Im "Warsteiner-Seminar" in der Olgastraße 8 gab es keine Sperrstunde - die Korken knallten bis ins Morgengrauen. "Es war hell, als ich nach Hause kam. Wir haben es richtig krachen lassen", berichtete Frank Schmidt am Sonntagnachmittag recht angeschlagen. Der Trainer des Zweitliga-Aufsteigers 1. FC Heidenheim erzählte im SID-Interview von einer "überragenden" Partynacht - allerdings hätte er sich am Sonntag doch "gewünscht, das eine oder andere Bier weniger getrunken zu haben". Immerhin: Gegen 14.00 Uhr "ging es wieder einigermaßen".
Zu Hause wartete auf den Erfolgstrainer, der einst "der Volker Finke Heidenheims" werden wollte, eine nette Überraschung. "Das war grandios. Als ich nach Hause gekommen bin, hatten meine beiden Töchter Lara und Julia ein Plakat gemalt, das noch mal die ganze Saison spiegelte. Das hing an der Haustüre", sagte Schmidt. "Sie sind sehr, sehr stolz, dass ich das geschafft habe."
Stolz ist ganz Heidenheim an der Brenz, in Baden-Württemberg nahe der Grenze zu Bayern gelegen, knapp 47.000 Einwohner, Autokennzeichen HDH, Vorwahl 07321. Selbstverständlich war auch am Ostermontag der erstmalige Zweitliga-Aufstieg das Thema Nummer eins auf der Homepage der Stadt. Wer dann allerdings auf "Informationen zum Verein" klickte, landete bei der Ankündigung des Osternachmittags für Kinder.
Auf der Vereinsseite sah das professioneller aus. "Gemeinsam Geschichte geschrieben - WIR sind dabei", lautete die Schlagzeile. So recht konnten sie es wohl selbst noch nicht glauben, dass nach einem 1:1 bei der SV Elversberg der Aufstieg perfekt ist. Denn 25 Jahre lang war der 1846 gegründete Klub unter dem Namen "Heidenheimer Sportbund" zwischen Landesliga und Verbandsliga gewechselt.
Seitdem ging es rasant bergauf - auch dank Frank Schmidt. Der 40-Jährige übernahm den FCH 2007, er stieg in die Viertklassigkeit auf, in die 3. Liga, nun in die 2. Liga. Er ist in Heidenheim geboren, er hat für Heidenheim gespielt, er trainiert Heidenheim. "Wenn man sieht, was hier passiert ist, das ist wirklich grandios. Dass ich dies als Trainer begleiten durfte - überragend", sagt Schmidt. Langfristig sei sein Ziel die Bundesliga.
Zunächst aber muss sich der Verein aus der "rauen Ostalb, wo drei oder vier Monate im Jahr Schnee liegt" (Schmidt), in der Zweitklassigkeit etablieren. Schmidt hält es mit seiner alten Taktik: Alle Leistungsträger bekommen die faire Chance, es auch eine Liga höher zu schaffen. So geht das seit Jahren, von Aufstieg zu Aufstieg. "Wir sind alle schwäbische Schaffer, wir werden sicher auch noch Neuzugänge holen", sagt der Trainer: "Maximal aber ein halbes Dutzend."
Heidenheim hat sich gut darin eingerichtet, jede Saison unterschätzt zu werden. Das ist für Schmidt auch in Ordnung, denn einen Vergleich kann er gar nicht leiden: "Viele machen den Fehler, zu sagen: Heidenheim klingt wie Hoffenheim, das ist das gleiche Konzept. Aber Heidenheim ist von Hoffenheim so weit entfernt wie die Erde vom Mond. Wir erarbeiten uns alles hart." Seine bescheidene Botschaft: "Die wahren Helden sind die Spieler."



