Kürzlich hat Jan Kirchhoff der Vereinszeitung “Schalker Kreisel” ein sehr schönes Interview gegeben. Dabei ging es auch darum, dass er als Jugendspieler bei Eintracht Frankfurt einst ausgemustert wurde und er seinem Vater als Trainer viel zu verdanken hat. Zwei Aussagen waren aber besonders interessant: Dass Kirchhoff, der bislang von Bayern München nur ausgeliehen ist, gerne noch lange auf Schalke bleiben möchte. Und dass er als Profi noch nie ein Tor erzielt hat, obwohl er mit 1,95 Metern eigentlich das Gardemaß für einen Kopfballspieler hat.
Böse Zungen könnten behaupten: Die Sache mit dem fehlenden Tor hat sich in der Zwischenzeit erledigt - beim 0:5 gegen Chelsea köpfte er den Ball ins eigene Netz. Es war in der bisherigen Zeit von Jan Kirchhoff auf Schalke der Tiefpunkt, doch es spricht für seine Stärke, dass dieses extrem negative Erlebnis ihn nicht umgeworfen hat. Im Gegenteil: Wenn die Königsblauen an diesem Mittwoch (20.45 Uhr, live im ZDF) beim slowenischen Meister NK Maribor um den Einzug ins Achtelfinale der Champions League kämpfen, gilt Kirchhoff als Fixpunkt der Abwehr.
Im Verbund mit Roman Neustädter und Benedikt Höwedes hat Kirchhoff als zentraler Mann der Dreierkette zuletzt in der Bundesliga die Schalker Abwehr stabilisiert. Nur drei Gegentore gab es in den drei Spielen, in denen Di Matteo auf dieses neu einstudierte System gesetzt hat. “Wir gewöhnen uns als Mannschaft immer mehr an dieses System”, findet Kirchhoff und beschreibt, dass die die Mannschaft intensiv an der Umstellung gearbeitet hat: “Wir investieren viel Zeit, um die taktischen Abläufe zu lernen, um zu wissen, wie wir den Gegner anlaufen und wie die Abstände zu sein haben.” Heute in Maribor muss es auch funktionieren. Bei einem Gegner, der in seinen beiden Heimspielen gegen Chelsea und Sporting Lissabon ungeschlagen geblieben ist - den Schalke aber bezwingen muss, um sich die Chance aufs Achtelfinale zu erhalten.
”Wir haben leider nicht mehr alles selbst in der Hand”, sagt Kirchhoff mit Blick auf den für Schalke zwingend nötigen Sieg des FC Chelsea gegen Sporting Lissabon. Weil Schalke den Ausgang dieser Partie aber sowieso nicht beeinflussen kann, rät Kirchhoff, sich allein auf das eigene Spiel gegen Maribor zu konzentrieren: “Dann schauen wir nach dem Spiel, was dabei herumkommt.”
Dieses konzentrieren auf das Wesentliche ist Kirchhoff zuletzt bemerkenswert gut gelungen. Nur vier Tage nach seinem Fauxpas gegen Chelsea (“das war ein super unangenehmer Tag für mich und die Mannschaft”) stand er gegen Mainz wieder in der Startelf und ließ sich wenig anmerken. Und am vergangenen Samstag beim 4:0 in Stuttgart machte der 24-Jährige sogar ein richtig starkes Spiel. “Wir hatten jetzt zwei Erfolgserlebnisse. Das hat mir auch persönlich gut getan”, beschreibt er seinen Wandel. Di Matteo ließ ihn nicht fallen, denn “jeder hat doch in seinem Job mal einen schwarzen Tag”, sagte der Italiener und erklärte: “Wenn man berücksichtigt, dass Jan in der Dreierkette eine Position übernommen hat, auf der er eigentlich nicht zu Hause ist, hat er da sehr gute Arbeit abgeliefert.”
Zieht S04 die Kaufoption?
Noch ist es zu früh um abzuschätzen, ob Kirchhoff nun Stabilität in seine Formkurve bekommt und sich womöglich sein Wunsch, länger als bis zum Sommer 2015 auf Schalke zu bleiben, doch noch erfüllt. Schalke hat eine Kaufoption bis zum 31. Dezember - allerdings sind die sechs Millionen Euro Ablösesumme, die darin verankert sind, derzeit keine Diskussionsgrundlage. Schalke wird eher im Frühjahr mit den Bayern neu verhandeln - wenn Kirchhoff so weiter macht wie zuletzt.
Newsfeed abonnieren
Hinweis:
Um Kommentare schreiben zu können, musst du eingeloggt sein. Falls du noch nicht angemeldet bist, kannst du dich hier kostenlos anmelden.
Login via Facebook
Der Login via Facebook erleichtert Ihnen die Anmeldung