Auch das Team ist gespalten. Während eine Gruppe auf dem Boden der Tatsachen steht und wöchentlich die nötige Einstellung abruft, scheinen andere Spieler in höheren Sphären zu schweben. Anders ist es nicht erklärbar, dass sowohl beim schmeichelhaften Remis gegen Wuppertal als auch bei der Niederlage gegen dezimierte Homberger fast die Hälfte des Teams nicht einmal mehr Normalform zeigte.
Enttäuscht haben allen voran Kevin Barra
Kevin Barra» zum Profil und Soufian RamiSoufian Rami» zum Profil, aber auch von Timo ErdmannTimo Erdmann» zum Profil oder Ilias ElouriachiIlias Elouriachi» zum Profil darf mehr erwartet werden, als das Duo zuletzt gezeigt hat.
Obwohl Hutwelker seit Beginn der Rückserie davor warnt, dass sich der Schlendrian einschleichen könnte, haben die Akteure die Warnungen des Ex-Profis nicht ernst genommen. Die Konsequenz: Platz zwei hat jetzt der MSV Duisburg II inne und der Spitzenreiter aus Hönnepel-Niedermörmter ist fast uneinholbar davongezogen. Kein Wunder, dass Hutwelker nach der unnötigen Pleite beim VfB die Hutschnur geplatzt ist (RS berichtete).
Warum es unterschiedliche Auffassungen über die eigene Stärke innerhalb der Truppe gibt, kann Dominik ImmanuelDominik Immanuel» zum Profil nicht erklären. Doch dem 29-jährigen Routinier platzt angesichts der dürftigen Vorstellungen und mangelhaften Einstellung jetzt der Kragen. Der "Opa" knöpft sich im RS-Interview seine Kollegen gnadenlos vor und hält ihnen den Spiegel vor die Nase.
Dominik Immanuel, warum klafft bei einigen Spielern zwischen Anspruch und Wirklichkeit so eine große Lücke?
Das kann ich mir auch nicht erklären. Mit dem Mund sind alle ganz groß, aber auf dem Platz ist davon nichts zu sehen. Wenn die Jungs Abi machen, oder studieren, machen sie es, weil sie ein Ziel vor Augen haben. Fußball ist aber nichts anderes. Ich muss doch immer das Maximum erreichen wollen – egal ob im Beruf, Privatleben oder auf dem Platz. Doch diesen Willen kann ich nicht bei jedem erkennen.
Warum nicht?
Vielleicht denken einige, dass nur, weil sie letztes Jahr bei einem Absteiger in der Regionalliga gespielt haben, sie jetzt einen Namen haben und eine Granate sind. Aber dem ist ganz bestimmt nicht so. Sie haben noch nichts erreicht. Einen Namen muss man sich in jedem Spiel neu erarbeiten. Bei uns ist eines doch ganz klar: Niemand kann sich hinter seinem Namen oder der Leistung der letzten Saison verstecken.
Also ist die mangelnde Selbsteinschätzung für den Leistungseinbruch verantwortlich?
Ja. Wenn ich so ein Spiel wie gegen den WSV habe, muss ich automatisch die richtige Einstellung haben. Unabhängig von allen Verpflichtungen des Tages muss so ein Spiel Motivation genug sein. Aber das ist nicht bei allen so. Es kann nicht sein, dass sich einige Leute in die Hose scheißen und Angst haben, das umzusetzen, was im Training geübt wird. In den Einheiten haben wir Älteren kaum eine Chance, gegen die Jungen hinterherzukommen. Aber im Spiel suchen die Jungs dann verzweifelt ihre Eier.
Wie gegen Homberg?
Ja, dort hätten wir den Punkt gegen den WSV vergolden können. In Überzahl ist es eigentlich nur eine Sache der Geduld, aber wenn wir uns so dumm und dämlich anstellen, dürfen wir uns am Ende auch nicht beschweren, dass wir verlieren. Unabhängig davon, ob wir noch aufsteigen können, ist ein solcher Auftritt einfach nur enttäuschend. Ich wohne in Kray und bekomme auch die Reaktionen direkt mit. Sich für einen solchen Auftritt zu rechtfertigen, ist verdammt schwer. Die Fans kommen zu uns, bezahlen Geld und bekommen so eine Scheiße geboten. Das darf nicht sein.
Wie soll der Negativtrend gestoppt werden?
Wir müssen und werden intensiv darüber sprechen. Jeder darf mal einen schlechten Tag haben, allerdings darf es nie an der Einstellung mangeln.
Ist die Rückkehr in die Regionalliga noch machbar?
Vor dem Hintergrund, wer nächstes Jahr von oben runter kommen könnte, ist klar, dass es nie wieder so einfach sein wird, weit vorne mitzuspielen und eventuell den Aufstieg zu schaffen. Mit unserer Qualität könnten wir auch eine mittlere Rolle in der Regionalliga spielen, deshalb darf unser Ziel doch nicht sein, eine Liga tiefer nur Mittelmaß zu sein. Allerdings sollten wir uns nicht mit dem Aufstieg, sondern nur mit dem Derby gegen RWE II befassen. Wenn wir am Sonntag nicht wieder unsere vorhandenen PS auf den Platz bringen, müssen wir uns sowieso ein kleineres Auto kaufen. Protzkarren brauchen wir allerdings auf gar keinen Fall.
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