Das hatten nicht viele erwartet. Seit vergangenem Freitag ist Lukas Sinkiewicz beim VfL wieder im Pflichtspieleinsatz bei den Profis. Am 27. Februar, nach dem Pokalspiel in Stuttgart, stand fest, dass sich der Ex-Nationalspieler wieder einmal am Knie operieren lassen musste. Nicht nur die Skeptiker unter den Fußballfans befürchteten, dass für den Abwehrspieler damit das Karriereende wohl eingeläutet sei.
Doch wie schon nach den ersten Operationen kämpfte sich der mittlerweile 28-Jährige durch die endlose Reha und ist plötzlich, nach zehn Monaten Abstinenz, wieder mittendrin und auch dabei.
Nach einem Testspieleinsatz und zwei U23-Spielen kam er in Karlsruhe in der Schlussphase, um die Abwehr zu stabilisieren. Sinkiewicz: „Es ist einfach schön, wieder auf dem Platz zu stehen und keine Beschwerden zu haben. Ich genieße es, wieder dazuzugehören und freue mich schon auf das Trainingslager im Januar.“
Mittlerweile ist er erfahren genug, nichts zu überstürzen. Aus der damaligen Euphorie – „Wenn ich gesund bin, dann spiele ich“ – ist mittlerweile ein demütiges „Ich bin froh, wenn ich wieder im 18er-Kader bin und der Mannschaft helfen kann“ geworden.
Andere Bereiche abgecheckt
Dass die Gedanken an ein Karriereende nicht von ungefähr kamen, beweist auch die Tatsache, dass er während seiner langen Verletzungszeit schon einmal in andere Bereiche hineingeschnuppert hat. In der Marketing-Abteilung des VfL fand er ein interessantes Betätigungsfeld und nutzte die Gelegenheit, einmal hinter die Kulissen eines Profiklubs zu schauen. „Das war sehr interessant, man bekommt ganz andere Einblicke.“
Doch mit 28 Jahren und mit wieder gesunden Knien denkt er endlich wieder an die Fortsetzung seiner Fußballkarriere. „Nach der Winterpause werden wir noch stärker. Der Konkurrenzkampf ist schon im Training immens. Neben mir sind ja auch Felix Bastians und Heiko Butscher nach langer Leidenszeit zurückgekehrt, wir haben noch Luft nach oben.“ Vor Weihnachten will der Routinier jetzt erst noch einmal punkten. „Wir können sechs Zähler holen, das wäre dann ein fantastischer Jahresabschluss.“
Zeichen stehen auf Abschied
Während Sinkiewicz voller Vorfreude in die Zukunft blickt, schaut Adnan Zahirovic
Adnan Zahirovic» zum Profil eher skeptisch in Richtung Sommer. Denn mit der Rückkehr von Sinkiewicz in den 18er-Kader sind die Chancen des 23-Jährigen in Bochum im Kader oder gar in der Stammformation Fuß zu fassen auf ein Minimum gesunken. Verständlich, denn Peter Neururer hat mit Florian Jungwirth
Florian Jungwirth» zum Profil, Danny Latza
Danny Latza» zum Profil, Christian Tiffert
Christian Tiffert» zum Profil, Sinkiewicz und Onur Bulut
Onur Bulut» zum Profil neben Zahirovic noch weitere fünf Akteure für maximal drei Plätze im defensiven Mittelfeld. Neururer macht keinen Hehl daraus, dass Zahirovic in seinen Überlegungen derzeit keine Rolle spielt. Der Coach: „Das ist bitter für ihn, denn in Bochum droht ihm in der Rückrunde die Tribüne.“
Zahirovic spürt das, läuft seit Wochen eher bedrückt durch die Gegend und kann sein Können auch in den Trainingseinheiten derzeit nicht abrufen. Was ihm durch den Kopf geht, ist einfach zu ergründen. Wenn er in der Rückrunde beim VfL nicht zu Einsätzen kommt, dann dürfte der Traum, mit der Nationalmannschaft von Bosnien-Herzegowina im Sommer nach Brasilien zu reisen, ganz schnell ausgeträumt sein. Als vor zwei Monaten die WM-Qualifikation gelang, war der 1,84 Meter große Mittelfeldspieler für das Aufgebot seines Landes noch gesetzt.
Man darf gespannt sein, wie Zahirovic in den nächsten Wochen mit der Situation umgeht. Will er zur WM, dann bleibt ihm nur eine Möglichkeit: in der Winterpause zu einem anderen Klub zu wechseln. Sicherlich wäre der VfL, wenn von Zahirovic oder seinem Berater ein Signal kommt, gesprächsbereit. Sportvorstand Christian Hochstätter: „Wir werden sicher nicht aktiv werden, bisher haben wir noch kein Signal bekommen. Warten wir einmal ab.“
Sinkiewicz "ein echter Leitwolf"
Neururer baut derweil auf Sinkiewicz. „Mit seiner Präsenz ist er auf dem Rasen und auch daneben ein echter Leitwolf und für mich ist er ein gefühlter Neuzugang, an dem wir noch viel Freude haben werden.“ Ein wenig nachdenklicher äußert sich der Trainer über Zahirovic: „Er ist in einer verflixten Situation, schließlich wird sich Bosnien-Herzegowina vielleicht nur einmal während seiner noch jungen Karriere für die WM qualifizieren. Das werden wir ihm bestimmt nicht verbauen.“



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