Obwohl schon beim Warmlaufen der Schweiß bei den Akteuren fließt, bleibt Simon Terodde noch kurz Zeit, seinen ehemaligen MSV-Trainer Peter Neururer zu begrüßen. Letzter erinnert sich: „Ich habe ihm damals gesagt: Schön dich zu sehen, aber du spielst im falschen Trikot.“ Ein Jahr später hat sich dies geändert. Die Liebe der Eisernen zu ihrem Stürmer ist erloschen. Sein noch ein Jahr gültiger Vertrag über Nacht aufgelöst. Jetzt trägt der gebürtige Bocholter für seinen Trainer endlich das richtige Trikot. Fünf Tore in nur drei Pflichtspielen sprechen eine deutliche Sprache.
Simon Terodde, wie viele Interviews mussten Sie vor dem Spiel gegen Ihren Ex-Klub geben?
Ich habe nicht mitgezählt, aber letztlich war ich froh, dass das alles schon zur Wochenmitte war, damit ich mich seit Freitag nur auf das Heimspiel konzentrieren konnte.
Wie motivierend ist das Wiedersehen mit den Eisernen?
Es wäre gelogen, wenn ich sage: Es ist ein normales Spiel. Ich habe dort drei schöne Jahre verbracht und freue mich alte Kollegen wiederzusehen.
Gibt es noch zu Kontakte zu alten Union-Spielern?
Ja, vor allen Dingen zur Michael Parensen, der leider verletzungsbedingt in Bochum fehlt. Zur Wochenmitte allerdings haben wir vereinbart, dass der Telefonkontakt ruht. Das wird unserer Freundschaft aber keinen Abbruch tun.
Also keine negativen Gedanken an jenen Abschied in Berlin?
Überhaupt nicht! Ich betone es noch einmal: Es waren tolle Jahre und ich habe Union sehr viel zu verdanken. Besonders Uwe Neuhaus, der mich damals in die Zweite Liga gebracht hat.
Die VfL-Anhänger sind mit dem Saisonstart sehr zufrieden. Wie sehen Sie den Start?
Zwei Spiele, vier Punkte – das ist nicht die maximale Ausbeute. Wir sind noch relativ früh in der Saison und ich warne: Wenn du jetzt plötzlich gegen Union verlierst, landest du wieder im Niemandsland. Deshalb sollten wir jetzt den Ball schön flach halten und nicht abheben. Allerdings versprühe ich eine große Portion Selbstvertrauen und Konzentration im Team, und deshalb bin ich auch davon überzeugt, dass wir gegen Union gewinnen.
Im letzten Jahr trafen Sie für Union im rewirpowerSTADION – diesmal für den VfL Bochum?
Als Stürmer musst du immer so ins Spiel gehen, dass du überzeugt bist, ein Tor zu machen. Ich würde gerne treffen, um meiner Mannschaft damit zu helfen, aber ich setze mich nicht übertrieben unter Druck. Gedanken, wie ich mich nach einem möglichen Treffer verhalte, mache ich mir vor dem Anpfiff überhaupt nicht. Ich lasse es dann einfach spontan geschehen.
Von der Weltstadt Berlin ins beschauliche Bochum. Haben Sie den Quantensprung schon verkraftet?
Ja, es gefällt mir richtig gut hier. Meine Eltern können problemlos zu jedem Heimspiel anreisen, schauen auch mal beim Training vorbei und die Familie zu sehen ist wesentlich weniger aufwendig, als es in Berlin war. Ab September beziehe ich mit meiner Freundin eine neue Wohnung. Das steigert den Wohlfühlfaktor noch weiter. Bochum gefällt mir auch als Stadt. Ich bin mir sicher, dass ich mit dem VfL alles richtig gemacht habe.
Warum läuft es von Beginn an so gut in der Mannschaft?
Wir haben zwar viele neue Spieler, aber es passte vom ersten Tag an alles zusammen. Wenn von acht Neuzugängen sieben gleich in der Startelf stehen, dann hat die sportliche Führung richtig gute Arbeit geleistet. Hinzu kommt, dass einige Spieler – z. B. Jan Simunek oder Stanislav Sestak – schon eine gehörige Portion Erstligaerfahrung besitzen und wissen, wie man gut Fußball spielt.
Drei Jahre war das rewirpowerSTADION eine Grabkammer, jetzt ein Freudenhaus Wie erleben Sie die Atmosphäre?
Das ist eine wahnsinnige Stimmung. Die Leute gehen total mit, sind voll involviert und kommentieren jede Aktion auf dem Rasen. Kurz: Sie leben und lieben diesen Verein.



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