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Nach den Testspielen zu urteilen, hat der Kader an Qualität zugelegt, aber quantitativ ist er doch arg auf Kante genäht, viel passieren darf da wohl nicht. Spielen Sie eigentlich Poker?
Ich spiele nicht, aber ich kenne die Regeln.
Gut, weil ein Fan in einem Forum nämlich schrieb, die Situation erinnere ihn an ein Pokerspiel, und RWE ginge gerade „all in“.
Um im Sprachbild zu bleiben: Wenn man weiß, dass man einen Royal Flush hat und Chipleader ist, dann ist „all in“ ein komplett risikoloser Zug. Aber wir spielen kein Poker, sondern wir versuchen im Sinne des Vereins richtige Entscheidungen zu fällen.
Vom Start gegen Lotte scheint dieses Mal besonders viel abzuhängen, täuscht der Eindruck?
Ja! Hinten kackt die Ente.
Michael Boris hat sich am Sonntag im Stadion zur Abwehr besonders viele Notizen gemacht.
Wenn er mit seiner Sturmreihe an die Champions League-Qualität vom BVB heranreicht, dann waren das sinnvolle Notizen.
Einige merken sich momentan nur noch Rückennummern statt Spielernamen, es gab eine regelrechte Verabschiedungs-Orgie, teilen Sie eigentlich alle personellen Entscheidungen, die der Sportvorstand getroffen hat?
Zum einen steht es mir gar nicht zu, diese sportlichen Entscheidungen zu kommentieren. Gerade weil wir mehr sportliche Kompetenz im Verein haben wollten, haben wir mit Uwe Harttgen eine solche Person verpflichtet. Zum zweiten: Ich habe in der Reaktion kaum Leute wahrgenommen, die tatsächlich die sportlichen Entscheidungen in Frage gestellt haben. Diskutiert wurde ja vor allem auf einer emotionalen Ebene mit Blick auf etwa die Publikumslieblinge Willi Lemke und Vincent Wagner.
Eben jener Vincent Wagner war eine absolute Kult- und Identifikationsfigur, für viele ist mit seiner Verabschiedung der Rubicon überschritten worden. Ihre Verabschiedung von ihm fiel besonders innig aus. Was haben Sie ihm denn dabei so lange ins Ohr geflüstert?
Vincent ist und bleibt eine Persönlichkeit. Dies hat meines Erachtens vor allem mit seiner Art jenseits des Fußballplatzes zu tun, er hat ein offenes Ohr für Fans, hat sich kritischen Fragen gestellt, Probleme offen angesprochen, sich sogar als Ordner (Lotte!) verdingt und hat seinen Körper in keinem Spiel geschont. In drei Worten: Ein geiler Typ, ein richtiger Rot-Weißer. Was ich ihm genau ins Ohr gesagt habe, weiß ich nicht, ich habe mich aber dafür bedankt, dass Vincent ist wie er ist und für Rot-Weiss war was er war. Dass er das auch immer bleiben wird und wir in Kontakt stehen werden.
Wagner hat nochmal via Facebook betont, er verstehe immer noch nicht, warum er gehen musste und abgefunden wurde, obwohl er bereit war, sich als Innenverteidiger auf die Bank zu setzen.
Dass Vincent enttäuscht ist, ist doch komplett nachvollziehbar. Dass niemand hören möchte, dass sportlich nicht mit ihm geplant wird, ist doch völlig klar.
Das Thema könnte schneller aktuell werden als vielen im Verein lieb sein dürfte. Sollte bei der Verletzungssituation in der Abwehr noch irgendwas passieren, werden sie schnell laut werden, die Vincent-Wagner-Sprechchöre….
Das ist ja die Irrationalität des Fußballs. Sollen wir denn tatsächlich Entscheidungen gemäß möglicher Verletzungssituationen fällen und der Reaktion der Kurve? Wenn es danach gehen würde, würde heute Frankie Kurth im Tor stehen, würden Vincent und Alex Thamm die Innenverteidigung bilden und Ente Lippens gemeinsam mit Putsche Helmig auf Torejagd gehen. Vergangene Erfolge und die Rolle als Publikumslieblinge sind für zukünftigen sportlichen Erfolg aber völlig unerheblich.
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