Mit seinem Lebenswerk ist er nun in die Fußballchroniken eingegangen. Der Vollblutstürmer hat mit seinem Debüt in der dritten Mannschaft des SV Herbede, das sein 779. Meisterschaftsspiel war, sowie seinem 453. Tor gleich doppelt Geschichte geschrieben. Denn Silberbach ist jetzt in ALLEN Spielklassen von der Bundes- bis zur Kreisliga C aufgelaufen und hat – ausgenommen der zweiten Liga – auch in jeder Liga getroffen.
„Es ist schön, sagen zu können, dass ich bis auf die 3. Liga, die es zu meiner Zeit noch nicht gab, überall gespielt und auch fast überall eingenetzt habe“, lacht Silberbach. Das ihm dieses Kunststück mal gelingen würde, hätte er sich das vor fast genau einem Jahr nicht erträumt. Denn im Oktober 2013 musste dem Familienvater (Tochter Charline 22 Jahre, Sohn Gianluca 19) eine neue Hüfte eingesetzt werden. „Eigentlich wollte ich nach der OP nicht mehr spielen, weil mir aber die C-Liga noch fehlte und ich fußballverrückt bin, habe ich natürlich wieder angefangen“, grinst der nimmermüde Knipser.
„Ich habe nach der Operation ein paar Kilos
zugelegt und mache nun mehr mit dem Auge“
So vollendete der Ex-Profi, der als Co-Trainer neben Marco Held auch für die Erste des SV Herbede arbeitet, die Geschichte beim 5:4-Sieg der dritten Mannschaft seines SVH gegen die Reserve der SpVgg Witten 92/30. Silberbach traf zum zwischenzeitlichen 5:3. Und wenn ein Guido Silberbach in der Kreisliga C trifft, dann nicht mit einem einfachen Abstauber. Aus 45 Metern überwand er den zu weit vor seinem Kasten stehenden Torwart. „Ich habe nach der Operation ein paar Kilos zugelegt und mache nun mehr mit dem Auge“, zwinkert Silberbach mit selbigem.
Verwundert kann sich der geneigte Fußballexperte die Augen reiben, wenn er auf die Karriere Silberbachs blickt. Als dieser als 18-Jähriger bei Phönix Bochum in der Kreisliga B begann, war nicht damit zu rechnen, dass er 29 Jahre später in die Geschichtsbücher eingehen würde. Doch über Westfalia Herne und den damaligen VfL Gevelsberg (heute FSV) führte sein Weg zur einstmals erstklassigen SG Wattenscheid 09.
Guido Silberbach, geboren am 24. Mai 1967 in Wanne-Eickel.
Größe: 1,78 m
Position: Angriff
Vereine:
1985 - 1987: Phönix Bochum (Kreisliga B)
1987 bis Dezember: Weitmar 09 (Landesliga)
Jan. 1988 - 1990: Phönix Bochum (Kreisliga A)
1990 - 1991: Westfalia Herne (Verbandsliga)
1991 - 1992: VfL Gevelsberg (Oberliga)
1992 – 1996: SG Wattenscheid 09 (Bundesliga, 2. Liga, Regionalliga, Oberliga)
1996 – 1997: FC Remscheid (Regionalliga, Bezirksliga)
1997 – 2004: SG Wattenscheid 09 (Regionalliga, Oberliga, Verbandsliga, Alt Herren)
Jan. 2005 – Dez. 2007: Vorwärts Kornharpen (Oberliga, Verbandsliga)
Jan. 2008 - 2009: Concordia Wiemelhausen (Bezirksliga)
2009 - 2011: VfB Westhofen (Bezirksliga, Kreisliga B)
seit 2011: SV Herbede (Landesliga, Kreisliga A, Kreisliga C)
Spiele (Tore):
Bundesliga: 10 (1)
2. Liga: 2 (0)
Regionalliga: 104 (29)
Oberliga: 294 (128)
Verbandsliga: 110 (74)
Landesliga: 27 (4)
Bezirksliga: 97 (28)
Kreisliga A: 67 (65)
Kreisliga B: 66 (104)
Kreisliga C: 2 (1)
Dort begann seine beispiellose Laufbahn, die er am 15. Mai 1993 krönte. Im heimischen Lohrheidestadion gastierte der 1. FC Nürnberg, Dr. Alban stürmte zu dieser Zeit mit „Sing Halleluja“ die Charts. Und Halleluja hat sich auch Silberbach gedacht, als Marek Lesniak den Ball um 17.14 Uhr zu ihm rüberspielte. Silberbach, der erst drei Wochen zuvor sein Bundesliga-Debüt gegen Borussia Mönchengladbach gefeiert hatte, machte kurzen Prozess und donnerte das Leder zum 4:1-Sieg der 09er in die Maschen.
