Seitdem der Coach bei den wöchentlichen Pressekonferenzen nämlich belegte Brötchen auftischt, und seitdem er einen Ledergürtel mit einer blau-weißen Wechselschnalle trägt, eilt der VfL wie am Freitagabend beim 2:0 (1:0) auf der Alm von Sieg zu Sieg.
Ein kurzer Rückblick. Am 05. Mai dieses Jahres, als der VfL nach einer 0:3-Heimniederlage gegen Aue in akuter Abstiegsgefahr schwebte, waren die Bochumer auf dem Weg in die Bedeutungslosigkeit. In den Medien war der VfL eine Randnotiz und die Anhänger registrierten Niederlagen mit einer erschreckenden Gleichgültigkeit. Mit dem verrückten Peter aus dem Pott ist diese Talfahrt gestoppt worden. Ein gutes halbes Jahr später steigt der Zuschauerschnitt, klettert die Mitgliederzahl, sinkt der Schuldenberg und mittlerweile bekommt auch das neue Team Konturen.
Und dies hat nichts mit belegten Brötchen und Gürtelschnallen zu tun, sondern mit der Tatsache, dass zum Ende der Hinrunde Neururer mittlerweile messerscharf analysiert hat, was seine Mannschaft kann und was noch fehlt. Eigentlich liegt es nämlich nicht im Naturell des Trainers, im Fußball zu reagieren statt zu agieren. Doch weil die Entwicklung des Teams längst noch nicht abgeschlossen ist, lässt Neururer seit einigen Wochen ausschließlich erfolgsorientierten Fußball spielen. Dies bedeutet, aus einer kompakten Deckung geduldig auf die sich mit zunehmender Spieldauer ergebenden Möglichkeiten zu warten. Kapitän Andreas Luthe stellte am Tag nach dem Sieg auf der Alm fest: „Wir stehen jetzt endlich kompakt und handeln nicht mehr so blauäugig wie noch vor ein paar Wochen.“
Aber trotz des Sprungs auf einen einstelligen Tabellenplatz sind die VfL-Verantwortlichen realistisch genug, um sich mit dem bisher Erreichten anzufreunden. Christian Hochstätter, der am Samstagvormittag noch bei den B-Junioren vorbeischaute, betonte: „Mit den Ergebnissen sind wir zufrieden, mit unserem Spiel nach vorne sind wir es noch lange nicht.“
Zwei freie Tage spendierte der Coach seinen Schützlingen, schlug am Sonntag gemeinsam mit Bundesliga-Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer den Ball auf dem Golfplatz in Gelsenkirchen und schmunzelte schon über die möglichen Montagsschlagzeilen über seinen Aberglauben. Neururer: „So etwas fokussiert das Interesse auf meine Person und die Spieler können in Ruhe arbeiten.“
Gerne erinnert sich der Trainer noch an die Entstehungsgeschichte der „erfolgsorientierten Rituale.“ „Ich war Trainer auf Schalke. Bei einer Serie gab es immer Geschnetzeltes und im Mai hatte ich immer noch eine dicke Winterjacke an, bis wir endlich verloren haben.“
Auf eine Niederlage des VfL würde der Coach gerne noch ein paar Wochen verzichten, denn es gibt Schlimmeres als einmal in der Woche belegte Brötchen zu servieren.



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