Blau-Weiß Börnig feierten dann jedoch einen 3:2-Heimsieg gegen den Klassenprimus und beendete die beeindruckende Serie. Ein guter Anlass, um mal bei Frohlinde-Coach Jürgen Litzmanski nachzufragen. Sein "Wort zum Sonntag" geriet dann allerdings zu einem bemerkenswerten Fußball-philosophischen Rundumschlag.
Litzmanksi über...
die 2:3-Niederlage in Börnig:
"Es war einfach der Tag der Tage. Die Asche ist uns sicherlich nicht entgegen gekommen, das soll aber auch keine Ausrede sein. Nach dem wir das 1:3 kassiert haben, war es ein Spiel auf ein Tor, der Torwart des Gegners ist über sich hinaus gewachsen. Der hat Bälle gehalten, ich dachte, das kann doch nicht wahr sein!? Aber ich habe einen riesigen Respekt vor Börnig, die haben um jeden Zentimeter gekämpft, uns alles abverlangt und sich den Sieg deshalb auch verdient. Ich war trotzdem nicht unzufrieden, denn die Chancen, das Spiel zu gewinnen, waren ja da."
das Ende der Serie:
"Es ist nie geplant gewesen, die ganze Saison lang ungeschlagen zu bleiben, wir haben nicht damit gerechnet, dass wir so lange nicht verlieren. Oberste Priorität hatte immer, möglichst schnell Meister zu werden."
den Neid der Konkurrenz:
"Wie heißt es so schön? Mitleid bekommt man geschenkt, Neid muss man sich erarbeiten. Ich gebe da nicht viel drauf, was die anderen so reden. Frohlinde hat man ja immer schon doof gefunden, allerdings hat man früher die Punkte mitgenommen. Das ist jetzt anders (lacht). Wenn man dem Glauben schenkt, was so erzählt wird, dann verdiene ich als Trainer ja 1.200 Euro hier im Monat. Ich finde schade, dass keiner anerkennen will, dass hier etwas entsteht. Ich versuche immer, dem Gegner mit Respekt zu begegnen - alles andere ist latte."
seine Philosophie:
"Nachdem ich Frohlinde übernommen habe, bin ich auf Anhieb Zweiter geworden. Aber ich habe nicht die Klappe aufgerissen, denn wir haben 20 Punkte Rückstand auf den Meister gehabt. Überall wo ich hingekommen bin, habe ich einen Trümmerhaufen übernommen und dann vielleicht im ersten Jahr einen großen Umbruch vollzogen. Danach habe ich aber immer nur drei, vier neue Leute dazu geholt - das war's. Ich habe etwas mit einer langfristigen Perspektive aufgebaut. Kontinuität, gute Kontakte und den Spielern Vertrauen geben - das ist das, worauf es für mich ankommt. "
seine Hochkaräter:
"Um jemanden wie Stefan Hoffmann, der vom VfB Hüls zu uns gewechselt ist, zu bekommen, braucht man vor allem gute Kontakte. Ich habe ihn gefragt, ob er sich unter bestimmten Voraussetzungen sogar vorstellen kann, für einen A-Ligisten zu spielen. Das konnte er, weil wir ihm einen Job bei einem Sponsor besorgt haben, denn er will sich jetzt auf seinen Beruf konzentrieren. Ganz ähnlich ist der Fall bei Sebastian Janas, der im Sommer kommt. Er steht morgens um viertel nach vier auf und kommt um zehn nach Hause. Er sieht seine Kinder so gut wie gar nicht und hat da jetzt einfach keinen Bock mehr drauf."
die Ziele:
"Ich denke, den Aufstieg werden wir uns nicht mehr nehmen lassen. Wir haben alle Heimspiele gewonnen und dabei 60:3 Tore geschossen. Von zehn Spielen haben wir noch sechs zuhause, wenn wir die durchbringen, reicht das. Ich für meinen Teil würde ein Jahresgehalt darauf verwetten, dass wir aufsteigen. Wenn ich an die Bezirksliga denke, dann sollte dort ein einstelliger Tabellenplatz das Ziel sein. Dann kann ich mich ruhigen Gewissens verabschieden. Ich bin jetzt 54 Jahre alt und habe immer gesagt, dass ich mit 55 aufhören will."
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