Vor dem Start gegen den FSV Frankfurt (Freitag, 18.30 Uhr) sprach RS mit Bochums Kapitän Andreas Luthe über die Vorbereitung, innere Zufriedenheit und konkrete Ziele.
In der gesamten Vorbereitung und auch nach den fünf Testspielen hatte man immer den Eindruck, dass man beim VfL mit den gezeigten Leistungen durchaus zufrieden ist. Sehen Sie das auch so?
Nein, ich bin ganz und gar nicht zufrieden. Ich will nämlich so schnell wie möglich Ruhe im Verein haben. Unsere Situation ist mit einem Blick auf die Tabelle immer noch sehr angespannt. Ich hoffe, das weiß jeder. Momentan sind wir vor dem gegnerischen Tor viel zu ungefährlich. Das muss uns bewusst sein. Wir haben in den letzten Tagen versucht, im Training die Aggressivität hochzuhalten, damit wir am Freitag unbedingt gewinnen. Dieses Ziel muss über allem stehen.
Nach dem Trainingslager mit den Spielen gegen die drei starken Erstligisten hatten Sie gefordert, dass sich die Offensive im Test gegen die U23 und bei der Generalprobe gegen Most Selbstvertrauen holt und sich den Frust von der Seele schießt. Das ist nicht gelungen. Sorgt Sie das?
Das mit dem Selbstvertrauen ist mir egal. Wir müssen die zahlreichen hochkarätigen Möglichkeiten einfach konsequent nutzen. Wir hatten gegen die Tschechen wieder genügend Chancen, um zwei oder drei Spiele zu gewinnen. Wie wir damit umgehen, ist einfach grob fahrlässig. Wir sollten es am Freitag dringend besser machen, sonst werden wir große Probleme bekommen. Fakt ist, von den starken Mannschaften der Liga trennt uns derzeit vor allem unsere Chancenauswertung. Aber wir arbeiten täglich daran, dass es besser wird.
Ein Außenstehender konnte den Eindruck gewinnen, dass sich einige Spieler in den letzten Wochen mehr über das schlechte Essen im Trainingslager geärgert haben als über die versiebten Großchancen.
Das Essen war sicherlich ein Thema, denn wenn du dreimal am Tag trainierst, musst du dich schon ordentlich ernähren. Aber wir haben jetzt sicherlich andere Dinge zu besprechen, das streite ich nicht ab.
Harmonie und Teamgeist prägten die Vorbereitung, kein böses Wort, keiner, der aus der Reihe tanzt – alle scheinen sich lieb zu haben. Muss da ein Leitwolf vor dem Start nicht mal kräftig auf den Tisch hauen, um neue Reize zu setzen?
Das ist bereits passiert, darüber braucht sich die Öffentlichkeit keine Gedanken mehr zu machen. Wir Spieler haben in der letzten Woche zusammengesessen, um Ursachenforschung zu betreiben, denn auch wir Führungsspieler haben festgestellt, dass es bei uns im täglichen Trainings-alltag ein wenig zu locker zu geht. Wir arbeiten intensiv daran, das abzustellen und ich habe das Gefühl, dass das zuletzt schon besser war und dass es auch im Test gegen Most schon gute Ansätze gab. Wir haben das in dieser Woche noch einmal intensiviert und deshalb gehe ich davon aus, dass am Freitag alle hochkonzentriert bei der Sache sind.
Gegen Most haben Sie laut über den Platz gebrüllt, als wieder einmal eine hundertprozentige Chance vergeben wurde. Warum dieser für Sie ungewöhnliche Temperamentsausbruch?
Das ist relativ einfach zu erklären: Jeder sollte sich bewusst sein, dass wir in der Liga nie so viele Chancen bekommen wie am letzten Samstag. Die muss man einfach verwerten. Ich habe nämlich keine Lust, bis kurz vor Saisonschluss im Abstiegskampf zu stecken. Ich hoffe, dass das alle im Team mitbekommen haben und genau so denken.
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