Dass er aber nicht nur fachchinesisch spricht und sich nach drei Monaten im Amt im Ruhrpott richtig heimisch fühlt, zeigte Schalkes Trainer am Sonntag beim traditionellen Neujahrsempfang der Königsblauen.
Wie in jedem Jahr führte die erste Dienstreise der Knappen zu den Schalker Fans. Di Matteo machte mit seinem Co-Trainer Attilio Lombardo beim Fanclub „GEsindel auf Achse e.V.“ in einem Duisburger China-Restaurant Station.
Rückkehr zur Viererkette denkbar
Zwei Stunden mussten die rund 100 S04-Anhänger auf ihren Trainer warten, weil sein Flieger nach dem Familienurlaub in London Verspätung hatte. Entschädigt wurden sie durch einen gut aufgelegten Coach. Den kleinen Exkurs in den Schalker Sprachgebrauch (Ein Fan: „Ich duze hier seit 40 Jahren alle Trainer, das mache ich auch bei dir, Roberto“) lächelte er locker weg – und hielt sich nach einigen Wacklern daran. Für die Rückrunde kündigte er eine flexiblere Ausrichtung der Mannschaft an. „Es kann sein, dass wir wieder mit einer Vierer-Abwehrkette spielen. Wir werden im Trainingslager beides trainieren“, erklärte Di Matteo.
Keine guten Nachrichten brachte er von den abwesenden Spielern mit. „Keiner der langzeitverletzten Spieler wird in Doha mit der Mannschaft trainieren können, außer Kevin-Prince Boateng“, verriet er. „Jefferson Farfan bleibt ganz zu Hause, bei ihm dauert es noch, bis sich sein Knie nach dem Knorpelschaden wieder erholt. Leon Goretzka wird mitfahren, aber Einzeltraining absolvieren, ihm geben wir die Zeit, die er braucht. Matip wird auch nicht dabei sein“.
In Sachen Matija Nastasic hielt sich Di Matteo noch bedeckt („ich möchte ihn haben, aber andere auch“), weitere Neuzugänge erwartet er nicht. Dass es in seinem Team noch einiges zu tun („Spielaufbau, Defensivorganisation, Kondition“) gibt, ist ihm nicht entgangen.
"In England gibt es diese Fannähe nicht"
Für Di Matteo, der bereits im Dezember bei der Mythos-Tour mit Ingo Anderbrügge durch den Stadtteil Schalke erste Erfahrungen mit der speziellen Kultur seines Arbeitgebers gemacht hatte, war es so etwas wie der zweite Teil seiner Sozialisierung („aus Italien kenne ich das, aber in England gibt es diese Fannähe nicht.“), Berührungsängste hatte er keine. Und kündigte eine Grubenfahrt an: „Das möchte ich auf jeden Fall machen.“
Süß-sauer ist anders. In Duisburg zeigte der Sohn italienischer Gastarbeiter aus der Schweiz, dass er nicht nur der kühle und im aufgeregten Schalker Umfeld mitunter wohltuend zurückhaltende Analytiker ist. Regelrecht geschockt wirkte er, als das Gerücht aufkam, er habe den Profis untersagt, nach dem Training Autogramme zu schreiben. „Das stimmt nicht, die Nähe zu den Fans ist mir sehr wichtig.“ Und bat gleichzeitig um Verständnis, die letzten beiden Einheiten vor dem Spiel weiterhin geheim zu absolvieren.
Für das Team kündigte er dagegen nach den Desastern mit Tranquillo Barnetta und Christian Fuchs in der Hinrunde Verhaltensregeln für die sozialen Medien an: „Da wird sich etwas ändern.“
Am Ende feierten die Fans ihren „Roberto“, als habe er ihnen bereits die Champions-League-Qualifikation zwischen die Essstäbchen gelegt. Für die lange geschundene Schalker Seele ist die Zementierung als Nummer eins im Pott ohnehin das lohnendere Ziel in der Rückrunde. Quasi die Sahne auf der Torte. Oder der Honig auf der Back-Banane.




Hinweis:
Um Kommentare schreiben zu können, musst du eingeloggt sein. Falls du noch nicht angemeldet bist, kannst du dich hier kostenlos anmelden.
Login via Facebook
Der Login via Facebook erleichtert Ihnen die Anmeldung