Jörn Nowak

RWO-Abwehrchef schuftet für sein Comeback

Schwere Verletzungen gehören zweifellos zu den Risiken im Leben eines Sportlers. Existenzängste und einsame Stunden in der Reha geistern den meisten unerbittlich durch den Kopf. Jörn Nowak hat die Erfahrung gemacht, dass eine lange Zwangspause keinesfalls einem Weltuntergang gleichkommt. Der Abwehrchef von Rot-Weiß Oberhausen hat sich nach seinem Kreuzbandriss in die richtigen Hände begeben.

Vor mehr als fünf Monaten ereignete sich der bisher größte Albtraum im Fußballer-Leben des Jörn Nowak. Genauer gesagt war es der 15. Februar dieses Jahres, als der 28-Jährige seinen bisher schwersten Rückschlag erleiden musste. Beim Auswärtsspiel in Lippstadt kam Nowak nach einem Zweikampf in der Luft so unglücklich auf dem Boden auf, dass er sich das linke Knie verdrehte. Die bittere Folge war ein Totalschaden. Das Kreuzband, das Innenband und der Meniskus wurden in Mitleidenschaft gezogen. Es war das vorzeitige Saisonaus für den Defensivspezialisten, der sich zuvor in der Form seines Lebens befand und drauf und dran war, den Sprung in die 3. Liga zu schaffen. „Wenn ich mich nicht verletzt hätte, wäre in diesem Sommer einiges für mich möglich gewesen. Ich habe auf ein Angebot aus der 3. Liga spekuliert“, räumt der ehemalige Siegener ein. Trotz eines auslaufenden Vertrags musste sich Nowak nicht um seine Zukunft fürchten - der Familie sei Dank: „Meine Frau hat in diesem Jahr ihr Studium beendet, deshalb wären wir nicht ins Bodenlose gefallen, falls ich nicht sofort einen neuen Vertrag erhalten hätte. Aber letztlich musste es gar nicht dazu kommen“, sagt Nowak.

RWO ließ seinen Abwehrchef nicht im Stich und stattete ihn mit einem Zweijahresvertrag aus, der ihm speziell für den Heilungsverlauf seines Knies jeglichen Druck nahm. „Bei nur einem Jahr wäre die Zeit knapp geworden, um mich für einen neuerlichen Vertrag anzubieten. So kann ich mich voll und ganz auf meine Genesung konzentrieren. Dafür bin ich dem Verein sehr dankbar.“

Seit rund drei Monaten schuftet der Familienvater im Duisburger Rehazentrum „Vita-Reha“ für sein Comeback. Dort wird der Inenverteidiger fünf Mal pro Woche vom Diplomsportlehrer Uwe Schwarz und dessen Frau Britta betreut. Das Ehepaar hat es sich seit 26 Jahren zur Lebensaufgabe gemacht, verletzten Leistungssportlern zurück ins Berufsleben zu verhelfen. Wer das Reha-Zentrum betritt, trifft gleichermaßen auf Handballer, Tennisspieler oder Fußballer. Auch große Namen wie der einstige Welthandballer Sascha Tutschkin oder Jens Lehmann hatten sich früher bereits in die Hände des Ehepaares Schwarz begeben.

Als wir Jörn Nowak einen Besuch abstatteten, trafen wir unter anderem Duisburgs derzeit verletzten Mittelfeldspieler Branimir Bajic vor Ort an. Unter den Sportlern im Revier hat es sich bereits herumgesprochen, dass Athleten hier in den richtigen Händen sind. „Wir leben in erster Linie von der Mundpropaganda. Eine Homepage haben wir beispielsweise gar nicht“, erklärt Schwarz. „Bei Jörn Nowak war es etwa so, dass zuvor schon einige seiner Teamkollegen bei uns waren und sich wohlgefühlt haben. Zudem ist es hier möglich, Sportler aus allen Bereichen kennenzulernen. Dadurch sind im Laufe der Jahre einige Freundschaften entstanden.“

„Jens Lehmann hat es in viereinhalb Monaten geschafft“

Neben dem dadurch entstehenden Wohlfühlfaktor geht es nichtsdestotrotz in erster Linie um harte Arbeit. Knapp fünf Stunden am Tag arbeitet Nowak in enger Verbindung mit seinen beiden Betreuern. Das Schlimmste hat der RWO-Kicker mittlerweile hinter sich. Nowak hat das letzte Drittel der Reha erreicht und wieder die Arbeit mit dem Ball aufgenommen. Intervallläufe und Stabilisationsübungen gehören ohnehin zum Tagesgeschäft. Beim Training mit dem runden Leder spielen laut Schwarz auch Kopfbälle eine wichtige Rolle. „Kopfball-Übungen bauen wir verstärkt in das Training ein. Das ist ein psychologischer Aspekt, denn Jörn hat sich genau dabei verletzt. Wir müssen versuchen ihm die Angst zu nehmen. Das ist bei anderen Sportlern genauso“, erklärt Schwarz.

Speziell die Gefühlslage spielt eine bedeutende Rolle bei der Behandlung. Die ersten Wochen nach der Verletzung waren für Nowak eine emotionale Achterbahnfahrt. Trotz seines enormen Ehrgeizes durfte er im Sommer einige Tage im Urlaub abschalten. „Jörn befand sich in einem auslaufenden Vertragsverhältnis. Das ist immer sehr belastend. Deshalb sollte er ein paar Tage mit seiner Familie wegfahren. Es geht uns in der Reha nicht darum, Rekorde zu brechen. Jens Lehmann war nach seinem Kreuzbandriss zu Schalker Zeiten nach viereinhalb Monaten wieder fit. Viel wichtiger ist aber, dass die Sportler gestärkt zurückkommen und Folgeverletzungen vermieden werden“, unterstreicht der Diplom-Sportlehrer.

So schnell wie Lehmann wird Nowak nicht den Sprung zurück ins Mannschaftstraining schaffen. Dieses hat er für den September anvisiert. Doch sein Heilungsverlauf ist vielversprechend und dank der Betreuung des Ehepaares Schwarz wird ihm seine vermeintlich schwerste Zeit in positiver Erinnerung bleiben. „Als ich am ersten Tag hier reinkam, wusste ich nicht, was mich erwartet. Mittlerweile komme ich morgens mit einem Lächeln hier rein und gehe mit einem noch größeren hier raus.“