Angefangen beim Pokalspiel gegen den Halleschen FC 2012, als unter anderem eine Fahne mit der Aufschrift "Good night left side" (eine Antwort auf die gegen Neonazis entstandene Bewegung "Good night white pride") für Ärger sorgte, geht der MSV in seiner Ausarbeitung vom Dienstagnachmittag auch auf Ereignisse der jüngeren Vergangenheit ein. Unter anderem finden sich dort sowohl die Auseinandersetzung zwischen den Fangruppierungen "Proud Generation Duisburg" (PGDU) und "Kohorte" nach dem Spiel gegen den 1. FC Saarbrücken wieder, wie auch das Verhalten einiger Duisburger Anhänger rund um das Auswärtsspiel bei Borussia Dortmund II.
Behörden sehen keinen Anstieg extremistischer oder gewaltbereiter MSV-Fans
"Auf Basis des regelmäßigen Austauschs unter anderem mit der Polizei und dem Staatsschutz, gehen wir davon aus, dass es unter den größtenteils aufgeschlossenen und friedlichen Fans, die regelmäßig die Spiele der Zebras besuchen, auch einige wenige gewalttätige und extremistische Personen gibt." Diese Erkenntnis ist keine neue und könnte so auch von zahlreichen anderen Vereinen getätigt werden. Doch der MSV ist um Transparenz bemüht und verdeutlicht: "Die Behörden haben in den vergangenen Jahren nach ihren Angaben uns gegenüber keinen bedeutsamen Anstieg festgestellt. Eine belegbar politisch rechtsextrem oder linksextrem motivierte Straftat habe es – das ist Stand der aktuellen Ermittlungen – dabei nicht gegeben."
Auch die Reaktionen von Vereinsseite werden penibel aufgelistet. So habe man beispielsweise nach dem Pokalspiel gegen Halle mehrere Stadionverbote gegen einwandfrei ermittelte Täter ausgesprochen, drei Beteiligte der Auseinandersetzung zwischen der PGDU und der Kohorte erhielten bundesweite Stadionverbote. Eine Person, die nach dem Aufeinandertreffen mit Jahn Regensburg im August 2013 ein „Heil“ an den Ruf „Sieg“ angehängt hatte, wurde ebenfalls mit bundesweitem Stadionverbot belegt.
Pläne für weitere Projekte liegen schon bereit
Doch mit der direkten Bestrafung von Vergehen wollen sich die Meidericher nicht zufrieden geben. "Folgende Maßnahmen – basierend unter anderem auf den Beratungen mit Experten der Koordinationsstelle der Fanprojekte (KOS) und der Kompetenzgruppe 'Fankulturen und Sport bezogene Soziale Arbeit' (KoFaS), dem DFB und anderen Vereinen - hat der MSV Duisburg ergriffen, um Gewalt und Extremismus noch effektiver bekämpfen zu können:
• der Ordnungsdienst wurde über die vorgeschriebenen Maßnahmen hinaus erneut geschult und sensibilisiert
• der regelmäßige Dialog mit Fanvertretern aus den verschiedensten Gruppen und Fanclubs wurde weiter intensiviert
• die Arbeit mit den Fanclubs zum Thema „Für Integration, Respekt und Toleranz“ wird in Kooperation mit dem Fanprojekt Duisburg weiter fortgeführt
• Gespräche zwischen Verein und Polizei bzw. Staatsschutz haben stattgefunden."
Auch seien eine Kooperation mit dem Münsteraner Institut für Präventionsforschung und Sicherheitsmanagement sowie der mobilen Beratung NRW gegen Rechtsextremismus, weitere Aktionen mit dem Fanprojekt Duisburg wie eine Lesung zum Thema "Sexismus im Fußball" im April und die Gründung eines Fangremiums aus von Fans gewählten Fanclub- und Gruppierungsvertretern geplant.
Doch der Klub weiß, dass er nicht alle Probleme selbst lösen kann. Die Befolgung der Stadionordnung lässt sich nicht lückenlos kontrollieren und die Identifikation mit dem MSV-Leitbild kann keinem Fan aufgezwungen werden. "Unser Wunsch ist es, künftig mit allen, die sich offen und ehrlich zum MSV bekennen, noch intensiver für unsere Ziele zu arbeiten. Das heißt im Gegenzug: Wir werden uns gegen das Auftreten von Gruppierungen, die nicht bereit sind, sich diesen Zielen anzuschließen, sondern den Namen unseres Traditionsvereins nutzen wollen, um ihr oft unfassbares Gedankengut zu verbreiten, mit allen uns zu Verfügung stehenden Möglichkeiten wehren!"
Um zu veranschaulichen, dass das Auftreten von Personen mit rechtem Gedankengut kein Alleinstellungsmerkmal des Fußballs ist, verweist der Drittligist auf die NRW-Landtagswahlen 2012 und den Sachverhalt, dass "die Parteien 'pro NRW' und 'NPD' 3,45% aller Zweitstimmen in Duisburg erhielten. Da das Stadion ein Spiegelbild unserer Gesellschaft ist, können wir nicht ausschließen, dass es im Stadion oder in sozialen Netzwerken eben auch Menschen gibt, die mit dem rechten Gedankengut sympathisieren." Um die beschränkte Reichweite der vom Verein ergreifbaren Strafen wissend, appelliert der MSV Duisburg daher an die vielen friedlichen Fans: "Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass wir auf Hilfe angewiesen sind. Wer extremistisches oder gewalttätiges Verhalten wahrnimmt, ist aufgefordert, seine Wahrnehmungen umgehend mitzuteilen. Nur so können wir Ermittlungen einleiten, die dann auch zu Sanktionen führen."
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