Die Autogrammjäger sind längst ein gewohntes Bild auf Schalke. Es sind vor allem Jägerinnen, besonders solche aus Japan. Vor dem RevierSport-Interview wurde auch Joy-Lance Mickels belagert. „Ich glaube, dass mich nicht alle kennen, einige aber bestimmt. Wenn unsere japanischen Fans noch nicht wissen, wer genau ich bin, ist das aber auch nicht so schlimm“, lacht der Nachwuchsspieler, der seit dem Herbst mit den Profis trainiert.
Die Berufung in den Schalker Kader für die Champions-League-K.o.-Phase kam trotzdem überraschend: „Ich habe auch erst über das Internet erfahren, dass ich auf der Spielberechtigungsliste stehe. Dann haben mich auch die ersten Freunde darauf angesprochen und angeschrieben, und auch da konnte ich es noch immer nicht ganz glauben“, erzählt Mickels. Schließlich habe er sich dann erstmal selbst vergewissert und dann gesehen, dass er tatsächlich auf der Homepage der UEFA steht.
Champions League? Mickels macht sich keine Illusionen
Der 20-Jährige könnte also am Mittwoch gegen den Weltfußballer Ronaldo auflaufen. Illusionen macht sich der Angreifer aber nicht. „Es wäre natürlich schön, sollte ich tatsächlich gegen Real Madrid im Kader stehen, aber ich warte das in Ruhe ab“, gibt er zu Protokoll.
Joy-Lance Mickels, geboren am 29. März 1994 in Siegburg. Zwillingsbruder von Joy-Slayd Mickels, aktuell beim FC Aarau (Schweiz) aktiv.
Größe: 1,81 m
Gewicht: 85 kg
Regionalliga-Spiele: 8 (0 Tore)
U19-Bundesliga-Spiele: 34 (18)
Bisherige Vereine: VSF Amern, Borussia Mönchengladbach, FC Schalke 04.
Die Nominierung ist aber als weiterer Schritt Richtung Profi-Bereich zu werten, der größte in dieser Hinsicht war die Reise nach Katar im Januar. „Das Trainingslager hat mir definitiv einen Schub gegeben – vor allem für den Kopf. Bei der Bundesliga-Mannschaft läuft alles noch viel schneller ab, man wird richtig gefordert und muss immer hellwach sein.“
Diese Erfahrungen will Mickels nun auch in der U23 einbringen. Die steckt tief im Regionalliga-Abstiegskampf. Dass es für die Reserve in der Hinrunde nicht gut lief, mag vielleicht auch daran liegen, dass Mickels wegen einer Knieverletzung kaum zum Einsatz kam. Denn vorne drückte bei den königsblauen Amateuren (nur 18 Tore) bisher definitiv der Schuh. Aber das soll sich ja jetzt ändern. „Ich versuche jetzt, die ganze Rückrunde mitzuwirken und meinen Teil dazu beizutragen, damit wir aus dem Tabellenkeller kommen“, sprüht Mickels vor Tatendrang. „Ich will viele Tore schießen – damit wir am Ende der Saison einen guten Abschluss haben.“
Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, denn ersten Schritt will die „Reserve“ am Samstag beim SC Verl machen (14 Uhr, An der Poststraße). „Wir haben uns gut vorbereitet und ich bin guter Dinge, dass wir gegen Verl mit einem Sieg starten können, wenn wir unser Spiel durchziehen“, ist sich Mickels sicher.
Von den neuen Annehmlichkeiten muss sich der gebürtige Siegburger in der vierten Liga aber verabschieden. „Bei uns Amateuren ist ja gang und gäbe, dass wir Spieler auch selbst mit anpacken. Das war im Trainingslager schon ein bisschen anders, da wird einem Vieles abgenommen. Das ist natürlich ganz angenehm, daran könnte ich mich schon gewöhnen“, schmunzelt der langjährige Gladbacher.
„Ich wünsche mir, dass es hier auf Schalke klappt.“
Joy-Lance Mickels über seinen Profi-Traum
Sollte er den Sprung ins Profitum packen, dann ist es mit Schuhe putzen, Wasserkisten schleppen und Bälle einsammeln vorbei. Und dahin will der Offensive natürlich auch, was sonst!? „Ich habe die Hoffnung, dass ich den Sprung schaffe und Profi werde. Und ich wünsche mir, dass es hier auf
Schalke klappt.“
Obwohl er in der laufenden Spielzeit verletzungsbedingt erst auf drei (Kurz-)Einsätze bei der Luginger-Truppe kommt, ist er zufrieden mit dem Fortkommen auf der Karriereleiter. „Ich hätte nicht gedacht, dass es nach meinem Wechsel aus Mönchengladbach so schnell geht und ich jetzt schon mit den Profis ins Trainingslager fahren durfte. Das habe ich mir so gar nicht ausgemalt“, wundert sich der junge Mann, der bei den „Knappen“ einen Vertrag bis zum 30. Juni 2016 besitzt, fast selbst ein bisschen.
Als einer, zwischen der ersten und der zweiten Mannschaft hin und her pendelt, kann er vielleicht auch beurteilen, ob sich der blau-weiße Unterbau etwas von den Erstliga-Schalkern abschauen kann. Taugt das defensive Erfolgsrezept von Roberto Di Matteo, dass S04 auf Platz drei spülte, auch für „unten“? „Wenn wir hinten genauso gut stehen würden wie die erste Mannschaft und die Dinger dann mit 1:0 gewinnen, dann soll es mir recht sein – obwohl ich Stürmer bin und gerne Tore schieße. Letztlich geht es auch bei uns darum, Erfolge zu erzielen, darauf liegt das Hauptaugenmerk“, sagt Mickels. Klingt ja doch wie ein Profi, der Junge!
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