Zwar ist bei der Refinanzierung der Stadionmiete der Durchbruch gelungen, weil die Stadt die Arena mehrheitlich übernehmen will, doch sie hat ihr Engagement an mehrere Bedingungen geknüpft.
Offiziell wird die Politik erst am kommenden Montag (17. Februar) Grünes Licht zur Übernahme erteilen, doch die Zustimmung, dem Aushängeschild der Stadt zu helfen, gilt als sicher.
Gerald Kassner, Chef des Großsponsors Schauinsland-Reisen, kauft Walter Hellmichs gesamte Anteile an der Stadionprojektgesellschaft in Höhe von 34,1 Prozent für drei Millionen Euro. Damit die Stadt, die durch ihre Tochtergesellschaft DBV bereits 33,3 Prozent der Anteil besitzt, die Mehrheit erlangt, verkauft Kassner 16,8 Prozent seiner Anteile für 504.672 Euro an die Stadt. Somit hält die Stadt 50,1 Prozent der Anteile und hat die einfache Mehrheit bei Abstimmungen. Im Zusammenspiel mit Kassner besitzt sie auch die qualifizierte Mehrheit (über 75 Prozent). Bedeutet: Stadt und Kassner können in Zukunft alle Entscheidungen alleine treffen.
Die neue Machtverhältnisse in der Stadionprojektgesellschaft
50,1 Prozent Stadt Duisburg
27,3 Prozent Schauinsland-Reisen
22,6 Prozent Minderheitsgesellschafter*
*Zu den Minderheitsgesellschaftern gehören: RheinfelsQuellen H. Hövelmann GmbH & Co. KG, Deutsche Sinalco Gmbh, KGaA, Treuhänder Dr. Görtz, Pape Beteiligungs GmbH, Gerd Breuer GmbH, X-WERT BankTechnology AG.
Bis sich der Plan in die Realität umsetzen lässt, kann es aber noch Wochen dauern, denn die Zebras müssen erst noch einige Hausaufgaben erfüllen. Erstens: Der Schuldenschnitt, bei dem knapp zehn Millionen Euro auf dem Spiel stehen, muss gelingen. Zweitens: Der MSV muss die Lizenzauflagen des DFB erfüllen. Drittens: Die Liquiditätslücke der neuen Saison in Höhe von bis zu fünf Millionen Euro muss geschlossen werden. Viertens: Der MSV soll sich in seinen Gremien wieder professionell aufstellen. Übersetzt: Es sollen wohl Köpfe rollen.
Doch nachdem SLR-Chef Gerald Kassner und Walter Hellmich mit der Übernahme der Arena-Anteile den Grundstein für die Konsolidierung des MSV gelegt haben, hat der Klub nach den letzten Katastrophenjahren nun die Möglichkeit, sich neu aufzustellen.
RS beantwortet wichtige Fragen vor dem Hintergrund, dass die Forderungen der Politik erfüllt werden.
Wie ist der Stand beim Schuldenschnitt?
Weil Hellmich seine Stadionanteile abtritt, ist seine Zusage genauso sicher wie die der Stadt und des Landes. Fraglich bei der einheitlichen Zustimmung bleibt nach wie vor die IBB-Bank.
Zuletzt lag die Miete, mit der die Schulden abbezahlt wurden, die der MSV allerdings seit zwei Jahren nicht mehr bezahlen musste, bei fünf Millionen Euro. Die Stadt fordert als Mehrheitseigner in der 3. Liga nur noch 900.000 Euro von den Meiderichern. Beim Aufstieg in die zweite Liga erhöht sich die Miete auf 1,5 Millionen Euro – bezahlbare Summen.
Kann mit einer Bank überhaupt ein Verzicht gelingen?
Das ist bei einem Schuldenschnitt mehr als schwierig, weil eine Bank dabei ihr Gesicht verliert. Anders sieht es hingegen bei einem Rangrücktritt des Moratoriums aus. Zwar müssten dann die Schulden beglichen werden, aber die Rückzahlung der Verbindlichkeit würde solange gestundet, bis der MSV wieder in der Lage ist zu zahlen. Bei einem solchen Szenario könnte die Einheitlichkeit gewahrt werden. Kurzfristig ist es aber auch egal, wie es gelingt. Wichtig ist nur, dass die Rettung JETZT erfolgt – ansonsten ist ohnehin Schicht im Schacht.
Warum geht Kassner das Risiko ein?
Nach eigenem Bekunden ist er durch und durch Duisburger. „Wer den MSV unterstützt, investiert auch in diese Stadt und deren Bürger.“ Er ist mit dem Herzen dabei.
Bergen die neuen Machtverhältnisse ein Risiko?
Immer, wenn in einem Verein die Macht bei einem oder zwei Entscheidern liegt, ist Vorsicht geboten. Da aber die Stadt mit ständig wechselnden Politikern dabei ist, besteht die Hoffnung, dass Machtkämpfte, wie in den letzten vier Jahren, ausbleiben. Ein Restrisiko besteht aber.
Wer ist der Gewinner?
Der MSV und seine Fans. Die Meidericher können zu einer bezahlbaren Miete in der Arena spielen und haben eine wirtschaftliche Zukunft. Gewinnen können auch Stadt und Land, weil eine Insolvenz des MSV viel teurer als das derzeitige Modell ist.
Die Arena hat rund 50 Millionen Euro gekostet. Ausgenommen der letzten beiden Jahre sind vorher über 60 Prozent abbezahlt worden. Auf der SLR-Arena liegen jetzt noch knapp 18 Millionen Euro an Hypotheken. Die HSH Nordbank ist Kreditgeber, das Land NRW bürgt für 80 Prozent der Summe. Die Stadt stundet der Stadionprojektgesellschaft bis zu 75 Prozent des gegebenen Darlehens über zwei Millionen Euro.
Warum?
Per Erbpachtrecht würde die Arena an die Stadt fallen. Für die Sonderimmobilie ohne Mieter würden jährliche Instandhaltungskosten in Höhe von mindestens 400.000 Euro anfallen. Das Land wäre als Bürge mit knapp 15 Millionen Euro belastet.
Woher nimmt die klamme Stadt die 500.000 Euro für die Arenaanteile?
Das Geld muss nicht eingespart werden, sondern kann aus dem Topf des geplatzten Bauprojekts an der Mercatorstraße genommen werden.
Wer kann verlieren?
Bei einer Insolvenz verlieren alle. Der MSV ist Geschichte, die Stadt hat eine kostspielige, unbrauchbare Ruine am Hals und das Land muss nach dem Super-GAU in Aachen das zweite Millionen-Grab bezahlen.
Fazit
Schuldenschnitt, Lizenz, Neubesetzung der Gremien und sportlicher Erfolg bedeuten Zukunft. Sie ist das finanzielle Risiko aller Beteiligten wert. Denn die Alternative ist der Untergang des MSV, der alle viel teurer zu stehen kommen würde. Also: Rettet die Zebras!
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