Zumindest, wenn er zwei Keeper auf Augenhöhe in seinem Kader hat. Das ist in Wattenscheid der Fall, das hat Christoph Klöpper zuletzt stets betont. Seit Sonntag ist aber klar: Die Nummer eins heißt fürs Erste Tim Boss.
Nach dem Freundschaftsspiel in Saarbrücken setzte sich Klöpper mit Torwarttrainer Manfred Gloger und den beiden Aspiranten zusammen. In einem längeren Gespräch wurde die Entscheidung dann besprochen. „Es ist nie ganz einfach, so etwas mitzuteilen“, sagt Klöpper – und meint damit natürlich vor allem denjenigen, der sich hinter dem Stammtorwart einreihen muss.
Benjamin Carpentier habe aber „super reagiert“ und angekündigt, weiter auf seine Chance zu lauern, berichtet der Trainer. Der 23-Jährige ist einer der beiden Spieler, die schon länger an der Lohrheide sind. Wie in den letzten zwei Spielzeiten, als er die Nummer zwei hinter Lukas Fronczyk war, muss sich der Hertener also nun auch wieder damit begnügen, nur Ersatz zu sein. Obwohl: So ganz stimmt das dann auch wieder nicht, Klöpper: „Tim bekommt das Vertrauen für das Aachen-Spiel und auch darüber hinaus. Das ist aber keine Entscheidung, die für die ganze Saison gilt, sondern für eine bestimmte Phase.“
Dafür sind die Kepper vom Leistungsvermögen einfach zu nah beieinander. „Und diese Konstellation wollten wir ja auch so“, erklärt der Chefcoach. Man habe ja keinen Manuel Neuer und einen Kreisliga-Schnapper, sondern zwei fast ebenbürtige Schlussmänner im Aufgebot.
Im Übrigen sind sich die auch in der Spielweise recht ähnlich. Sowohl Boss als auch Carpentier gelten als Torhüter der modernen Prägung, die mitspielen können und wollen. Der 21-jährige Boss indes ist ein bisschen größer als Carpentier und deshalb auch etwas sicherer bei Flanken und hohen Bällen. Auf der Linie, beziehungsweise im „Eins-gegen-eins“, verfügen beide über große Qualität.
Boss von Anfang an mit klaren Ansagen
Was am Ende auch den Ausschlag für den Zugang aus Düsseldorf gegeben haben könnte, ist sein Charakter. Mit beeindruckender Selbstverständlichkeit hat Boss sich auf dem Platz von Anfang an als kommunikativ gezeigt. Sowohl in den Trainingseinheiten als auch den Testspielen dirigierte er lautstark seine Vorderleute. Dabei gibt der gebürtige Kölner nicht nur taktische Anweisungen, sondern auch mal einen „verbalen Arschtritt“.
Einen solchen hat Carpentier zwar nicht kassiert, aber Klöpper fühlt aus einem bestimmten Grund besonders mit dem Herausforderer mit. „Was es bei uns richtig schwierig macht, ist der Umstand, dass wir einen immensen Aufwand betreiben, aber nicht viel Geld bezahlen. Erst recht gilt das für die Spieler, die nicht oft zum Einsatz kommen“, meint er mit Blick auf die leistungsbezogenen Gehalts-Vereinbarungen.
Es sei also tatsächlich eine „Härtefall-Entscheidung“ gewesen, aber die gehört zum (Mannschafts-)Sport ja nun einmal auch dazu. Gleiches gilt für den Willen zum Erfolg. Daran mangelt es weder Carpentier, noch Boss. „Ich bin ehrgeizig wie kein Zweiter“, hatte er kürzlich in einem Kurz-Porträt auf der Wattenscheider Vereins-Homepage über sich selbst gesagt.
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