Dank der bereits zur Genüge kritisierten Aufstiegsregelung ist die Tabellenspitze schon lange außer Reichweite. Zwar ist der Abstand nach unten nicht allzu weit, aber um abzusteigen ist RWE trotzdem zu gut. Wie motiviert man sich in einem Moment, da in beide Richtungen nicht viel möglich ist?
„Die Motivation war nie ein Problem“, sagt Alexander Langlitz entschlossen und man ist geneigt, es ihm zu glauben. Gerade hat er den Trainingsplatz direkt neben dem Stadion Essen verlassen und gibt bereitwillig Auskunft zur aktuellen Situation des Vereins, der Mannschaft und ihm selbst.
In der Saison des Sommer-Neuzugangs des FC Schalke 04 II spiegelt sich die Saison des gesamten Vereins von der Hafenstraße. Mit großen Hoffnungen startete RWE in die Spielzeit, doch schnell wurden diese enttäuscht. Große Hoffnungen waren auch mit der Verpflichtung von Langlitz verbunden, der vor seinem Wechsel zu Rot-Weiss auch beim Zweitligisten FC St. Pauli zur Probe trainierte. Doch auch er startete mit Problemen bei seinem neuen Klub, und zeigte wie auch seine Kollegen wechselhafte Leistungen. „Wir wollten etwas ganz Großes schaffen“, sagt Langlitz nun wehmütig im Rückblick. Dieses Ziel wurde verfehlt.
Eine Frage ohne Antwort
Die große Frage dieser Tage in Essen lautet: Warum schafft es Rot-Weiss einfach nicht, Konstanz in seine Leistungen zu bekommen und muss deshalb sogar noch etwas zittern, nicht doch noch in in den Klassenkampf hineingezogen zu werden? Auf diese Frage hat auch Langlitz keine Antwort. Und da geht es ihm wie allen seinen Kollegen: „Wenn einer von uns eine Erklärung hätte, dann wäre das Problem schon lange abgestellt“, glaubt der 23-Jährige. Bisher ist es nicht abgestellt worden und gerade deshalb liegt die größte Spannung vor den restlichen elf Saisonspielen wohl darin, zu beobachten, ob RWE auch in Zukunft fast von Woche zu Woche ein anderes Gesicht offenbaren wird.
Geht es nach Langlitz, dann wird er selbst öfters das Gesicht zeigen, das im Spiel beim KFC Uerdingen zu erblicken war. Da stand er anstelle von Lucas Arenz in der Startelf und zeigte als rechter Mittelfeldspieler eine engagierte Leistung, fungierte in einigen Szenen als Vorbereiter gefährlicher Chancen und hatte sogar selbst die Möglichkeit, mit einem Distanzschuss für die 2:1-Führung zu sorgen. „Klar will ich an diese Leistung anknüpfen“, lautet seine wenig überraschende Ankündigung. Von Trainer Waldemar Wrobel erhielt Langlitz ein Lob für sein Auftreten, nicht nur in Uerdingen, sondern auch im Training. „Alex hat getan, was ich mir von einigen erwarte und von allen erhoffe, die nicht in der Startelf stehen. Er hat im Training in jeder Aktion gebrannt und die Situation mit einer unheimlichen Begeisterung angenommen. Da ist es schwer für einen Trainer, ihn nicht aufzustellen.“
Wenn am Freitagabend um 19.30 Uhr das Heimspiel gegen die SSVg Velbert angepfiffen wird, dann wird Langlitz wohl wieder auf dem Platz stehen dürfen. Die Partie bietet auf den ersten Blick mehr Risiken als Chancen für Rot-Weiss. Denn eigentlich – auch wenn es bei RWE mit Respekt vor dem Gegner niemand so deutlich formulieren will – gilt es für die Essener dort, einen Pflichtsieg einfahren. „Es muss ein Dreier her“, weiß auch Langlitz.
Doch es liegt auch eine Chance in dieser Partie, die nicht zu leugnen ist. Vielleicht ist es die einzige, und gleichzeitig wichtigste, die den Essenern in einer unbefriedigenden Saison noch bleibt. Der vor Beginn der Spielzeit angestrebte dritte Platz liegt in weiter Ferne und es gilt, die Basis für das nächste Jahr zu legen. Mit ein paar Siegen und vor allem mit gutem Fußball könnten Waldemar Wrobels Jungs ein Ziel erreichen, über dessen Wichtigkeit sich auch Langlitz im Klaren ist: „Es gilt jetzt, die Fans wieder auf unsere Seite zu ziehen.“ Im Hinblick auf die neue Saison ist das vielleicht das Ziel mit der größten Bedeutung.



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