Schalke und Dortmund haben ja mehr Gemeinsamkeiten als sie es wahrhaben wollen. In diesen Wochen vor Weihnachten gibt es eine, auf die beide wohl sehr gerne verzichten würden: Sie kriegen in der Öffentlichkeit richtig was „auf die Fresse“. Schalke nach dem 0:5-Debakel gegen Chelsea. Der BVB, nachdem er auf Platz 18 angelangt ist. Vor allem angesichts der frohlockenden Erwartungshaltung vor der Saison ist das mehr als ernüchternd. Wenn man so will: eine schöne Bescherung.
Bei Mybet kann man mittlerweile darauf setzen, dass Jürgen Klopp entlassen wird – Quote 2,7. Vor einigen Monaten wäre ein solches Angebot undenkbar gewesen, aber der Fußball ist gnadenlos. Es gibt in der Bundesligageschichte einige Parallelen von tiefen Fällen. Letztlich ist es vor allem eine verfehlte Einkaufspolitik, die das Mirakel in Gang gesetzt hat. Wurden Zorc und Co. vorher noch für ihr Händchen bei den drei Polen, bei Kagawa oder Großkreuz bejubelt, hat es, Stand heute, den Anschein, als hätten sie bei den letzten Neuzugängen überwiegend daneben gegriffen.
Es ist auch nicht abwegig, erste Anzeichen von erneuter Großmannssucht auszumachen, mit der wieder um jeden Preis versucht wird, den Bayern ebenbürtig zu begegnen. Statt das Selbstbild auf ehrliche Identifikation zu gründen, wird geldstrotzende Arroganz und Schicki-Mickitum angestrebt. Schon einmal war das so und wäre um ein Haar in der Vollkatastrophe geendet. Trotzdem bleibt es erstaunlich, wie ruhig das Umfeld bisher die Metamorphose vom erfrischend anderen Erfolgsfußball zum angstgesteuerten 08/15-Zock eines Tabellenletzten hingenommen hat. Reichen wirklich all die Umsatz- und Renditerekorde, Börsenkennziffern und Markenwerte, um den Neuzeit-BVB-Fan bei Laune zu halten?
Schalke muss diese Nibelungentreue der Öffentlichkeit eifersüchtig beäugen. Man stelle sich vor, was abgehen würde, wenn S04 auf dem letzten Platz angekommen wäre. Klar geht diese nicht endende Inkonstanz der Anhängerschaft gehörig auf den Wecker. Aber das Team hat sich, teilweise unter durchaus widrigen Umständen, zum dritten Mal für die Champions League qualifiziert. Da kann nicht alles falsch gewesen sein. Trotzdem hat Schalke nicht annähernd die Kreditlinie bei Medien und Fans, die dem BVB gewährt wird. Obwohl das letzte Derby gewonnen wurde, neun Punkte mehr und zwölf Plätze besser in der Tabelle dastehen.
Wenn im Frühjahr abgerechnet wird, werden beide schon einigermaßen auf ihre Kosten gekommen sein. Dafür steckt einfach zu viel Substanz in den Kadern. Aber beide müssen begreifen, dass jeglicher Stillstand Rückschritt ist und gerade im Revier es als ausgemachte Sache betrachtet wird, dass sich ohne Fleiß und Schweiß kein Preis einstellt. Und die riesige Zuneigung der Fans keine Selbstverständlichkeit ist, sondern eine ständige Verpflichtung sein muss.



















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