Auch der Support der Unvergraulbaren sprach Bände. Abgesehen von vereinzelten Versuchen, so etwas wie Stimmung ins Stadion Essen zu bringen, waren das einzige, was man zu hören bekam, Spieler- oder Trainerkommandos. Im Laufe der Partie verstand es die Mannschaft mit einem mitreißenden Auftritt zwar, einen Großteil der Zuschauer wieder hörbar hinter sich zu bringen – die rot-weisse Fanszene ist sich dennoch irgendwie uneins.
Nie kam das deutlicher zum Ausdruck, als nach den Toren. Statt diese zu bejubeln, skandierte ein Teil der Westtribüne „Wrobel raus“, was wiederum von weiten Teilen des Stadions mit einem Pfeifkonzert quittiert wurde. Wrobel selbst spielte gar nicht erst Theater und nahm die Schmährufe mit eisigem Lächeln zur Kenntnis. „Das Ganze ist schon sehr kurios“, sagte der 44-Jährige nach Spielende. „Aber ich will das nicht weiter kommentieren, das überlasse ich euch.“
Schon vor Anpfiff musste Wrobel mal wieder Nehmerqualitäten beweisen. „Kann diese Kartoffel mehr Fans haben als Waldemar Wrobel“, lautete eine Facebook-Aktion. Das Ergebnis ihres lauwarmen Witzchens verkündeten die Initiatoren vermittels Spruchband. Ob dieser Pennäler-Humor oder etwas völlig anderes dafür verantwortlich war? Jedenfalls kam zwischenzeitlich sogar zu einem Handgemenge auf der Westtribüne. Man war sich eben nicht ganz einig.
Auch Dr. Uwe Harttgen musste bereits feststellen, dass der Wind an der Hafenstraße in Böen eisig werden kann: „In Bremen haben die Fans die Mannschaft auch nach viel mehr Spielen ohne Sieg noch viel mehr unterstützt. Hier ist das etwas anders. Die Fans wollen die Mannschaft auch unterstützen, nur eben mit anderen Mitteln. Das ist sehr leidenschaftlich, im positiven wie im negativen Sinn.“ Gleichwohl sei gerade dieser Gegenwind wichtig für die Mannschaft, findet Harttgen. „Dass sie sich gemeinsam dagegen stemmt und das aushält, ist ein wichtiger Lernprozess.“ Zumindest für das letzte Wochenende scheint diese Lektion gelernt.
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