Am meisten jedoch dachte der Stürmerstar von Schalke 04 nach dem 4:0 (2:0) gegen 1899 Hoffenheim an einen verschenkten Treffer. "Auf einmal hatte ich einen Krampf", sagte der Niederländer und lachte lauthals.
Aufreizend lässig hatte der 30-Jährige einen Foulelfmeter genau in die Arme von Torhüter Koen Casteels
Koen Casteels» zum Profil geschossen - und 60.000 Fans in der Arena, seine Teamkollegen und seinen Trainer schockiert. "Ich habe gedacht: Ist er noch ganz dicht?", sagte Jens Keller. Huntelaar
Klaas-Jan Huntelaar» zum Profil konterte grinsend: "Im Training mach' ich die immer rein, beim nächsten Mal lass' ich's lieber." Der Fauxpas vom Punkt (31.) blieb ohne Folgen, weil er ansonsten aus allen Lagen traf.
Huntelaars Doppelschlag zuvor (6. und 28.) und sein drittes Tor kurz vor Schluss (79.) trugen maßgeblich dazu bei, dass Schalke seine Horror-Woche schnell und beeindruckend abhakte. Nach dem doppelten Debakel gegen Real Madrid (1:6) und Bayern München (1:5) kehrten die Königsblauen zur Form der Spiele zuvor zurück - und damit in die Erfolgsspur Richtung Champions League.
Nach dem fünften Sieg im siebten Rückrundenspiel war auch Klubboss Clemens Tönnies besänftigt. "Jetzt ist der Alte wieder glücklich", sagte der Aufsichtsratschef und nahm jeden Spieler, der ihm gerade entgegenkam, in den Arm. Vor dem Anpfiff war Tönnies in der Kabine gewesen. "Das hat uns auf jeden Fall gepusht", sagte Torhüter Ralf Fährmann
Ralf Fährmann» zum Profil.
Dass die versprochene Trotzreaktion so eindrucksvoll gelang, lag nicht nur an Huntelaar. Der Niederländer, der seine Bundesliga-Ausbeute auf 54 Treffer in 91 Spielen schraubte, war zwar der gefeierte Matchwinner. Doch auch andere betrieben eindrucksvoll Wiedergutmachung.
Julian Draxler
Julian Draxler» zum Profil, zuletzt nach langer Verletzungspause deutlich neben der Spur, bereitete nicht nur zwei "Hunter"-Tore mustergültig vor. Der 20-Jährige brillierte auch wieder mit Spielwitz und Übersicht. "Wir hatten was gutzumachen", gab der Nationalspieler zu.
Kapitän Benedikt Höwedes
Benedikt Höwedes» zum Profil, gegen Cristiano Ronaldo und Co. überfordert, ging als Abwehrchef mit kompromisslosem Zweikampfverhalten und starkem Stellungsspiel voran. Kevin-Prince Boateng, gegen die Weltstars nur Mitläufer, war wieder die Schaltzentrale im Mittelfeld und legte Chinedu Obasi
Chinedu Obasi» zum Profil das 3:0 auf (55.).
Mit dem ersten Tor seit über zwei Jahren ging für den Nigerianer eine lange Leidenszeit zu Ende. Erst als Fehleinkauf abgestempelt, dann lange verletzt, feierte der 27-Jährige ausgerechnet gegen seinen Ex-Klub das erste Erfolgserlebnis seit seinem Treffer am 4. Februar 2012 beim 1:1 gegen den FSV Mainz 05. "Ich glaube, er ist heute der glücklichste Mensch", sagte Sportvorstand Horst Heldt.
Nur in der Anfangsphase hatten die Hoffenheimer, vor einer Woche noch 6:2-Sieger gegen den VfL Wolfsburg, ihre Qualitäten gezeigt. "Wir waren da vielleicht sogar die bessere Mannschaft, trotzdem lagen wir 0:2 hinten", wunderte sich Trainer Markus Gisdol.
Verantwortlich dafür war vor allem Huntelaar. Auch wenn der sich im Anschluss einiges anhören musste. "Ich muss das mit ihm noch mal erörtern", meinte Heldt mit Blick auf den verschossenen Elfmeter: "Ich denke, er wird das eine oder andere Essen bezahlen müssen."



