Es fiel wohl gar nicht so leicht, nicht zu verzweifeln, wenn man an die zurückliegenden anderthalb Jahre denkt – aber umso leichter, wenn man sich an die letzten Wochen erinnert. Denn für Luvuezo ging es von „null auf Eckpfeiler“. Als einen solchen in der Mannschaft des VfB Hüls bezeichnete ihn Teammanager Engin Yavuzaslan, als er vor wenigen Wochen bekanntgab, dass der Innenverteidiger seinen Vertrag beim Regionalliga-Absteiger um zwei weitere Jahre verlängert.
Dabei ist er ja gerade mal da, am 23. Januar wurde sein Wechsel vom Liga-Konkurrenten SV Zweckel an den Badeweiher publik. „Das ist schon unglaublich“, muss sich auch der Abwehrmann selber etwas wundern, dass es nur sechs Wochen gedauert hat, bis er dem VfB seine Zusage bis Mitte 2016 gab. „Eigentlich wechsle ich nicht so gerne den Verein, sondern will etwas Langfristiges“, erklärt der 26-Jährige.
Den Ausschlag gab aber die Sympathie für den neuen Klub. „Ich fühle mich unheimlich wohl hier. Auch wenn das nach so kurzer Zeit komisch klingt: ich fühle mich in Hüls einfach zuhause.“ Was auch an den Verantwortlichen liegt. „Engin hat den Kontakt zu mir gesucht, weil er wusste, dass ich zu haben war. Ich kannte ihn nur als Spieler, jetzt habe ich ihn noch einmal ganz anders kennengelernt. Er bringt mir Vertrauen entgegen und glaubt an mich, das wirkt sich dann auch auf mein Spiel aus. Auch Wolfgang Muth (Fußball-Abteilungsleiter, Anm. d. Red.) habe ich nicht nur als VfB-Funktionär, sondern als Privatmensch kennengelernt. Es passt einfach.“
Luvuezo ist nicht eitel und hätte kein Problem damit, in der Westfalenliga zu spielen
Dass es mit dem VfB Hüls zwar auch unter Umständen in die Westfalenliga gehen könnte, ist für Luvuezo kein Problem. „Natürlich werden wir alles geben, um die Oberliga zu halten, aber prinzipiell ist es doch auch keine Schande in der Verbandsliga zu spielen. Wichtiger ist, dass du gute Mitspieler und ein gutes Umfeld hast“, gibt sich der ehemalige Wattenscheider uneitel.
Luvuezos Weg ins Revier war verschlungen – und nicht einfach. Im Kongo geboren ersuchte die Familie Asyl in Deutschland, fünf Jahre war Christian alt, als die Luvuezos dann einen Neuanfang in Norddeutschland starteten. Erste Station war ein Asylbewerberheim in Lübeck. „Das war keine einfache Zeit“, erinnert sich der Rechtsfuß.
In Buchholz in der Nordheide, südlich von Hamburg, fasste die Familie Fuß, als Neunjähriger (Luvuezo: „Ganz schön spät!“) schloss er sich einem Verein an und feierte mit dem TSV Buchholz 08 schnell erste Erfolge. „Wir waren für einen Dorfverein relativ erfolgreich, haben immer in der zweithöchsten Leistungsklasse gespielt“, blickt der eingefleischte Bayer-Fan noch einmal zurück.
Mit 15 ging‘s dann in den Westen, erst nach Mönchengladbach zum Traditionsklub 1. FC, dann sogar zu Alemannia Aachen – so wurde schließlich Wattenscheid 09 auf ihn aufmerksam. Dort hatte der Schwarzafrikaner schöne Zeiten, irgendwann legte ihm Trainer André Pawlak einen Wechsel nahe. „Natürlich hatte ich gehofft, dass es nach der Meisterschaft in der Verbandsliga und den tollen Relegationsspielen für mich so weitergeht. Aber in der Oberliga-Saison hatte ich dann nicht mehr so viele Einsätze. Dann muss man realistisch sein und sich nach etwas anderem umsehen.
geboren am 28. Oktober 1987.
Vereine als Junior:
TSV Buchholz 08, 1. FC Mönchengladbach, Alemannia Aachen.
Vereine als Senior:
SG Wattenscheid 09, FC Recklinghausen, SV Zweckel, VfB Hüls.
So wollte er beim SV Zweckel „etwas Neues ausprobieren“ und „wieder durchstarten“, war aber ebenfalls fast immer zum Zuschauen verdammt. „Ich habe eineinhalb Jahre kaum gespielt. Dann geht es nicht von 0 auf 100, eigentlich braucht man Zeit.“ Luvuezo aber akklimatisierte sich indes im Rekordtempo. „Man darf den Kopf nicht hängen lassen“, sagt der Innenverteidiger. „Ich bin ein optimistischer Mensch. Ich versuche alles im Leben anzunehmen und das beste draus zu machen.“
Vorbehalte oder gar rassistische Anfeindungen haben seine positive Einstellung nie erschüttern können. „In der Hinsicht habe ich Gott sei Dank noch nie nennenswerte Erfahrungen machen müssen“, berichtet Luvuezo – als Exot sieht er sich auch gar nicht. „Ich glaube, dass wir es mittlerweile leichter haben als andere früher“, überlegt er. „Wenn ich daran denke, wie es für Anthony Baffoe oder Gerald Asamoah gewesen sein muss. Das waren natürlich Pioniere“, meint der Junge aus Kinshasa.
Dass die gemeinsame afrikanische Herkunft verbindet, ist dabei aber schon eine gute Erfahrung. „Mit Spielern, die eine ähnliche Vergangenheit haben, tauscht man sich aus, es gibt sofort ein gemeinsames Thema“, berichtet „Lu“ – und so ist es nicht verwunderlich, dass einer seiner besten Kumpels aus Ghana kommt: Ludwig Kofo-Asenso
Ludwig Kofo-Asenso» zum Profil. „Mit Ludwig bin ich sehr eng befreundet, wir haben wirklich einen super Kontakt“, erzählt Luvuezo. Die Rolle des „Hans Sarpeis des Amateurfußballs“ überlässt er dem ehemaligen Teamkollegen oder auch Evans Ankomah-Kissi
Evans Ankomah-Kissi» zum Profil vom SV Schermbeck dabei gerne.


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