Die einen sagen, es liegt am Trainer, die anderen behaupten, der Manager sei schuld. Natürlich gibt es auch welche, die beiden nichts zutrauen und das große Aufräumen fordern. Auf Schalke ist nach dem schmählichen Scheitern in der ersten Runde des Pokals mal wieder die Hölle los. „Keller raus, und Heldt auch – Tuchel soll es richten!“ So geht es in Foren ab, doch darunter mischen sich auch etliche moderate Stimmen, die nicht alles gleich verdammen wollen. Schalkes 04 Probleme liegen aktuell auch woanders.
01: Die miese Vorbereitung
Es fing mit dem Langzeitausfall von Jefferson Farfan
Jefferson Farfan» zum Profil und der schweren Muskelverletzung bei Leon Goretzka
Leon Goretzka» zum Profil an. Es folgten beinahe täglich Meldungen von neuen angeschlagenen Spielern, sodass Trainer Jens Keller bis einschließlich dem Trainingslager am Chiemsee mit einer Mischung aus vermeintlichen Stammkräften und Nachwuchskickern arbeiten musste. Noch längst sind nicht annähernd alle Spieler wieder zurück oder auf dem Weg zur Bestform, aber selbst das darf kein Grund und schon gar keine Entschuldigung für eine Niederlage bei einem – wenngleich ambitionierten – Drittligisten sein.
02: Mangelhafte Einstellung
Julian Draxler
Julian Draxler» zum Profil hat es nach der Rückkehr aus seinem Urlaub offen angesprochen. Möglicherweise habe Schalke schon wieder so viele Verletzte, weil nicht alle Spieler einen absolut professionellen Umgang mit ihrem Kapital, sprich ihrem Körper, pflegen. Nur wer konzentriert arbeitet, sich ausreichend Zeit für Behandlungen und Schlaf gönnt sowie gesund ernährt, schaffe die Voraussetzungen für Bestleistungen. Wer es schludern lässt, bei dem macht hingegen der Muskel schneller mal zu. In Dresden mangelte es den Schalkern auch an der richtigen Einstellung, trotz aller Warnungen der Verantwortlichen wurde das Duell gegen den heißen Underdog nicht angenommen.
03: Zu wenige Führungsspieler
Benedikt Höwedes war im Training ein ganz feines Tor gelungen: Mit einem Lupfer überlistete er Ralf Fährmann. Was auffiel: Höwedes jubelte so laut und herzlich, wie es in Hannover nicht schöner sein könnte. Der Kapitän tat damit auch etwas gegen die verkrampfte Atmosphäre. Gerade der Kapitän ist einer, an dem sich die anderen jetzt aufrichten könnten. Am Samstag wird Höwedes wieder von Beginn an spielen. Als Weltmeister ist sein Stellenwert innerhalb des Teams noch einmal gestiegen, dabei war selbst er in der Vergangenheit auf Schalke nicht immer unumstritten. Vor zwei Jahren saß er zum Beispiel plötzlich zu Saisonbeginn auf der Bank und hatte seinen Platz in der Innenverteidigung erst einmal verloren, übrigens auch in Hannover. Noch viel mehr in der Kritik stand Atsuto Uchida. Der Japaner ist inzwischen seit vier Jahren auf Schalke und gefühlt seit drei Jahren nörgeln die meisten Fans an „Uschi“ rum. Doch weil er hinten rechts die mit Abstand beste Wahl ist, vermissen ihn plötzlich nicht nur die weiblichen Anhänger auf dem Platz.
04 fehlende Autorität:
Wie oft haben Keller oder Heldt nach enttäuschenden Leistungen der Profis Konsequenzen angedroht, ohne dass wirklich etwas passiert wäre? Wie oft haben es Trainer und Manager in der Kabine krachen lassen, ehe doch alle wieder zur Tagesordnung übergingen? Autorität, wenn man sie überhaupt hat, geht so blitzschnell verloren. Auch jetzt hat Keller Konsequenzen angekündigt und einige wird man am Samstag auf dem Aufstellungsbogen sehen. Aber ob Stars wie Kevin-Prince Boateng, der in die Rolle eines Anführers gedrängt wird und diese auch gerne annimmt, auf die Verantwortlichen tatsächlich hören, ist eine andere Frage. Heldt nutzte das Training am Mittwoch, um auf dem Platz Einzelgespräche zu führen. Hoffentlich fruchtet die Maßnahme auch.




Hinweis:
Um Kommentare schreiben zu können, musst du eingeloggt sein. Falls du noch nicht angemeldet bist, kannst du dich hier kostenlos anmelden.
Login via Facebook
Der Login via Facebook erleichtert Ihnen die Anmeldung