Der langjährige Trainer des FC Kray legte sein Amt als Sportlicher Leiter des ESC zum Saisonende nieder. Grund für seinen Rückzug nach viereinhalb Jahren waren interne Differenzen über die sportliche Ausrichtung des Vereins. Im Gespräch mit RS holt Priester zum Rundumschlag aus und erhebt dabei schwere Vorwürfe gegen den Vorstand des ESC Rellinghausen.
Wolfgang Priester, alles in allem können Sie am Krausen Bäumchen auf eine erfolgreiche Zeit zurückblicken. Ist Ihnen der Abschied besonders schwer gefallen?
Im Herzen tut es mir sehr weh. Allerdings bin ich mittlerweile froh, dass es vorbei ist. Mit diesem Vorstand komme ich hier nicht mehr weiter. Eine kleine Minderheit lenkt den Verein in falsche Bahnen und die Mitglieder haben ein Recht darauf, davon zu erfahren. Es gibt Leute im Vorstand, die keinen Fußballsachverstand haben, aber so tun, als hätten sie diese Sportart erfunden. In der letzten Zeit sind Dinge passiert, die ich während meiner Laufbahn noch nie erlebt habe.
Wen genau schließen Sie in Ihre Kritik ein?
Es handelt sich um drei Personen aus dem Vorstand, deren Namen ich an dieser Stelle nicht nennen möchte. Diese Personen stellen ihre persönlichen Interessen über die des Vereins. Als ich in Rellinghausen begonnen habe, hatten wir einen 5-Jahres-Plan aufgestellt. Am Ende sollte der Aufstieg in die Oberliga stehen. Das hätten wir auch fast geschafft, wenn die Mannschaft im letzten Jahr beim entscheidenden Spiel in Schonnebeck nicht versagt hätte. Wir hatten zu diesem Zeitpunkt eine Top-Mannschaft, doch einige Dinge haben nicht gepasst. Ich habe den Vorstand davor gewarnt, doch niemand hat auf mich gehört. Das Resultat ist nun deutlich zu erkennen. Mir waren die Hände gebunden. Ich wurde boykottiert, wo es nur ging.
"Ich hätte Dirk Wißel nach Rellinghausen holen können"
Können Sie das anhand eines Beispiels belegen?
Ich hatte vor der letzten Saison die Möglichkeit, Dirk Wißel zusammen mit Lars Krüger als Trainer zu verpflichten. Stattdessen wurde jedoch an Karl Weiß festgehalten. Da habe ich nur mit dem Kopf schütteln können, denn Dirk Wißel ist der beste Amateurtrainer weit und breit. Im vergangenen Winter wurde während einer Sitzung ein einstimmiger Beschluss gefasst, der dann von zwei Personen wieder zurückgenommen wurde. Das war bei Weitem kein Einzelfall.
War das letztlich der Grund für Ihren Rückzug?
Spätestens zu diesem Zeitpunkt war mir klar, dass eine Zusammenarbeit mit diesem Vorstand nicht möglich ist. Ich bin aber nicht der einzige, der den Verein verlassen wird. Volker Dammers (Co.-Trainer, Anm. d. Red.) wird sich nach 45 Jahren Vereinsarbeit zurückziehen. Es wurden bewusst Lügengeschichten über bestimmte Personen verbreitet. Im Winter haben den Verein vier Spieler verlassen, acht weitere kommen nach dieser Saison hinzu. Da kann doch etwas nicht stimmen. Was mich ganz besonders stört, ist die ewige Schönrednerei des Vorstandes. Die Mannschaft hat 22 Punkte weniger geholt als im Vorjahr und hat sich eindeutig zurückentwickelt. Auf der Vereinshomepage wird aber lieber betont, dass der ESC in der Rückrunden-Tabelle auf Platz fünf gelandet ist. Wie arm ist das? Was ist das für eine Äußerung? Auch die ewige Jammerei des Trainers über das Verletzungspech ist nicht zu ertragen. Diese katastrophale Saison kann kein Zufall sein. Das ist unsachlich. In so einem Fall muss man sich immer selbst hinterfragen.
"Eine Schande gegenüber Manfred Scheiff"
Wie sehen aus Ihrer Sicht die Zukunftsaussichten des ESC Rellinghausen aus? Glauben Sie, dass es weiter bergab geht?
Der Verein steht finanziell auf gesunden Beinen und verfügt über die Rahmenbedingungen, um in der Oberliga spielen zu können. Mit einem sportlich derart inkompetenten Vorstand wird das aber nicht möglich sein. Mir tut es vor allem für unseren verstorbenen Präsidenten Manfred Scheiff leid. Die Vereinsarbeit wird nicht in seinem Sinne fortgeführt. Das ist sehr traurig und verantwortungslos. Ihm gegenüber ist das eine Schande und absolut beschämend.
Wie wird es für Sie persönlich weitergehen? Werden Sie nochmal bei einem anderen Verein übernehmen?
Ich werde definitiv nichts mehr machen. Der Spaß am Fußball ist mir in Rellinghausen komplett verloren gegangen. Ich werde mir ab und zu Spiele meines Ex-Klubs FC Kray anschauen und mich um andere Dinge kümmern, die in den letzten Jahren zu kurz gekommen sind.
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