Die direkte Rettung ist schon abgehakt, der Trainerwechsel scheint verpufft, und nun gibt es auch noch ersten Ärger mit den Fans: Ein Jahr nach dem sensationellen Sprung vom "Sterbebett" droht Arminia Bielefeld schon wieder der Abstieg in die 3. Fußball-Liga. Dieser wäre nicht ganz so existenzbedrohend wie der von 2011, aber allemal ein heftiger Rückschlag auf dem Weg der sportlichen und finanziellen Gesundung.
"Zu möglichen Abstiegs-Szenarien werden wir uns im Moment nicht äußern", sagt Arminias Geschäftsführer Marcus Uhlig dem SID. Zumindest die Insolvenz des Hauptsponsors hat der mit rund 25 Millionen Euro verschuldete Klub gut aufgefangen, ein weiterer Schuldenabbau scheint in der 3. Liga aber nicht möglich.
Und dass der langjährige Erstligist diesen Gang antreten muss, wird immer wahrscheinlicher. An die direkte Rettung durch Platz 15 glaubt bei sieben Punkten Rückstand und nur noch fünf Partien niemand mehr. "Alles andere als die Relegation hat sich erledigt", gibt auch Uhlig zu, der das Erreichen der Play-offs - wahrscheinlich gegen Darmstadt 98 - aber weiterhin für möglich hält: "Wir sind stabil genug und haben es in eigener Hand."
Vor allem, da es am letzten Spieltag beim derzeit einen Punkt entfernt liegenden 16. Dynamo Dresden zu einem Endspiel kommen dürfte. "Damit es überhaupt so kommt, müssen wir aber auch in den vier Spielen davor punkten", äußert Uhlig.
Das hat in den sieben Partien unter dem neuen Trainer Norbert Meier mit nur fünf Zählern noch nicht ausreichend klappt. Viele Fans halten die Entlassung ihres Lieblings Stefan Krämer, der die Arminia in eineinhalb Jahren vom letzten Platz der 3. Liga in die zweite führte, für falsch.
"Ich denke schon, dass die Mannschaft einen Schub bekommen hat", entgegnet Uhlig: "Sie hat mehr Ordnung und Struktur. Von daher glaube ich, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben."
Doch Meier wirkt nach nicht einmal zwei Monaten in Ostwestfalen durchaus schon etwas ernüchtert. Er moniert die Chancenverwertung, "da kann ich bald ne Platte auflegen". Hinzu kommen die schlechteste Defensive der Liga und ein Restprogramm mit nur noch zwei Heimspielen. Doch der Trainer attestiert seiner Mannschaft einen "guten Charakter. Es ist nur wichtig, dass die Köpfe oben bleiben".
Aber die Nerven liegen blank. Nach dem 0:2 am Samstag bei Tabellenführer 1. FC Köln lieferte sich "Aufstiegs-Held" Sebastian Hille am Zaun ein lautstarkes Wortgefecht mit den Fans und musste von Mitspielern zurückgehalten werden. "Ich kann die Fans verstehen, dass sie so emotional reagieren", erklärt Hille: "Aber auch wir verlieren nicht mit Absicht und sitzen nach dem Spiel da und lachen uns kaputt."
Zu lachen haben sie in Bielefeld aktuell in der Tat wenig. Es gibt noch maximal sieben Spiele, um es zurückzugewinnen.



