Denn parallel zur Entscheidung, keine Viertliga-Lizenz zu beantragen, gab der Traditionsverein die ersten Vertragsverlängerungen bekannt.
Unter anderem verkündete Manager Michael Bröhl die Zusage von Stefan Oerterer. „Lange überlegen musste ich nicht“, berichtet der Torjäger. „Hätte ich lange überlegen müssen, dann wäre ich vielleicht schon vor ein paar Jahren weggegangen.“
Denn der Stürmer, der nun in sein sechstes Jahr bei der Spvgg. geht, war seit 2010 stets bester Goalgetter der Erkenschwicker und deshalb auch immer im Visier anderer Vereine. „So viele Angebote waren es aber gar nicht“, verrät Oerterer, „und immer die gleichen Verdächtigen, die sich Jahr für Jahr gemeldet haben.“
Am meisten Spaß macht es in Erkenschwick
Diesen Verlockungen konnte er aber leicht widerstehen. „Egal, ob ich nun für den VfB Hüls, Wattenscheid oder Herne gespielt hätte, das wäre am Ende auch immer ein Oberligist gewesen. Das eine Angebot, bei dem ich gesagt hätte, da musst Du zuschlagen, weil der Blick Richtung Profifußball geht, war nie dabei. Also spiele ich lieber da, wo es mir am meisten Spaß macht – und das ist definitiv in Erkenschwick.“
Solch eine Stimmung und Atmosphäre innerhalb der Mannschaft gebe es anderswo sowieso nicht. „Wenn überhaupt, dann noch in der Kreisliga“, glaubt der Angreifer.
Am kommenden Dienstag wird der Recklinghäuser 26 Jahre alt – damit ist das Thema, zumindest eine Zeit lang nur vom Fußball leben zu können, wohl vom Tisch. „Klar, Miroslav Klose ist erst mit 24 Jahren Profi geworden, das denkt man manchmal schon. Da muss man aber realistisch bleiben, zumal es hier im Umkreis auch nicht so viele Möglichkeiten gibt." Vielleicht bei RWE? "Vor 10.000 Zuschauern an der Hafenstraße zu spielen, das wäre auf jeden Fall noch mal was gewesen. Aber Rot-Weiss Essen hat sich nie gemeldet und ich glaube, das wird jetzt auch nicht mehr passieren“, meint der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann.
So bleibt es dabei: Morgens steht „Ö“ in Recklinghausen auf, fährt zur Teamsport Philipp-Filiale in Dorsten-Lembeck (Oerterer: „Ein Dörfchen“), dann von dort nach Erkenschwick zum Training. „Das passt gut. Darauf, noch weiter zu fahren, habe ich einfach keine Lust. Ich bin auch so schon von morgens siebens bis abends um zehn unterwegs. Da fällt man dann auch nur noch kaputt ins Bett.“
Klingt vernünftig – und passt damit gut zum „Weg der Vernunft“, den der auch Verein mit seinem Verzicht auf die Regionalliga beschreitet. „Als wir plötzlich auf einem Auftiegsplatz überwintert haben, haben wir natürlich schon ein bisschen von der Regionalliga geträumt. Das hätte schon Spaß gemacht. Aber es bringt ja nichts, so etwas zu riskieren, wenn die finanziellen Mittel nicht da sind.“
Vor allem das Schicksal des Oberliga-Meister des Vorjahres sei Warnung genug: „Gerade Lippstadt ist für mich erstaunlich. Die haben die Oberliga letztes Jahr auseinandergenommen und haben jetzt solche massiven Probleme. Die Regionalliga ist noch mal was anderes. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Vielleicht schaffen wir es ja, Sponsoren zu finden und uns für den Aufstiegsfall aufzustellen.“
Für die laufende Saison will man Platz zwei trotzdem verteidigen. „Das hätte doch auch was“, sagt Oerterer mit einem Schmunzeln, „sportlich wären wir dann aufgestiegen und Rödinghausen müsste mit dem Makel leben, dass sie nur aufgestiegen sind, weil wir nicht wollten.“


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