Köln II 1 0 1 0 1:1 0 1
5 SV Lippstadt 08 1 0 1 0 0:0 0 1
6 SG Wattenscheid 09 0 0 0 0 0:0 0 0
7 SV Rödinghausen 0 0 0 0 0:0 0 0
8 1. FC Kaan-Marienborn 0 0 0 0 0:0 0 0

SG Wattenscheid 09

01 H
Borussia Mönchengladbach II
Samstag, 28.07.2018 14:00 Uhr
0:1 (0:0)
01 H
Borussia Mönchengladbach II
Samstag, 28.07.2018 14:00 Uhr
0:1 (0:0)

Torjäger

SG Wattenscheid 09

# Name Tore Min./Tore Tore/Sp.
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