Schalke 04 und Bor. Dortmund

Von Facebook über Vine bis Sina Weibo

Was in der „wahren“ Tabelle der Bundesliga für S04 noch ein wenig Wunschdenken und für den BVB derzeit nur ein Traum ist, ist in der Digitalen Bundesliga Realität. RevierSport hat die Rangliste der deepblue networks AG (Grafik siehe unten) zum Anlass genommen, bei den für die beiden großen Revierklubs zuständigen Mitarbeitern nachzufragen, wie der Stand der Dinge in Sachen neue Medien ist und wohin die Reise bei Facebook, Twitter und Co. geht.

„Das Smartphone ist heute der Klebstoff zwischen Verein und Fan“, schreiben die Networker aus Hamburg. „Viele Vereine haben das verstanden und bieten ein solides Produkt, basierend auf mehr oder weniger exklusiven Informationen an. Die Bundesliga ist aber besonders in diesem Bereich gefragt, das nächste Level zu erreichen – damit die Plattform attraktiv für Sponsoren wird.“

Tobias Schmidt und David Görges, Leiter der Club Media auf Schalke beziehungsweise beim BVB, bewerten die Tabelle der Digitalen Bundesliga als schöne Spielerei, sehen sie aber sicher nicht als repräsentative Studie über die Aktivitäten der Klubs in dem Bereich an. „Es ist schön, in solch einem Ranking weit vorne zu stehen, aber uns geht es nicht um Platz zwei in der Tabelle der Digitalen Bundesliga, sondern um den Austausch mit unseren Fans“, betont Schmidt.

Angebot und Zukunft:

Schalke:

„Nachdem wir in letzter Zeit unser Kanalportfolio deutlich ausgeweitet haben, legen wir den Fokus auf drei Themen: Interaktion, Internationalisierung und Innovation. Wir wollen am Puls der Zeit sein und sehen Club Media als einen etablierten Eckpfeiler der modernen Kommunikation. In der heutigen Welt werden digitale Inhalte zunehmend mobil und in Echtzeit abgerufen. Im Trainingslager in Katar setzen wir mit Pageflow dabei erstmals ein innovatives Tool ein, um das Trainingslager als Multimedia-Reportage aufzubereiten.“

BVB:

„Der Fokus liegt im Bereich Fanbindung und -gewinnung. Wir freuen uns darüber, dass wir bereits eine sehr große Fanbasis haben, mit der wir auf allen relevanten sozialen Plattformen interagieren können und glauben zudem über diesen Weg noch mehr Menschen für Borussia Dortmund zu begeistern; der Reichweitenzuwachs ist daher ein wichtiges Ziel. Im Rahmen der Internationalisierung sind wir auf den großen chinesischen Netzwerken Tencent Weibo und Sina Weibo aktiv. Über Facebook und Twitter können wir zudem in Japan und China lokalisierte Nachrichten verbreiten.“

Social-Media-Stars:

Schalke:

„Da muss man zuerst Atsuto Uchida nennen. ‚Uschi‘ kommt deshalb so überragend gut in den sozialen Netzwerken vor allem in seiner Heimat an, weil er sehr gut Fußball spielt, die Fans in Japan sehr internetaffin sind und er zudem Merkmale zu erfüllen scheint, die ihn zu einem David Beckham Asiens machen. Julian Draxler und Benedikt Höwedes werden ebenfalls stark nachgefragt, sicher auch aufgrund ihrer Teilnahme an der WM. Auch Kevin-Prince Boateng hat eine hohe Zahl an Followern in sozialen Netzwerken.“

BVB:

"Marco Reus hat mit 11,3 Mio. ‚Likes‘ die erfolgreichste Facebook-Seite. In Japan ist Shinji Kagawa natürlich der erfolgreichste Spieler. Als wir ihn 2014 erneut verpflichtet haben, haben wir einen großen Wachstum in Japan erlebt und unsere Aktivitäten dort seitdem natürlich stark ausgebaut. Das hat sich auch auf unsere Trikotverkäufe in Japan niedergeschlagen. 2010/11 hat es für insgesamt alle Fußballvereine einen enormen Boom im Bereich der sozialen Netzwerke gegeben. Das ist wie eine Rakete nach oben geschossen und jetzt – um im Bild zu bleiben – lässt der Schub ein wenig nach. Wir haben nun eine Phase der Verstetigung der digtialen Kanäle, bei der es vor allem darum gehen wird, sich über die Qualität der Inhalte weiterzuentwicklen, um neues Wachstum zu generieren.“

Spielregeln für Spieler:

Schalke:

„Die Nutzung sozialer Medien unterliegt bei uns bestimmten Richtlinien. Dabei geht es nicht um Zensur. Die Spieler sollen uns vorher ihre Posts nicht zur Freigabe vorlegen. Social Media lebt von Authentizität und Emotionalität. Wir möchten keine Verbotskultur, sondern vielmehr Leitplanken setzen. Manche Klubs legen beispielsweise fest, dass grundsätzlich keine Bilder aus sensiblen Bereichen veröffentlicht werden dürfen, aber das Kabinenselfie vom WM-Finale mit Angela Merkel hat gezeigt, wie sehr solche Szenen nachgefragt werden. Die Spieler müssen allerdings wissen, dass alles, was sie posten, sofort öffentlich ist und am nächsten Tag auch auf Seite 1 der Zeitung stehen kann.“

BVB:

„Wir glauben, dass eine zu starke Reglementierung mit einem Verlust von Authentizität einhergehen kann; und das wäre fatal für den Charakter der sozialen Kanäle. Allerdings besprechen wir mit den Spielern individuell die grundsätzlichen Verhaltensweisen auf diesen Plattformen. Bisher haben wir nahezu ausschließlich positive Erfahrungen mit unseren Spielern gemacht.“

Spielregeln für User:

Schalke:

„Bei uns gibt es eine Netiquette, die den Austausch in unseren sozialen Netzwerken regelt. Wir würden aber nie Inhalte löschen, die zum Beispiel Kritik an der sportlichen Situation äußern. Reine Beleidigungen und Diffamierungen bleiben jedoch in der Regel nicht stehen, und Spam-Inhalte werden umgehend kommentarlos gelöscht.“

Fazit:

Schalke und der BVB sind in Sachen Social Media sehr gut aufgestellt und bauen ihre Aktivitäten im Netz stetig weiter aus. Gerade durch die jüngsten Erfolge mit der Meisterschaft 2011, dem Double 2012 und dem Erreichen des Champions-League-Finals 2013 hat Borussia Dortmund den Nachbarn allerdings nicht nur in Umsatzkennzahlen, sondern auch auf Facebook, Twitter und Co. deutlich hinter sich gelassen. Schalke kann allerdings nach dem gewonnenen Derby in der Hinrunde und mit Blick auf die aktuelle Tabelle aus sportlichen Gründen sicher gut damit leben.