„Ich bin sofort in die Kurve gerannt und habe mich wie ein kleines Kind gefreut. Dieses Tor kann mir keiner nehmen“, verspürt er auch heute noch eine Gänsehaut, wenn er sich an sein Bundesliga-Tor erinnert. Ach ja, wer dieses Ereignis noch einmal erleben möchte, kann bei youtube „Silberbach“ und „Wattenscheid“ eingeben und findet dort die Zusammenfassung des Spiels in der legendären Show „ran“. Silberbach gibt zu: „Das Video schaue ich mir immer mal wieder gerne an.“
Anschauen kann er sich nun auch seine ganz persönliche Erfolgsgeschichte, auch wenn es bundesweit gesehen mit Werner Rank seit 2011 schon einen Spieler gibt, der in allen Liga zum Einsatz kam. Doch das stört Silberbach nicht im geringsten. „Er hat den Weg von oben nach unten gemacht und nicht wie ich von unten nach oben und wieder zurück. Werner ist auch mit ganzem Herzen dabei und es ist doch schön, dass es so Verrückte wie uns gibt“, meint Silberbach.
Persönlich kennengelernt haben sich die beiden Kult-Kicker zwar nie, aber einmal standen sie sich als Gegner gegenüber. Es war der 28. August in der Saison 1993/94. Dynamo Dresden gastierte in Wattenscheid. Während Silberbach die 90 Minuten von der Bank aus erleben musste, wurde Rank beim 1:1-Remis eingewechselt. „Getroffen hat er gegen uns aber nicht“, grinst Silberbach verschmitzt.
Das gleiche Schicksal erlebte er auch in der zweiten Liga, der einzigen Klasse, in der er eben nicht einlochte. „Das ist im Nachhinein natürlich schade, aber ich ärgere mich nicht darüber“, berichtet Silberbach und erklärt: „Ich habe dort zwei Spiele absolviert. Franz-Josef ‚Kiki‘ Kneuper war der Trainer, ich eigentlich in der Zwoten. Weil oben aber viele Spieler verletzt waren, hat er mich hochgezogen. “
Silberbach, ein Pendler zwischen den Welten
Das ständige Wechselspiel zwischen Erster und Zweiter prägt ohnehin seine insgesamt elfjährige Laufbahn in Wattenscheid. Egal ob unter Kneuper, Hannes Bongartz, Frank Hartmann, Hans-Peter Briegel, Peter Kunkel oder Georg Kreß, Silberbach war ein Pendler zwischen den Welten. „Ich hatte immer den Nachteil, dass ich beim Alten (Wattenscheids Mäzen Klaus Steilmann, Anm. d. Red.) in der Traditionsmannschaft gespielt habe“, klärt Silberbach auf: „Der Konflikt mit der Alt-Herren-Mannschaft hat dazu geführt, dass ich oben kein Stammspieler mehr war, sondern als Goalgetter der Zweiten immer nur ausgeholfen habe.“
Warum er nicht einfach bei den alten Herren aufhörte, um seine Karriere voranzutreiben, erläutert Silberbach: „Der damalige Abteilungsleiter Manfred Behrend hatte mitbekommen, dass ich mich in Remscheid nicht wohl fühlte und wollte mich zurückholen. Weil Steilmann davon aber nicht begeistert war, dass jemand ein zweites Mal bei einem Verein spielt, haben es die beiden dann so zerhackstückelt, dass ich auf jeden Fall bei den alten Herren mitmache. Ich wollte unbedingt zur SGW zurück. Weil es mein Verein ist, habe ich das Angebot natürlich angenommen.“
„Ich möchte auf jeden Fall noch
meine 800 Spiele vollmachen!“
Dass sein Herz an der SG Wattenscheid hängt, beweisen auch die nackten Zahlen. In 353 Spielen war Silberbach 154 Mal für die 09er in fünf verschiedenen Ligen erfolgreich. „Die Quote hat kein anderer in Wattenscheid“, betont Silberbach stolz.
Über Vorwärts Kornharpen, die Bezirksligisten Concordia Wiemelhausen und VfB Westhofen landete er schließlich dank seines Bruders Jörg beim SV Herbede. Seit diesem Sommer trainiert er hier auch seinen Sohn Gianluca
Gianluca Silberbach» zum Profil. „Er ist der einzige Spieler, der die Rückennummer 24 haben darf“, schmunzelt Silberbach: „Denn das ist meine Lieblingszahl sowie mein Geburtstag. Ich hoffe, dass sie ihm Glück bringt und mein Sohnemann das fortsetzt, was ich erlebt habe. Schließlich ist es eine geile Zeit gewesen, die ich nicht missen möchte.“
Genauso wenig wie seinen aktuellen Job als Co-Trainer. Denn Chefcoach zu sein, das wäre nichts für ihn: „Viele Spieler haben heute eine andere Leidenschaft als ich früher. Wenn ich Trainer wäre, dann würden wir nur noch mit fünf Mann da stehen.“
Eine Aussage, die man sich nach 453 Toren in 779 Meisterschaftsspielen in allen Ligen erlauben darf. Allerdings will er sich damit nicht zufrieden geben, im Gegenteil: „Ich möchte auf jeden Fall noch meine 800 Spiele vollmachen. Außerdem gibt es im Kölner und Düsseldorfer Raum noch eine Kreisliga D. Vielleicht werde ich mich dort auch noch einmal anmelden, um am Ende auch in dieser Klasse gespielt zu haben.“
Doch auch ohne einen Einsatz in der dann elften Spielklasse ist Silberbachs Karriere mehr als beeindruckend und steht vollkommen zurecht in den Geschichtsbüchern. Halleluja.



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