Mittlerweile hat auch Michael Gregoritsch seinen wohlverdienten Urlaub angetreten. Doch weil der Grazer das ganze letzte Jahr beim FC St. Pauli kickte, zieht es ihn momentan kaum von seinem Heimatort weg. Lediglich das Pfingstwochenende verbrachte er mit Freunden im italienischen Lignano, gut zweieinhalb Stunden Autofahrt von seiner Heimatstadt entfernt. Gregoritsch: „Das waren ein paar schöne Tage am Meer, aber noch lieber bin ich mit meinen Freunden daheim.“
Für den Mittelstürmer, der in 16 U21-Länderspielen zehn Tore für Österreich erzielte, ging die Saison in die Verlängerung. Am 29. Mai musste er noch einmal in Österreich gegen Serbien ran und traf zum Abschluss beim 2:2 bei seinem 65-minütigen Einsatz. Am Montag danach musste er beim 1:0-Erfolg in Tschechien allerdings 55 Minuten auf der Bank schmoren, ehe er sich mit einem Pfostenschuss in Erinnerung bringen konnte. Doch für die Verbannung auf die Bank gab es einen triftigen Grund. Gregoritsch: „Beim ersten EM-Qualifikationsspiel im September bin ich gesperrt, deshalb hat mein Vater, der uns trainiert, erst einmal etwas anderes ausprobiert.“
Wenn der Vater mit dem Sohne
Dass der Vater den Sohn trainiert, ist auf dieser Ebene eher selten. Doch wie man sieht, gibt es für den Filius keinerlei Bevorzugung. Allein das Sportliche zählt bei Familie Gregoritsch. „Vor meinem Vater Werner, der das Team jetzt seit zweieinhalb Jahren betreut, hat Andreas Herzog die U21 trainiert und da durfte ich auch schon spielen.“
Für den 1,93 Meter großen Stürmer war der VfL Bochum vor seiner Unterschrift kein unbeschriebenes Blatt. „Wer sich für Fußball interessiert, der kennt doch Wosz, Freier oder den Hubschrauber Vahid Hashemian.“ Letzte Zweifel über den „Standort“ Bochum beseitigten schließlich zwei ehemalige VfL-Akteure, die heute in Diensten des FC St. Pauli stehen. Gregoritsch: „Anfangs habe ich mir mit Marc Rzatkowski im Trainingslager ein Zimmer geteilt. Der schwärmt heute noch in den höchsten Tönen von seinem Heimatklub. Auch Philipp Heerwagen ließ den VfL in mehreren Gesprächen in einem sehr guten Licht erscheinen.“
Geboren :18.04.1994 in Graz, Österreich
Größe: 193 cm
Gewicht: 84 kg
Nationalität: österreichisch
2. BL Spiele/Tore: 15/1
BL Österreich Spiele/Tore: 44/4
Länderspiele/Tore: 14/9 (U21), 3/1 (U17), 1/0 (U16)
Bisherige Vereine: 1899 Hoffenheim (seit 2012), FC St. Pauli (2013/14), Kapfenberger SV/AUT (2008-11), Grazer AK/AUT (2000-08)
Und so ging der Österreicher mit einem guten Gefühl in die Gespräche mit Sportvorstand Christian Hochstätter und Trainer Peter Neururer. „Ich war mir von der ersten Minute im Klaren darüber, dass man mir absolutes Vertrauen entgegen bringt. Dazu bedarf es allerdings auch mein Dazutun durch Leistung. Ich denke, der VfL ist für meine weitere Entwicklung ein ganz wichtiger Schritt.“
Rückblickend will er aber nicht die Zeit in Hamburg missen. „Das war mein erstes Profijahr, da bin ich mit 15 Einsätzen nicht unzufrieden.“ Aber dann sprudelt der Ehrgeiz aus ihm heraus: „Aufgrund meiner angebotenen Trainingsleistungen hätte ich schon ein paar Spieleinsätze mehr erwartet.“
Die will er nun in Bochum nachholen und dafür trifft er alle erdenklichen Vorbereitungen. „Es wäre für mich ein Albtraum, wenn ich beim Trainingsstart zwischen zwei Übungseinheiten mit dem Makler ein halbes Dutzend Wohnungen abklappern müsste.“ Deshalb wird er sich Mitte Juni schon auf den Weg nach Bochum machen, um dort in Sachen Wohnungssuche Fakten zu schaffen. „Dann habe ich keinen Stress.“
Marcel Koller hat Gregoritsch im Visier
Beim VfL ist man froh, den österreichischen Youngster, der im letzten Jahr schon von der TSG Hoffenheim an St. Pauli ausgeliehen war, ebenfalls für ein Jahr als Leihspieler an sich binden zu können. Der VfL soll sich sogar eine Kaufoption gesichert haben. Sportvorstand Hochstätter: „Michael Gregoritsch ist technisch stark, sehr schnell und im Angriff auf verschiedenen Positionen einsetzbar.“ Ganz besonders in Luftduellen dürfte sich der Hüne behaupten – Kopfballstärke ging in der abgelaufenen Spielzeit nämlich ausnahmslos von den Abwehrspielern aus. Auch Neururer ist von den Qualitäten des Linksfußes überzeugt. „Der ist hungrig, will sich beweisen und bei uns wird er dazu seine Chancen erhalten.“ Bei so viel Lob wird der 20-Jährige fast verlegen. „Ich will dem VfL mit meiner Leistung weiterhelfen. Die Bedingungen, um Leistungen zu bringen, sind hier erstklassig. Stadion, Trainingsgelände, Kabinentrakt, alles top.“
Längst steht Gregoritsch auch im Notizbuch von Österreichs A-Nationalcoach Marcel Koller. Der erklärte gegenüber RS: „Das ist ein Riesentalent, das seinen Weg machen wird. Ich werde sicher das eine oder andere Mal in Bochum vorbeischauen und ihn genau im Auge behalten.“ Koller wird nicht der Einzige sein, den es aus Österreich zu einem Besuch nach Bochum ziehen wird. Zwar ist der Angreifer immer noch Single, doch sein bester Freund – sein Bruder Matthias – wird sich, wann immer die Zeit es zulässt, auf den Weg in den Westen machen. Denn: „Er ist für mich eine absolute Vertrauensperson.“



Hinweis:
Um Kommentare schreiben zu können, musst du eingeloggt sein. Falls du noch nicht angemeldet bist, kannst du dich hier kostenlos anmelden.
Login via Facebook
Der Login via Facebook erleichtert Ihnen die Anmeldung