Trainer Peter Stöger war zumindest mit der Moral seiner Mannschaft zufrieden. Die Jubelgesänge in der Kölner Arena hallten noch immer nach, da stimmte Peter Stöger nach der abgewendeten Blamage gegen Energie Cottbus in den Katakomben deutlich dezentere Töne an. "Punktetechnisch ist es in Ordnung", sagte der Trainer des Zweitliga-Spitzenreiters 1. FC Köln nach dem glücklichen 2:1 (1:0)-Sieg am Freitagabend, "aber es ist Luft nach oben. Wir sind nicht zufrieden mit den 90 Minuten."
Im Duell Spitzenreiter gegen Schlusslicht war der Aufstiegsaspirant besonders in der zweiten Halbzeit seinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht geworden. Auch über eine Niederlage gegen den Außenseiter aus der Lausitz hätte sich in der Domstadt niemand beschweren dürfen. Nur dank eines späten Doppelschlags durch Jonas Hector (84.) und ein Eigentor von Uwe Möhrle (86.) sind die Kölner weiter unangefochtener Tabellenführer (47 Punkte).
Vorerst kehrt im Rheinland wieder Ruhe ein, die zuletzt zunehmend Nervosität und Ungeduld in der Öffentlichkeit gewichen war. Nach nur einem Sieg aus vier Spielen im neuen Jahr stand die Stöger-Elf gegen Cottbus gehörig unter Druck. Doch wie bereits häufig zuvor taten sich die Kölner gegen ein defensiv eingestelltes Team schwer, ohne einen frühen eigenen Treffer verfielen die Geißböcke zunehmend in Hektik. In vielen Phasen fehlte es in der Offensive an Kreativität.
So quittierte ein Großteil der 42.400 Fans schon in der 60. Minute, als Boubacar Sanogo noch gar nicht zur Cottbuser Führung geköpft hatte (68.), den immer fahriger werdenden Auftritt des FC mit gellenden Pfiffen.
Angesichts der Unmutsbekundungen von den Rängen habe "ich gehofft, dass die Jungs nicht verzweifeln und aufgeben", sagte Stöger und nahm sein Team in Schutz: "Wenn man glaubt, dass der Name des 1. FC Köln genügt, um Spiele zu gewinnen, muss ich alle enttäuschen." Die Kölner hätten eine Mannschaft, die am Beginn ihrer Entwicklung stehe, "auch wenn man es nicht hören will in Köln".
Immerhin: Die Einstellung der Mannschaft stimmt. Wie beim 2:2 bei Erzgebirge Aue wendeten die Kölner mit zwei späten Treffern eine Niederlage gegen einen Underdog ab. "Wir haben Moral bewiesen. Es tut der Mannschaft gut, dass sie das Spiel am Ende noch gewonnen hat", sagte Stöger.
Bei Energie wuchs trotz der unverdienten Niederlage die Zuversicht, den bitteren Gang in die Drittklassigkeit doch noch abwenden zu können. "Wir schütteln uns und können erhobenen Hauptes aus dem Stadion gehen. Ich bin stolz auf die Jungs", sagte Trainer Jörg Böhme, der den verunsicherten Lausitzern offenbar neues Selbstvertrauen eingehaucht hat.



