Ein aktueller Blick auf die Tabellen macht das Ausmaß des Desasters offenkundig. VfB Stuttgart, Borussia Dortmund, der Hamburger SV, Werder Bremen, dazu FC St. Pauli und 1860 München in Liga zwei – die Tradition ist am Ende. Stattdessen frohlocken Gebilde, die man vor zehn Jahren noch in Witztabellen aufführte, um vor einer möglichen Überkommerzialisierung zu warnen: Audi Ingolstadt, VW Wolfsburg, SAP Hoffenheim, Red Bull Leipzig – sehr lustig.
Die Konzernbosse haben ihrem Kartenspiel „Meine Yacht, mein Gestüt, mein Jet“ nun „mein Verein“ hinzugefügt. Und mögliche Ironie hinsichtlich der weiteren Entwicklung und dem baldigen Einstieg ins Geschäft von Google etc. bleibt einem mittlerweile eher im Halse stecken. Klar können sie, wenn sie wollen.
Was bleibt denen, die mit ihren Klubs groß geworden sind, die irgendwie zur Familie und zur eigenen Biografie gehören, mit denen man schöne Siege feierte und böse Niederlagen wegsteckte? Wir können meckern über die Fehler unserer Klubbosse oder auf eine bessere Zukunft hoffen, was wir ja immer schon am besten konnten. Ansonsten müssen wir uns verarschen lassen von den Typen in den gebügelten Fanschals der Plastikklubs. Oder von Mathias Sammer, nach dem die anderen Vereine eben alles falsch machen. Als könnte jeder mal eben 30 Weltklassespieler im Kader haben und wenn das immer noch nicht reicht, der Konkurrenz die besten Spieler unter dem Arsch wegkaufen.
Machen wir uns nichts vor: Fußball ist ein Drecksgeschäft geworden, in dem der, der am meisten Kohle hat, am Ende vorne ist. Von wegen: Man weiß nicht, wie es ausgeht.
Schlimm ist, dass die meisten Fans das alles irgendwie in Ordnung finden. Aber es kommt der Tag, da wird zumindest der harte Kern, der im Stadion für die Atmosphäre sorgt und den Unterschied zwischen Tradition und Plastik macht, von Süd bis Nord mit einer Stimme fordern: Gebt uns unser Spiel zurück!
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