Bei Energie Cottbus herrschte riesige Ernüchterung, bei Dynamo Dresden waren alle "unheimlich traurig" - und zu allem Überfluss sorgte ein Feuerzeugwurf auf den Schiedsrichter-Assistenten für Negativschlagzeilen. Nach dem trostlosen 0:0 im "Schicksalsderby" sahen sich beide Ostklubs im Abstiegskampf der 2. Fußball-Bundesliga als Verlierer. Fünf Spieltage vor Saisonende rückt der Absturz in die 3. Liga vor allem für das Tabellenschlusslicht Cottbus immer näher.
Zudem überschattete eine hässliche Szene nach Schlusspfiff die ansonsten weitestgehend friedliche Atmosphäre: Schiedsrichter-Assistent Thomas Stein (Weibersbrunn) wurde beim Gang in die Kabine von einem Feuerzeug am Kopf getroffen, die daraus resultierende Platzwunde musste geklammert werden. Energie entschuldigte sich umgehend und kündigte drastische Sanktionen gegen den Übeltäter an. Es war der traurige Tiefpunkt eines ernüchternden Spiels.
"Heute ist eine riesige Chance verschenkt worden, man muss in dieser Phase einfach mal gewinnen. Die Spiele werden weniger, und der Abstand ist immer noch sehr groß", sagte Cottbus-Präsident Ulrich Lepsch: "Es war total enttäuschend, wie wir gespielt haben. So richtig Abstiegskampf können wir nicht."
Mit der schwachen Leistung war Cottbus schlicht nicht in der Lage zu gewinnen. Statt Mut und Leidenschaft im Existenzkampf gab es ein verkrampftes Fehlpass-Festival. "Spielerische Elemente waren wenig bis gar nicht vorhanden", sagte Energie-Trainer Jörg Böhme offen: "Wir müssen jetzt mit diesem Ergebnis leben."
Seit 1997 spielen die Lausitzer in der Bundesliga oder 2. Liga, doch ihre Zeit scheint abzulaufen. Der verletzte Kapitän Uwe Möhrle schätzte den Auftritt des einstigen Stolz Brandenburgs realistisch ein: "Das war einfach zu wenig."
"Das ist bitter, aber wir müssen weitermachen"
Das galt auch für den achtmaligen DDR-Meister Dresden. Zwar hielten die Sachsen ihre vier Zähler Vorsprung auf Cottbus, das blieb aber auch der einzige Erfolg. "Das fühlt sich an wie eine Niederlage. Das ist bitter, aber wir müssen weitermachen", sagte Torhüter Benjamin Kirsten.
Seit 13 Spielen hat Dynamo nicht gewonnen, ist 2014 die einzige Mannschaft ohne Sieg im deutschen Profifußball. Selbst ein strittiger Elfmeter half nicht. Idir Ouali (44.) vergab den Strafstoß, den er eigentlich gar nicht schießen sollte. Trainer Olaf Janßen ("ein gerechtes Ergebnis") hatte Kapitän Romain Brégerie bestimmt, doch der trat nicht an. "Ich muss den Ball nehmen und schießen, das ist mein Fehler. Ich nehme das auf meine Kappe", sagte Brégerie.
Gut möglich, dass beide Klubs am Ende der Saison in die 3. Liga müssen. Für den Fußball in den neuen Bundesländern wäre es ein neuerlicher Tiefpunkt. Union Berlin und Erzgebirge Aue sind die einzigen weiteren Klubs aus der ehemaligen DDR im Unterhaus, einzig RB Leipzig kann aus der 3. Liga den Aufstieg schaffen.
Sowohl für Cottbus als auch für Dresden würde der Abstieg eine Zäsur bedeuten. Finanzielle Einbußen und ein personeller Neuaufbau wären unausweichlich, die Chancen auf eine baldige Rückkehr gering.
Zudem dürften Cottbus nach dem Feuerzeugwurf noch Sanktionen vonseiten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) drohen. "Wenn wir den Täter kriegen, wird er nie wieder unser Stadion betreten dürfen", sagte Lepsch kicker.de. "So eine Geschichte gehört in kein Stadion. Wenn wir dahin kommen, dass Schiedsrichter tätlich angegriffen werden - das ist ein Ding der Unmöglichkeit", sagte Janßen bei Sky.
Über die Identität des Täters gab es zunächst aber keine Informationen. Ansonsten kam es im Umfeld des brisanten Spiels nach Angaben der Polizei zu keinen nennenswerten Vorfällen.



















