Seit mehreren Wochen ist es ein beherrschendes Thema im Profifußball: Die Bedeutung der zweiten Mannschaften wird derzeit von Vereinen wie Bayer Leverkusen, Eintracht Frankfurt oder Rot-Weiss Essen infrage gestellt. Auch im Amateurbereich wird über den Status der Reserveteams regelmäßig diskutiert. So etwa auch beim SV Herbede.
Damit hätten vor einigen Monaten wohl auch die kühnsten Optimisten nicht gerechnet. Acht Spieltage vor dem Ende der Saison kann der SV Herbede von einem sensationellen Doppelaufstieg träumen. Während die erste Mannschaft in der hart umkämpften Landesliga Gruppe 3 als Tabellenfünfter nur zwei Zähler vom Platz an der Sonne entfernt ist, hat die Zweitvertretung in der Kreisliga A die Tabellenführung bereits inne. Sollte beiden Mannschaften der große Wurf gelingen, wären „14 Tage Ausnahmezustand“ rund um den Kemnader Stausee vorprogrammiert, wie Mirko Rast, Trainer der Kreisliga-Reserve, versichert. „Ein Doppelaufstieg wäre gigantisch und natürlich ein echter Meilenstein, auch wenn dadurch sehr viel Arbeit auf den Verein warten würde“, weiß Rast, dass zwei Klassensprünge auch in finanzieller Hinsicht anspruchsvoll sind.
Bis dahin müssen die Schwarzen-Weißen allerdings ein vermeintliches Luxusproblem lösen. Derzeit kann sich sowohl die erste als auch die zweite Mannschaft auf ein Duo verlassen, das in den vergangenen Wochen für beide Teams aufgelaufen ist. Die talentierten Angreifer Elvis Karisik
Elvis Karisik» zum Profil und Benjamin Homann
Benjamin Homann» zum Profil waren zu Beginn der Saison fester Bestandteil der Reserve.
Doppelschichten für Homann und Karisik
Aufgrund zahlreicher Ausfälle und der Klasse beider Offensivspieler, standen zuletzt Doppelschichten für das Duo auf dem Programm. Am vergangenen Sonntag spulte Karisik ab 13 Uhr 90 Minuten in der Kreisliga A ab und wurde beim anschließenden Spiel des Landesliga-Teams in der 70. Minute eingewechselt. Auch Homann war in den Wochen zuvor ab und an doppelt gefordert. Nach Meinung ihres Trainers sei diese anspruchsvolle Prozedur bei Heimspielen problemlos durchführbar. „Auswärts ist das nicht möglich, aber zuhause haben wir das sehr gut hinbekommen. Es wichtig, dass wir uns gegenseitig unter die Arme greifen. Benjamin und Elvis sind momentan eben für beide Mannschaften wichtig“, unterstreicht Rast.
Für Guido Silberbach, den Co-Trainer der Ersten, ist dieser Umstand allerdings keine Optimallösung und einzig und allein der Personalnot geschuldet. „Es ist natürlich nicht förderlich, wenn die Jungs 90 Minuten Gas geben und dann nochmal zwei Ligen höher ran müssen“, sagt der ehemalige Zweitliga-Profi der SG Wattenscheid 09. Die aussichtsreiche Tabellenkonstellation beider Mannschaften sorgt daher für einen Interessenskonflikt beim SV Herbede. Spätestens vor dem fünftletzten Spieltag sollte dieser allerdings endgültig gelöst sein. Sollten Homann und Karisik dann in der Landesliga zum Einsatz kommen, wären weitere Doppelschichten nicht mehr erlaubt. Das besagt die Spielordnung des Fußballverbandes Westfalen, um einer möglichen Wettbewerbsverzerrung im Saisonendspurt vorzubeugen. Oben können Spieler aus der Reserve jederzeit auflaufen, umgekehrt ist dies nicht möglich. „Wir müssen uns vor Beginn der Frist zusammensetzen und in Ruhe besprechen, wie wir die letzten Spiele planen werden. Es wäre natürlich schade, wenn die Zweite auf beide verzichten müsste“, räumt Rast ein.
Auch Silberbach stellt klar, dass eine baldige Lösung her müsse. Dazu werde der Verein jedoch die nächsten Ergebnisse abwarten. „Es kann gut sein, dass eine von beiden Mannschaften bald aus dem Rennen ist“, meint Silberbach und fügt hinzu: „Falls das nicht so sein sollte und wir oben weiterhin Personalprobleme haben, wird es wohl so sein, dass beide bei uns spielen. Das wäre schade für die Zweite, aber aus meiner langen Erfahrung im Fußball kann ich sagen, dass die erste Mannschaft immer Vorrang haben sollte.“
Und das ist – wie das Beispiel Herbede zeigt – offenbar nicht nur bei den Profis der Fall.



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