Sprachlich gibt sich Oliver Reck in diesen Tagen von zugeknöpft bis weltmännisch. Er habe gar nichts zu sagen, lässt der Torwarttrainer von Fortuna Düsseldorf wissen. Dabei sieht das auf dem Trainingsgelände durchaus danach aus, wenn der 49-Jährige seinen Cheftrainer Lorenz-Günther Köstner vertritt.
Reck fordert lautstark Konzentration und Einsatz auf dem Rasen neben der Arena, spricht viel mit den Düsseldorfer Fußballprofis, nimmt aktiv Einfluss. Weil Köstner nach wie vor krankgeschrieben ist, verlängerte sich der Vertretungsjob um mindestens eine weitere Woche. Und so wird Reck möglicherweise also auch im Heimspiel gegen den VfR Aalen (13.30 Uhr, Arena) am Sonntag als Verantwortlicher an der Linie stehen.
Reck der bessere Cheftrainer?
Derweil ist der eigentlich verantwortliche Trainer nun erst recht nicht mehr zu beneiden – von den Schmerzen des eingeklemmten Nackennervs mal ganz abgesehen. Zum einen, weil er seine Mannschaft immer noch nicht betreuen darf. Zum zweiten, weil ihm Torwarttrainer Reck als sein Vertreter auch noch die Schau stahl, indem er die Fortuna zum völlig verdienten 2:1 beim SC Paderborn führte. Mit nun 37 Zählern dürfte der Klassenerhalt so gut wie sicher sein.
Klar, dass die Fans nun teils humorvoll, teils ernst gemeint die Einsetzung des Torwarttrainers fordern. Denn in seinen drei Begegnungen als Interimstrainer nach der Entlassung von Mike Büskens im Dezember hatte er bereits zwei Auswärtssiege in Kaiserslautern (1:0) und Cottbus (3:1) geholt. Köstner war in neun Spielen bisher auf einen Sieg und sechs Remis gekommen – nicht besser als Vorgänger Büskens.
An manchem Stammtisch kursierte das Gerücht, dass Köstner womöglich bis zum Saisonende absichtlich krankgeschrieben werden und Reck in den verbleibenden fünf Spielen durchweg die sportliche Verantwortung haben soll. Der übrige und überwiegende Teil der Fortuna-Familie schickt indes regelmäßig Genesungswünsche in Richtung Krankenbett. Angefangen bei seinem Vertreter Reck: „Der Sieg in Paderborn war auch ein Dank an Lorenz-Günther Köstner. Es hilft ihm hoffentlich, schnell wieder auf die Beine zu kommen.“ Zumal er alle Entscheidungen in der Vorbereitung und direkt vor dem Spiel mit dem 62-Jährigen telefonisch besprochen habe.
Noch kein Sieg vor eigenem Publikum
Und Reck ist den Beweis ohnehin noch schuldig, dass er auch Heimspiele kann – im Dezember ging das Duell gegen den 1. FC Köln bei seinem dritten Einsatz als Interimstrainer mit 2:3 verloren. Anschließend entschied sich der Verein gegen Reck als Dauerlösung und verpflichtete Köstner. Reck trat schon damals charakterlich vorbildlich ins zweite Glied zurück und kommentierte es von zugeknöpft bis weltmännisch. Genauso, wie er sich in diesen Tagen als Köstner-Vertreter gibt.



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