Junge, leichtbekleidete Männer mit Waschbrettbauch tanzen ausgelassen durch die Katakomben begleitet von ohrenbetäubender Musik. So auch am Freitagabend, als die Spieler des SV Sandhausen nach einem hochverdienten 1:0 (1:0)-Erfolg in Bochum den wohl sicheren Klassenerhalt feierten.
Während der SVS zu den Klängen von Helene Fischer „Atemlos durch die Nacht“ feierte, herrschte nur wenige Türen weiter eine nahezu gespenstische Atmosphäre. Nach einer der schlechtesten Heimleistungen der letzten Jahre war die Stimmung beim VfL Bochum auf dem Nullpunkt.
„Wir woll‘n euch kämpfen seh‘n“-Sprechchöre der Fans sind allzu verständlich, treffen aber nicht den Kern des Übels. Die Wirklichkeit ist nämlich viel schmerzhafter, weil das Gros der Mannschaft sich zwar die Lunge aus dem Hals rennt, es aber an einfachsten fußballerischen Dingen fehlt. Fakt ist, bei der Kaderzusammenstellung hat man sich „kaputtgespart“.
Hinzu kommt, dass die Profiabteilung inzwischen so weit ausgedünnt ist, dass man auf regelmäßig versagende Akteure einfach nicht verzichten kann. Ein Musterbeispiel am Freitagabend waren wieder einmal Yusuke Tasaka
Yusuke Tasaka» zum Profil und Piotr Cwielong
Piotr Cwielong» zum Profil, die es mit ihrem indiskutablen Auftritt sogar schafften, dass Peter Neururer mit alten Gewohnheiten brach. Der Coach, der eigentlich nie einzelne Spieler nach einer Niederlage kritisiert, wurde diesmal mehr als deutlich: „Wir kämpfen mit dem Rücken zur Wand und die beiden spielen Hacke, Spitze.“
Derweil ist Motivator Neururer nicht mehr bereit, sich bedingungslos vor alle Spieler zu stellen. Erst recht nicht, rosarote Brillen zu verteilen. War das Hinspiel in Sandhausen (1:0) für ihn schon grauenhaft, rang er sichtlich nach Worten, um die Leistung seines Teams diesmal zu beschreiben. „Die Mannschaft hat nicht verloren, weil sie nicht gekämpft hat, sondern weil sie schlechten Fußball gespielt hat.“ Und im kleinen Kreis fügte er noch hinzu: „Grausam!“
Wer Woche für Woche am meisten darunter zu leiden hat, sind die Fans, die sich mittlerweile überlegen sollten, ob sie sich zur Sicherheit nicht einmal in ärztliche Behandlung begeben. Nach so einer Vorstellung wie gegen Sandhausen reicht ein Wochenende kaum aus, um sich seelisch und körperlich zu regenerieren. So bitter es klingen mag, das Schmuckkästchen rewirpowerSTADION ist längst zu einer Folterkammer des Grauens geworden und denkt man schon an den kommenden Samstag und den nächsten Heimauftritt gegen Erzgebirge Aue, dann möchte man eine Decke über den Kopf ziehen und einfach nur abtauchen.



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